Globalisierung als Rettungsmodell für den Pharmahandel

Erkrankt ein Bundesbürger, muss er sich hierzulande um seine Arzneimittelversorgung keine Sorgen machen. Wenn er nicht ohnehin aus verschiedenen Apotheken im Umfeld wählen kann, ist auch ein bestelltes Medikament innerhalb weniger Stunden abholbereit, da bis zu fünf Mal täglich geliefert wird. Die Logistik der Apotheken- und Arzneimittelbranche ist nämlich hervorragend aufgestellt, zumindest für den Endkunden.
Desolate Situation bedroht den Großhandel
Hinter den Kulissen ist der Konkurrenzdruck jedoch so hoch, dass Pharma-Großhändler seit Jahren kaum noch Gewinne generieren und einige sogar rote Zahlen schreiben. Einer davon ist der Stuttgarter Konzern Celesio. Noch im vergangenen Jahr hatte der heute ehemalige Vorstandsvorsitzende Markus Pinger durch die Abstoßung diverser Firmentöchter den Imageschaden und zunehmende Verluste aus der Zeit seines Vorgängers Fritz Oesterle abzuwenden versucht. Nachdem jedoch der als Optimierer bekannte Manager gegangen war, stand der Verkauf des Unternehmens zur Debatte. Anfang diesen Jahres erfolgte dann in letzter Minute die Übernahme durch den amerikanischen Pharmakonzern McKesson.
Als Auslöser für die desolate Situation der Großhändler gilt die starke Reglementierung des Marktes. Im Gegensatz zur freien Wirtschaft ist der Pharmahandel durch gesundheitspolitische Vorgaben in seinen Möglichkeiten stark beschränkt. Bereits die Produktion rezeptpflichtiger Arzneimittel ist durch den Staat reglementiert. Die Versorgung der Apotheken mit Medikamenten ist die Hauptaufgabe der Großhändler, die allerdings bereits beim Einkauf ihrer Ware keinen Verhandlungsspielraum haben, da die Preise festgelegt sind. Lediglich die Abgabe an die Apotheken kann gesteuert werden, sodass sich Konkurrenten im Pharma-Großhandel auf dieser Ebene in einer erbitterten Rabattschlacht befinden. Langfristig können Unternehmen in einer solchen Position jedoch nicht bestehen.
Internationale Kooperationen könnten Abhilfe schaffen
Als möglicher Ausweg ist seit längerem die Öffnung des Marktes im Gespräch. Dazu gehören Bestrebungen, das Apothekenwesen soweit zu liberalisieren, dass Großhändler - wie es in verschiedenen europäischen Nachbarn bereits gang und gäbe ist - auch in Deutschland Apothekenketten betreiben dürfen. Gewinne, die den Verlust hierzulande ausgleichen sollen, werden nämlich mit eigenen Apothekenketten im Ausland erwirtschaftet. Dieser Weg führe nicht nur zur Genesung der Großhändler, sondern auch zur Konsolidierung der ebenfalls im Konkurrenzkampf befindlichen Apotheken, so Pinger. Die zu Celesio gehörenden Lloyds-Apotheken genießen nicht nur in Großbritannien und Italien einen guten Ruf, sondern befinden sich seit Ende 2013 nach Verzögerung in einer Testphase für Deutschland. In Hamburg wurde die erste Pharmazie unter dem Namen eröffnet. Von den Vorteilen der Globalisierung profitierten dabei nicht nur die Groß- und Einzelhändler, sondern auch die Patienten. Mit speziellen Service-Leistungen, die der Prävention und der Nachsorge dienen, könnten die Apotheken nah am Patienten das Gesundheitssystem stärken: ein Aspekt, der gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel von größter Bedeutung ist.

