Gray Zone Warfare im Test: Willkommen im Dschungel des Wahnsinns
Stell dir vor, du bist im Dschungel, umgeben von dichten Bäumen und dem Geräusch von fernen Schüssen. Das Adrenalin pumpt durch deine Adern, während du mit deinem Squad auf feindliches Gebiet vorrückst. Auf dem Spiel steht mehr als nur deine digitale Ehre. Das ist die Welt von Gray Zone Warfare, einem militärischen Multiplayer-Shooter, der sich klar an Hardcore-Spieler richtet. Dieses Spiel ist alles andere als ein gemütlicher Ausflug in die Natur – es ist ein Überlebenskampf, bei dem du jede Kugel zählst und jeder Schritt dein Letzter sein könnte. Und genau das macht es so unglaublich fesselnd, zumindest für die, die keine Angst vor ein bisschen Schmerz haben. Vergiss Call of Duty: Warzone’s DMZ-Modus; hier geht’s zur Sache, und zwar so richtig!
Die erste Kugel vergisst man nie
Ganz ehrlich, Gray Zone Warfare versucht gar nicht erst, dir den roten Teppich auszurollen. Dieser Titel ist für die ganz Harten, die den Hardcore Realismus im Extraction Shooter suchen. Du fragst dich nicht, ob du lieber 7.32 Parabellum- oder Vollmantelgeschosse nimmst, sondern warum zum Teufel 5.56x59mm-Patronen nicht in ein Magazin für 5.56x72mm passen. Solche Details sind hier Alltag. Und weißt du was? Für diese spezielle Nische, die auf solche Feinheiten steht, liefert das Spiel im aktuellen Early Access-Zustand ziemlich gut ab – zumindest, wenn es nicht gerade abstürzt, Treffer nicht registriert oder die Performance in die Knie geht.

Mit deinem bis zu vierköpfigen Squad tauchst du in feindliches Gebiet ein. Die Missionen sind auf den ersten Blick eher simpel: Erledige Aufgaben, schalte KI-Gegner aus, sammle Ausrüstung oder Quest-Gegenstände und bring sie sicher zurück ins Lager. Klingt easy, oder? Ist es aber nicht. Stirbst du auf dem Schlachtfeld, ist alles weg. Einfach so. Du spawnst leerhändig zurück im Camp. Und genau das ist das Geniale daran: Jeder Tod hat Gewicht. Du spürst es. Du kannst zwar oft versuchen, deine Leiche wiederzufinden und dein verlorenes Zeug zu bergen, aber das ist ein riskantes Spiel. Andere könnten dir zuvorkommen, oder du stirbst beim Bergungsversuch gleich noch mal. Und zack, ist dein Body weg. Das erzeugt eine Spannung, die süchtig macht. Dieser Kreislauf aus „Einsatz, Kampf, Extraktion“ ist unglaublich packend, vor allem, weil das Kampfsystem echt herausfordernd und der Reiz nach immer besserer Ausrüstung unwiderstehlich ist.
Willkommen im Dschungel: Wenn die Feinde keine Scherze verstehen
Die ganze Szenerie und auch die Ausrüstung erinnern stark an die Vietnam Ära. Und passend dazu ist das Überleben da draußen knüppelhart. Die Gegner, egal ob KI oder menschliche Spieler aus anderen Fraktionen, sind aufmerksam und treffen dich mit tödlicher Präzision, wenn du ihnen auch nur die kleinste Chance gibst. Das Gefühl der Gefahr ist spürbar, greifbar und verdammt aufregend. Du bist keine unbesiegbare Kampfmaschine, sondern ein menschliches Wesen aus Fleisch und Blut, das sich vor Kugeln in Acht nehmen muss.
Die Gegner stecken auch ganz schön was weg. Manchmal fragt man sich, ob die aus Beton sind, so viele Kugeln und sogar Stichwunden scheinen sie wegzustecken. Ein Teil davon liegt am ambitionierten, realistischen Schadenssystem von Gray Zone Warfare. Hier gibt’s keine läppischen „Lebenspunkte“. Stattdessen wird versucht, die tatsächlichen Auswirkungen von Wunden zu simulieren. Du kannst einen Bösewicht nicht einfach erledigen, indem du ihm in die Gliedmaßen oder den Großteil des Torsos schießt. Aber ein präziser Schuss in die richtige Stelle der Brust oder direkt in den Kopf? Bingo! Das erhöht die Bedeutung von wirklich genauer Schussplatzierung, und das liebe ich. Es ist anspruchsvoller und viel lohnender, wenn du in diesen „John Wick“-ähnlichen Zen-Zustand verfällst und deine Gegner mit tödlicher Präzision dezimierst.

