Frankreichs politische Bühne in Aufruhr: Misstrauen und Haushaltsdruck für Lecornu
Die französische Politiklandschaft wird derzeit von einem Spannungsfeld geprägt: Die neu formierte Regierung unter Premierminister Sébastien Lecornu sieht sich mit Misstrauensanträgen sowohl der Linkspartei als auch der nationalen Rechten konfrontiert. Die entscheidende Abstimmung in der Nationalversammlung könnte durch die am Dienstag geplante Regierungserklärung Lecornus beeinflusst werden, nachdem Präsident Emmanuel Macron ihm vor wenigen Tagen das Vertrauen erneut ausgesprochen hatte.
Die aktuellen politischen Turbulenzen verdeutlichen die fortbestehende Krise in der französischen Politik. Dem Premier obliegt es, einen Haushalt für 2024 vorzulegen, obwohl die Nationalversammlung seit den letzten Wahlen 2024 stark fragmentiert ist. Die Bildung stabiler Koalitionen, wie man sie aus Deutschland kennt, bleibt in Frankreich unüblich, und Lecornu führt bereits die vierte Regierung seit dieser Wahl.
Mathilde Panot, Vorsitzende von La France Insoumise, bestätigte die Unterstützung von Grünen und Kommunisten für den Misstrauensantrag ihrer Partei. Das Rassemblement National unter Jordan Bardella hat seinerseits einen Antrag in Zusammenarbeit mit einer rechten Splitterpartei eingereicht und plant, auch andere Anträge zu unterstützen, um Macrons Einfluss zu minimieren.
Die neue Regierung traf sich zu einer ersten Sitzung, um über den geplanten Haushaltsentwurf zu diskutieren, der am Dienstagmorgen vorgestellt werden soll. Frankreich steht unter erheblichem Druck: Mit einer Schuldenquote von 114 Prozent seiner Wirtschaftsleistung ist es in Europa eines der am stärksten verschuldeten Länder. Präsident Macron appellierte in den Medien an alle politischen Akteure, Stabilität anzustreben, und bezeichnete sie als die Ursache des politischen Durcheinanders.
Ob Lecornu das Misstrauensvotum übersteht, bleibt ungewiss. Die Unterstützung der Sozialisten hängt von Zugeständnissen in der umstrittenen Rentenfrage ab. Ein Erfolg Lecornus gilt als entscheidend für den Ruf Macrons in seiner zweiten Amtszeit bis 2027, dessen politisches Schicksal nun eng mit dem des Premierministers verwoben scheint.

