Gewerkschaftsproteste gegen Reformpläne des Arbeitszeitgesetzes
Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadis, spricht sich vehement gegen eine Reform des Arbeitszeitgesetzes aus und schließt mögliche rechtliche Schritte nicht aus. Seiner Ansicht nach sind die Flexibilisierungsoptionen in der Industrie bereits nahezu erschöpft. Zudem betont Vassiliadis, dass Änderungen im Arbeitszeitgesetz wenig Auswirkungen auf bestehende Tarifverträge hätten, jedoch den Druck auf die Arbeitnehmerseite verstärken würden.
Besonders problematisch seien die Folgen der Reform für Beschäftigte ohne tarifliche Absicherung. Vassiliadis befürchtet eine weitere Spaltung der Arbeitnehmerschaft und verweist auf die Gefahren längerer Arbeitszeiten ohne ausreichenden Gesundheitsschutz. Insbesondere in sicherheitsrelevanten Branchen wie der Chemieindustrie warnt er vor steigenden Unfallrisiken.
Im politischen Kontext sieht der Koalitionsvertrag von Union und SPD eine Reform vor, die im Hinblick auf eine bessere Work-Life-Balance die gesetzliche Höchstarbeitszeit auf eine wöchentliche Basis stellen will. Diese Veränderungen sollen den Forderungen nach mehr Arbeitszeitflexibilität im digitalen Zeitalter begegnen. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger fordert eine zügige Umsetzung und wägt die Vorteile einer angepassten Regelung ab.
Ein kontroverser Punkt bleibt die Regelung der täglichen Arbeitszeit, die aktuell auf acht Stunden beschränkt ist, jedoch unter bestimmten Bedingungen auf bis zu zehn Stunden verlängert werden kann. Die Einhaltung von elf Stunden ununterbrochener Ruhezeit ist eine weitere Bedingung, die in einigen Branchen mit Ausnahmegenehmigungen gelockert werden kann. Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, kritisiert, dass eine Abschaffung des Achtstundentags an der Lebensrealität vieler Beschäftigter vorbeigeht.