Aber wenn du selbst unter Beschuss stehst, zeigt sich leider auch, wo Simulation und Spielspaß manchmal auf Kriegsfuß stehen. Klar, du kannst oft nicht-tödlichen Schaden wegstecken und noch ein bisschen länger kämpfen. Aber diese Wunden bleiben, und es ist ziemlich üblich, nach einem gewonnenen Feuergefecht einfach zu verbluten. Es gibt zwar medizinische Optionen wie Bandagen, Schienen und Medikamente, aber selbst wenn du den drohenden Tod erfolgreich abwehrst, ist dein verwundeter Krieger extrem eingeschränkt und der Spaßfaktor sinkt rapide.
Das Waffenhandling ist absurd detailliert. Du kannst Deine M4 auseinanderschrauben, mit über einem Dutzend Teilen neu zusammenbauen, optisch tunen und taktisch optimieren. Klar, das ist der feuchte Traum für Waffenliebhaber. Für Neulinge ohne Waffenschein ist es dagegen eher ein frustrierender Bausatz aus der Hölle. Aber wenn Du es einmal raus hast, wird das Basteln zur Sucht. Die erste perfekt konfigurierte Waffe ist wie der erste eigene PC: Man will sie allen zeigen und nie wieder hergeben. Blöd nur, dass ein KI-Soldat mit Adleraugen Dir das Ding binnen Sekunden wieder aus der kalten Hand ballert.
Missionsdesign: spannend, aber wiederholend
Im Kern geht es bei Gray Zone Warfare um das klassische Deploy-Kämpfen-Looten-Extract-Spielprinzip. Du bekommst Aufträge von Händlern, die Dich in verschiedene Sektoren der Karte schicken. Töte dies, sammle das, bring jenes zurück. Klingt bekannt? Ist es auch.
Aber der Unterschied liegt im Detail: Weil die Welt persistent ist und andere Spieler gleichzeitig auf der Map unterwegs sind, kann es passieren, dass Deine Missionsziele schon erledigt wurden, bevor Du ankommst. Dann heißt es: Warten auf Respawn. Und hoffen, dass kein anderer Squad die Stelle vorher abfarmt. Nervig? Ja. Realistisch? Auch.
Zudem gibt es häufig Ziele, die buchstäblich hinter verschlossenen Türen liegen, und die Schlüssel zum Öffnen sind schmerzhaft selten als Zufalls-Drops von Gegnern zu finden. Jeder Schlüssel funktioniert nur in einem bestimmten Schloss, und das ist ein häufiges Problem, dass Spieler bereits koordinierte Schlüsseltauschbörsen aufgebaut haben. Das ist ein Beweis für die wirklich hilfsbereite und unterstützende Spielergemeinschaft, die ich hier gefunden habe, aber letztendlich ist es ein Community-Band-Aid für eine unnötige, selbst zugefügte Wunde.
Grafik zum Niederknien (und nicht nur wegen Beschuss)
Technisch ist Gray Zone Warfare bereits im Early Access beeindruckend. Die Karte ist riesig – über 40 Quadratkilometer – und bietet von dichten Urwäldern bis zu trostlosen Dörfern eine beeindruckende Kulisse. Dichtes Laubwerk erstreckt sich weit und breit, und die Charaktermodelle sehen großartig aus, ebenso wie die Ausrüstung, egal ob es sich um die liebevoll nachgebildeten Waffen oder die Bauchtasche im 90er-Jahre-Stil handelt, die du ihrem früheren Besitzer „abgenommen“ hast. Es wäre leicht, dass so viel Landmasse leer wirkt, besonders da es keine fahrbaren Fahrzeuge gibt, aber hier ist es wirklich gut angelegt: Es gibt genug Platz zwischen den Kämpfen, um durchzuatmen, aber es ist dicht genug, dass die Action nie weit entfernt ist.
Städte in der Nähe von Startgebieten wimmeln von leicht gepanzerten KI-Gegnern, aber je weiter du vordringst, desto gefährlicher werden die Truppen, denen du begegnest. Schließlich gibt es in den Zonen, in denen sich die Spielerfraktionen überschneiden, einen größeren Fokus auf PvP. Die Karte nutzt die Geografie wirklich effektiv als fast natürliches Level-Auswahlwerkzeug, und ich schätze das Gefühl, selbst bestimmen zu können, welche Art von Herausforderung ich gerade annehmen möchte.
