Führungswechsel bei Diageo nach Herausforderungen im Finanzbereich

Eine Ära geht zu Ende, eine neue beginnt: Bei Diageo, dem Hersteller von Guinness und Johnnie Walker, verabschiedet sich Finanzchefin Lavanya Chandrashekar nach einer dreijährigen Amtszeit, die von Herausforderungen wie Gewinnwarnungen und einem schwächelnden Aktienkurs geprägt war. Ihr Nachfolger steht bereits in den Startlöchern: Nik Jhangiani, bisheriger CFO von Coca-Cola Europacific Partners, übernimmt das Finanzruder des Spirituosenkonzerns.

Marktbeobachter wie RBC Capital Analyst James Edwardes Jones deuten diesen Wechsel als positiven Schritt, der mäßig positiv aufgenommen werden dürfte. Er hebt hervor, dass die Aktienkursentwicklung bisher teilweise von Unsicherheiten in der Finanzkommunikation und wahrgenommenen Fehltritten des Managements belastet gewesen sei. Eine Stellungnahme von Diageo zu diesen Punkten steht noch aus.

Investoren reagierten zunächst versöhnlich auf die Nachrichten: Die Aktie stieg im frühen Handel am Freitag um 1,4 Prozent, obwohl sie im vergangenen Jahr um 25 Prozent zurückgegangen war.

Besondere Sorgen bereiteten ein Profit-Warning aufgrund eines Umsatzeinbruchs von 20 Prozent in Lateinamerika, das mehr als ein Zehntel zum Umsatz von Diageo beiträgt, und ein darauffolgender Kurssturz von 12 Prozent. CEO Debra Crew musste zudem auf einem Capital Markets Day Überzeugungsarbeit leisten, da Zweifel herrschten, ob die Probleme tatsächlich auf den lateinamerikanischen Markt beschränkt seien.

Die Nachfrage nach Spirituosen, insbesondere auf dem wichtigen US-Markt, ließ zu wünschen übrig: Single-Malt-Whiskey-Verkäufe fielen im Halbjahreszeitraum bis Dezember um 27 Prozent und der Absatz von Casamigos Tequila, mitbegründet von George Clooney, sank um 14 Prozent.

Edward Mundy, Analyst bei Jefferies, vermutet geteilte Reaktionen auf den CFO-Wechsel. Einerseits sei Jhangiani ein erfahrener CFO mit starkem Kommunikationsstil und Fokus auf Cashflow, Renditen und Wachstum, was bei CCEP zu starkem Wachstum geführt habe. Andererseits könne das Risiko bestehen, dass Diageo bei einem Wechsel im CFO-Bereich von seinem organischen Umsatzziel von 5-7 Prozent abweichen könnte, um die Glaubwürdigkeit wiederherzustellen.

Diageo setzte das ambitionierte Ziel während des Covid-Pandemie-Spirituosen-Booms, als Verbraucher vermehrt zu hochwertigem Alkohol griffen – begünstigt durch während des Lockdowns angesparte Gelder und die darauffolgende Wiedereröffnung der Gesellschaft. Einige Analysten äußern jedoch die Befürchtung, dass das Ziel nach dem Ende des Booms möglicherweise zu ehrgeizig sein könnte.

Jhangiani, der im Juni dieses Jahres seine neue Rolle antritt, war seit 2016 CFO bei CCEP, die im letzten Jahr Umsätze von über 18 Milliarden Euro verzeichnete, und hatte zuvor dieselbe Position beim Vorgängerunternehmen Coca-Cola Enterprises inne. CEO Crew äußerte sich erfreut über den Neuzugang: "Ich freue mich sehr, dass Nik zu uns stößt. Er ist ein sehr erfahrener CFO mit einer bewährten globalen Erfolgsbilanz, der Wachstum über diverse Konsumgütergeschäfte und Branchen hinweg generiert hat." (eulerpool-AFX)