Gestürzter afghanischer Präsident prophezeit Flüchtlingswelle

Abu Dhabi (dts) - Der von den Taliban vor einem Jahr gestürzte Präsident Afghanistans, Ashraf Ghani, warnt vor einer massiven Flüchtlingswelle aus seiner Heimat in den kommenden Monaten. "Millionen werden versuchen, aus Afghanistan zu flüchten", sagte er in seinem Exil in Abu Dhabi der "Bild am Sonntag". "Der Grund dafür ist, dass die Menschen das Gefühl der Zugehörigkeit verlieren. Sie verlieren die Hoffnung."

Nach 44 Jahren ununterbrochener Gewalt hätten die Menschen in Afghanistan genug davon, "ein Schlachtfeld zu sein". Außerdem breche das Gesundheitssystem in seiner Heimat unter der Pandemie gerade zusammen. Ghani ist davon überzeugt, dass die Mehrheit der Flüchtlinge Deutschland zum Ziel habe: "Ob sie es bis nach Deutschland schaffen, hängt auch von den Schleppern ab. Die sind Teil eines kriminellen Netzwerks, also ist es eine Frage der Erschwinglichkeit." Viele Afghanen, die in den 80er Jahren nach Deutschland gegangen seien, seien hier zu Fachleuten geworden. Ghani: "Deutschland ist das einzige Land, das ich kenne, in dem Bildung eine Pflicht und kein Recht ist. Und das duale Ausbildungssystem funktioniert außerordentlich gut." Ghani, der sich rechtlich weiterhin als Staatsoberhaupt Afghanistans betrachtet, würde es begrüßen, wenn er von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) oder von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin empfangen würde. "Wenn sie an Lösungen interessiert sind, habe ich eine Menge Ideen." Deutschland müsse ein starkes Interesse daran haben, "dass Afghanistan nicht zum globalen Zentrum radikaler Gewalt wird". Ghani weiter: "Meine zweite Botschaft wäre, dass es für Europa an der Zeit ist, die Führung im Dialog der Zivilisationen mit dem Islam zu übernehmen." Mit Blick auf die dramatischen Ereignisse in Kabul und vor allem am Flughafen der Stadt vor einem Jahr kritisierte Ghani die frühzeitige und massenhafte Ausgabe von Ausreisevisa an die Ortskräfte der NATO-Staaten scharf: "In einer bestimmten Phase war es verrückt, sich auf ihre Evakuierung zu konzentrieren, anstatt die Moral zur Verteidigung der Republik zu stärken." Der 73Jährige sieht darin einen wesentlichen Grund dafür, dass die Taliban bei der Eroberung Kabuls leichtes Spiel hatten: "Hunderte, Tausende von Menschen hatten ein Visum erhalten. Die Evakuierung war ein wesentlicher Grund für den Verlust der Moral der Sicherheitskräfte."

Politik / DEU / Afghanistan / Asyl
14.08.2022 · 00:00 Uhr
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