Halbe Milliarde für Tschernobyl bei Geberkonferenz

Kiew (dpa) - 25 Jahre nach der Atomkatastrophe von Tschernobyl erhält die Ukraine eine weitere halbe Milliarde Euro für eine neue Reaktor-Schutzhülle.

Bei einer Geberkonferenz in Kiew vor dem Jahrestag des Super-Gaus sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso: «Tschernobyl ist eine deutliche Erinnerung daran, dass das atomare Risiko nicht an Grenzen haltmacht. Unsere Verantwortung und unsere Solidarität sollten ebenfalls nicht an Grenzen stoppen.»

Für den Bau der Schutzhülle seien weitere 700 Millionen Euro nötig, sagte Barroso. Bislang sind nach Angaben des Chernobyl Shelter Fund 864 Millionen Euro für den Bau der Schutzhülle geflossen. Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch rief zu gemeinsamen Anstrengungen auf. «Tschernobyl war eine Katastrophe für die ganze Welt, und die ganze Welt muss bei den Arbeiten helfen», sagte er.

Atomexperten forderten unterdessen, den noch immer im Reaktor liegenden Kernbrennstoff zu bergen. «Das wird noch wesentlich komplizierter, gefährlicher und teurer als jede neue Schutzhülle», sagte Tobias Münchmeyer von Greenpeace der Nachrichtenagentur dpa. Es sei ein «Skandal», dass weder die Ukraine noch die internationale Gemeinschaft an einem Konzept für die Bergung der 180 Tonnen Kernbrennstoff aus dem Reaktor 4 arbeiteten.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief in Kiew bei einer Konferenz über Atomsicherheit dazu auf, die Sicherheitsgarantien für die Bevölkerung zu erhöhen. «Dies ist ein Moment tiefer Besinnung», sagte Ban. «Wir müssen entscheiden, wie wir zugleich Atomenergie und weltweite Sicherheit gewährleisten können. Wir brauchen ein weltweites Umdenken.»

Die Geberkonferenz sammelte nach Angaben der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) vorläufig 550 Millionen Euro. Mit 120 Millionen Euro sei die EBRD der größte Einzelspender, hieß es. Die Bundesregierung will sich mit weiteren 42,4 Millionen Euro beteiligen. Damit habe Deutschland insgesamt mehr als 100 Millionen Euro für Tschernobyl-Projekte beigesteuert, sagte der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jürgen Becker.

Barroso sagte 110 Millionen Euro von der EU zu. Russland will in diesem und im nächsten Jahr 45 Millionen Euro in Tschernobyl-Projekte investieren. Die Ukraine selbst zahlt nach Angaben Janukowitschs 19 Millionen Euro. Der neue Sarkophag soll verhindern, dass weitere radioaktive Strahlung entweicht. Der bisherige Mantel ist undicht und droht einzustürzen.

Die wichtigste Aufgabe sei, dass der Sarkophag bis 2015 fertig werde, sagte EU-Kommissar Andris Piebalgs bei einem Besuch der atomaren Sperrzone. Die EU werde die Ukraine bei dem Bau weiter unterstützen. An diesem Mittwoch will auch Ban Ki Moon den zerstörten Reaktor besichtigen.

Am 26. April 1986 war der Reaktor 4 des Atomkraftwerks explodiert. Danach wurde eine radioaktive Wolke freigesetzt, die über weite Teile Europas zog. Neben der Ukraine war vor allem Weißrussland, aber auch Russland von der Strahlung betroffen.

Die autoritär geführte Ex-Sowjetrepublik Weißrussland plant bis 2017/18 ungeachtet der schweren Strahlenschäden mit russischer Hilfe für rund 6,3 Milliarden Euro ein erstes Atomkraftwerk. Der Neubau in Ostrowez im Gebiet Grodno liegt nahe der Grenze zu den EU-Mitgliedern Polen und Litauen. Die weißrussische Führung verbot aus Angst vor Protesten eine traditionelle Tschernobyl-Gedenkveranstaltung.

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EBRD-Projekt Sarkophag
Atom / Geschichte / Tschernobyl / Ukraine
19.04.2011 · 17:18 Uhr
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