Globale Erwärmung: Kipppunkte der Erde und ihre Folgen für Europa
Was sind Kipppunkte und warum sind sie so gefährlich?
Die globale Erwärmung bringt das Klimasystem der Erde zunehmend aus dem Gleichgewicht. Besonders alarmierend sind die sogenannten Kipppunkte, also kritische Schwellenwerte, bei denen Prozesse unumkehrbar werden und sich selbst verstärkend fortsetzen. Solche Kippelemente finden sich in verschiedenen Regionen der Welt, vom Amazonas-Regenwald bis zur Arktis. Werden diese Schwellen überschritten, können sie drastische Veränderungen auslösen, die nicht nur lokale Ökosysteme betreffen, sondern globale Auswirkungen haben – auch auf Europa und Deutschland.
Ein zentraler Aspekt ist, dass einige dieser Kipppunkte bereits bei einer Erwärmung von 1,5 Grad Celsius erreicht werden könnten, wie Studien und Experten warnen. Aktuell liegt die globale Temperaturerhöhung bei etwa 1,2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau, und Europa erwärmt sich sogar doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Das bedeutet, dass hierzulande bereits jetzt stärkere Auswirkungen spürbar sind.
Beispiele für Kipppunkte und ihre globalen Folgen
Ein prominentes Kippelement ist der Amazonas-Regenwald. Durch Abholzung und Klimawandel droht er, in eine Savanne umzukippen. Das würde nicht nur einen massiven Verlust an Biodiversität bedeuten, sondern auch enorme Mengen Kohlendioxid freisetzen, die bisher im Wald gespeichert sind. Ein weiteres Beispiel ist der Permafrost in der Arktis. Beim Auftauen setzt er Methan frei, ein Treibhausgas, das deutlich potenter ist als CO2. Laut Schätzungen könnten allein die Permafrostböden bis 2100 bis zu 200 Gigatonnen CO2-Äquivalent freisetzen.
Ebenfalls kritisch ist der Golfstrom, Teil der atlantischen Umwälzströmung (AMOC). Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass diese Strömung durch die Erwärmung und das Schmelzen von Grönlandeis geschwächt wird. Ein Zusammenbruch würde das Klima in Europa drastisch verändern, da der Golfstrom maßgeblich für die milden Temperaturen in Westeuropa verantwortlich ist. Die Folge könnte ein deutlicher Temperaturabfall in Ländern wie Deutschland sein, trotz globaler Erwärmung.
Auswirkungen auf Europa und Deutschland
Europa steht vor besonderen Herausforderungen, da die Erwärmung hier schneller voranschreitet. In Südeuropa sind Hitzewellen mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius, wie kürzlich in Spanien mit 46 Grad, keine Seltenheit mehr. Gleichzeitig nehmen extreme Wetterereignisse zu, darunter Dürren, Waldbrände und Starkregen. In Deutschland zeigt sich dies etwa in der Wasserknappheit in trockenen Sommern oder in verheerenden Überschwemmungen, wie sie 2021 im Ahrtal auftraten.
Die Erwärmung in Deutschland liegt aktuell bei etwa 2,7 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Das führt dazu, dass die Atmosphäre mehr Feuchtigkeit speichern kann – bis zu 20 Prozent mehr als früher. Dies erklärt die häufiger auftretenden Unwetter. Prognosen des Umweltbundesamtes gehen davon aus, dass die Temperaturen bis 2100 um bis zu 4,4 Grad ansteigen könnten, was Ernteausfälle, Todeshitze und kollabierende Ökosysteme zur Folge hätte.
Was bedeutet das konkret?
- Hitzewellen: Besonders ältere Menschen und vulnerable Gruppen sind gefährdet, da Städte immer häufiger unter Hitzeinseln leiden.
- Landwirtschaft: Dürren bedrohen die Erträge, etwa bei Getreide und Obst, was zu steigenden Lebensmittelpreisen führt.
- Infrastruktur: Starkregen und Überschwemmungen fordern teure Anpassungen an Gebäude und Verkehrswege.
Ein Weckruf für die Politik
Trotz der alarmierenden Entwicklungen hinkt der Klimaschutz in vielen Ländern hinterher. Deutschland verfehlt etwa die EU-Ziele zur CO2-Reduktion bis 2030 in Bereichen wie Verkehr und Gebäude. Statt in nachhaltige Lösungen wie ÖPNV oder Wärmepumpen zu investieren, drohen hohe Kosten für Emissionszertifikate, die an andere Länder gezahlt werden müssen. Die Kipppunkte mahnen, dass schnelles Handeln nicht nur notwendig, sondern überlebenswichtig ist, um die schlimmsten Szenarien zu verhindern.

