Geflügelpest setzt Labore unter Druck: Rasanter Anstieg beunruhigt
Die rasch ausbreitende Geflügelpest stellt eine ernsthafte Herausforderung für die deutschen Veterinär labore dar. Christa Kühn, Präsidentin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass sowohl die Landesveterinär labore als auch das nationale Referenzlabor derzeit ihre Kapazitätsgrenzen erreichen. Insbesondere die Untersuchung von Verdachtsfällen bei Wildvögeln erfahre Verzögerungen, da Ausbrüche in Geflügelhaltungen mit Vorrang behandelt werden müssen.
Kühn wies auf die besorgniserregende Anzahl an Neuinfektionen hin: Der Anstieg der Geflügelpest sei in diesem Jahr steiler als im Herbst 2020/2021, einem der massivsten Ausbruchszeiten bislang. Trotz strengerer Schutzmaßnahmen in den Betrieben finde das Virus nach wie vor seine Wege. Täglich kämen neue Ausbrüche hinzu, wodurch die seit September registrierten Fälle fast die 100er Marke erreicht haben. Knapp 1,5 Millionen Tiere seien entweder wegen Infektionen verstorben oder vorsorglich getötet worden.
Auch die Zahl der erkrankten Wildvögel zeige eine bedenkliche Wachstumsrate. Angesichts dieses Szenarios stuft das FLI die Risiken für Geflügelhaltungen, Vogelbestände und Wildvögel als hoch ein. Eine weitere Verbreitung des Virus könnte nicht nur Geflügelbetriebe, sondern auch Zoos und Wildvogelpopulationen betreffen. Den Haltern wird eindringlich geraten, die Sicherheitsmaßnahmen streng zu überwachen und zu aktualisieren.
Die Geflügelpest hat sich ebenfalls bis in das benachbarte Tschechien ausgebreitet, wo der hochpathogene Erreger H5N1 in einem Betrieb mit 20.000 Gänsen entdeckt wurde. Weitere Maßnahmen sind in einer Zuchtanlage in Lanskroun vorgesehen, um die bevorstehende Keulung von 55.000 Hühnern zu bewältigen. Kraniche und andere Wildvögel zeigen in Deutschland gravierende Sterberaten, was die Ausbreitung des Virus weiter fördert.
Damit diese nicht zu weiteren Ausbrüchen in Geflügelhaltungen führt, ist rasches Handeln bei der Diagnose und strikte Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen entscheidend. Diskutiert soll diese Thematik auch beim Antrittsbesuch von Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer am FLI-Hauptstandort auf der Insel Riems werden. Neben der Geflügelpest wird der Rundgang auch den Schutz vor Zoonosen und das Wohl der landwirtschaftlichen Nutztiere thematisieren.