Allerdings: Performance-Probleme sind Stand jetzt der ständige Begleiter. Auch auf High-End-PCs kann es zu Framerate-Drops, Crashes und verschwundenem Loot kommen. Wenn Du beim ersten Schuss in den Nahkampf in eine Diashow abrutschst, kann das schon mal den Puls hochtreiben. Nur leider nicht auf die gute Art.
Multiplayer mit Hürden
Gray Zone Warfare ist auf Koop ausgelegt. Du bildest einen Trupp mit bis zu drei Kumpels und ziehst los. Soweit, so gut. Der Haken? Du kannst nur mit Spielern derselben Fraktion zusammenspielen.
Wer bei Spielstart also versehentlich die falsche Firma wählt, darf seinen Charakter komplett löschen, um mit Freunden zu spielen. Kein Wechsel, kein Trostpflaster. Alles weg. Progression, Ausrüstung, Missionen. Als würde man seinen WoW-Charakter löschen, weil die Gilde auf einem anderen Server ist. Autsch.

Dazu kommt: Der Unterschied zwischen den Fraktionen ist quasi null. Die gleiche Ausrüstung, die gleichen Missionen, die gleichen NPCs. Der einzige Unterschied: der Startpunkt auf der Karte. Hier wird viel Potenzial verschenkt.
„Winds of War“: Ein Hoffnungsschimmer?
Das neue Update „Winds of War“ ist der perfekte Zeitpunkt für neue und zurückkehrende Spieler, wieder ins Spiel einzusteigen. Das Update bringt ein überarbeitetes Aufgabensystem mit sich, zusammen mit über 60 neuen Orten zum Erkunden, vier neuen Waffen (SVD, MP7, Sig MCX, Beretta M9A1) und über 80 neuen Waffenteilen sowie zwei neuen Munitionstypen. Das ist schon mal eine Ansage!
Einer meiner größten Kritikpunkte am Spiel bei der Veröffentlichung war das mühsame Auffinden deiner Leiche nach dem Tod, um deine Ausrüstung zu bergen. Zum Glück wurde das behoben, und jetzt kannst du Tracking-Tags anbringen, die dir helfen, deinen Körper und dein überaus wichtiges Loadout leicht zu lokalisieren. Wenn ein anderer Spieler Ausrüstung mit einem deiner Tracking-Tags plündert, kannst du diesen verwenden, um ihn aufzuspüren und hoffentlich zu töten und deine Ausrüstung zurückzuerhalten. Diese Mechanik ist großartig und fügt der PvP-Komponente des Gameplays eine weitere Ebene hinzu. Spielst du in einem Squad, kannst du jetzt auch deinen Squad-Partner an einen abgelegeneren Ort ziehen, um seine Wunden zu versorgen, anstatt zu versuchen, ihn mitten im offenen Feld wiederzubeleben.

Eine neue Funktion namens Kampfvorposten wurde ebenfalls hinzugefügt und beeinflusst sowohl das PvP- als auch das PvE-Gameplay. Vorposten können von deiner Fraktion erobert werden. Der Vorposten wird dann von NPC-Wachen verteidigt, die feindselig gegenüber anderen Fraktionen sind, was es für diese schwieriger macht, einzustürmen und den Vorposten zu übernehmen. Es gibt sowohl große als auch kleine Kampfvorposten zu erobern, wobei große Vorposten auch einen speziellen Händler mit sich bringen, mit dem Mitglieder der kontrollierenden Fraktion handeln können. Das klingt nach mehr Dynamik und strategischen Zielen auf der Karte.
Das absolute Highlight ist aber das dynamische Wettersystem. Gray Zone Warfare ist bereits ein wunderschönes Spiel, aber das neue Wettersystem fügt nicht nur der Grafik mehrere Ebenen hinzu, sondern auch der gesamten Atmosphäre. Du musst deine Taktiken ändern, je nachdem, welche Art von Wetter das Spiel auf dich loslässt. Die Landschaft verändert sich dynamisch, wenn monsunartiger Regen vom Himmel prasselt, Reisfelder füllen sich mit Wasser und überfluten, und der Boden wird schlammig und rutschig. Deine Hydration und Energie werden schneller verbraucht, wenn es heiß und feucht ist, und Wind, Regen und Nebel beeinflussen nicht nur dein Gehör und deine Sicht, sondern auch die Sicht der NPCs, wodurch sie ihre Taktiken entsprechend anpassen. Das ist wirklich immersiv und eine große Bereicherung für das Spielerlebnis.