Guttenberg begleitet Verwundete nach Deutschland

Termes/Berlin (dpa) - Die vier bei Kämpfen in Nordafghanistan getöteten deutschen Soldaten stammen allesamt aus Süddeutschland. Darunter sei auch ein hochrangiger Bundeswehrarzt, ein 33-jähriger Oberstabsarzt aus Ulm in Baden-Württemberg, hieß es am Freitag aus der Bundeswehr.

Zudem kamen ein 38-jähriger Major aus Weiden in der Oberpfalz (Bayern) sowie ein 32-jähriger Hauptfeldwebel und ein 24-jähriger Stabsunteroffizier aus Ingolstadt (Bayern) bei dem Angriff der radikal-islamischen Taliban auf eine Bundeswehr-Patrouille am Donnerstag ums Leben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte sich trotz der zweiten tödlichen Attacke auf die Bundeswehr innerhalb von zwei Wochen demonstrativ hinter den Afghanistan-Einsatz. «Ich weiß, dass viele Menschen Zweifel haben, ob der Einsatz richtig ist», sagte Merkel während ihrer USA-Reise. «Doch ich will auch sagen, dass ich ganz bewusst hinter diesem Einsatz stehe, damit das Land stabilisiert wird und selbst für seine Verantwortung sorgen kann.»

Der Oberstabsarzt und der Major sind die beiden hochrangigsten getöteten Bundeswehrsoldaten nach einem Oberstleutnant, der 2005 bei einem Anschlag in Kabul ums Leben kam. Der Zustand der bei dem Angriff verletzten Soldaten war am Freitagmorgen nach Angaben der Bundeswehr stabil. Dabei handelt es sich um einen 46-jährigen Oberstleutnant der Offiziersschule des Heeres in Dresden, einen Hauptfeldwebel (35) und ein Oberfeldwebel (27) aus Stetten am kalten Markt sowie einen Stabsfeldwebel (44) und einen Hauptfeldwebel (32) aus Amberg.

Die Verletzten werden derzeit im Lagerkrankenhaus des ISAF- Hauptquartiers für Nordafghanistan in Masar-i-Scharif behandelt, wo Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sie am Morgen besuchte. Noch am Freitag will der Minister mit den Verwundeten nach Deutschland zurückfliegen. Am Sonntag findet in Masar-i-Scharif eine Trauerfeier für die Gefallenen statt, an der Generalinspekteur Volker Wieker teilnehmen wird.

Guttenberg und Wieker hatten die Nachricht von den blutigen Kämpfen am Donnerstag auf ihrer Rückreise von einem zweitägigen Afghanistan-Besuch im usbekischen Termes erhalten. Sie waren sofort nach Masar-i-Scharif umgekehrt, um bei den Soldaten zu sein.

Der genaue Ablauf der Kämpfe in der Provinz Baghlan ist weiter unklar. Die Bundeswehr unterstützte dort eine Operation der afghanischen Armee zur Zurückdrängung der Taliban aus dem Umfeld einer wichtigen Brücke, die von der ISAF als «Dutch Bridge» («Holländische Brücke») bezeichnet wird. Drei deutsche Berater- und Unterstützungseinheiten, die in der Regel bis zu 30 Mann stark sind, waren im Einsatz.

Zuerst wurde ein gepanzertes Fahrzeug vom Typ «Eagle IV» entweder beschossen oder von einem Sprengsatz erfasst. Dass der Wagen von einer ungelenkten Rakete getroffen wurde, wie die Bundeswehr zuerst vermutet hatte, gilt inzwischen als fast ausgeschlossen. In oder um den «Eagle» starben drei Soldaten. Später wurde ein «Yak»- Sanitätsfahrzeug beschossen. Dabei wurde der Oberstabsarzt getötet. Das Gefecht dauerte insgesamt sechs Stunden.

Die innenpolitische Debatte nahm unterdessen an Schärfe zu. Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Arnold, forderte ein klärendes Wort von Bundeskanzlerin Merkel (CDU). Er sagte im Deutschlandfunk, die Bundesregierung lade mit der Debatte über die Definition des Einsatzes zu Fehlinterpretationen ein.

«Hier wird in unterschiedlicher Intensität von Krieg gesprochen, dann wird von neuer Ausstattung gesprochen, dann geht es um erweitere Handlungsspielräume der Soldaten», sagte Arnold. «Dies alles zusammen führt uns zur Sorge, dass die Koalition möglicherweise eine veränderte Strategie will.» Seiner Ansicht nach ist ein verändertes Bundestagsmandat für den Einsatz nicht nötig - wenn die Regierung Klarheit schafft.

Der SPD-Fraktionschef im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier, wandte sich am Freitag im ARD-«Morgenmagazin» gegen einen überstürzten Ausstieg aus dem Afghanistan-Einsatz: «Wir sind nicht kopflos hineingegangen, und wir dürfen jetzt nicht kopflos hinausgehen.» Wie eine repräsentative Infratest-dimap-Umfrage für die ARD ergab, wünschen sich jedoch 70 Prozent der Bürger einen möglichst schnellen Abzug der Bundeswehr vom Hindukusch.

Konflikte / Bundeswehr / Afghanistan
16.04.2010 · 10:53 Uhr
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