Fragen & Antworten: Wo sollen wir bis 69 arbeiten?

Berlin (dpa) - 65 Jahre, 67 Jahre, 68,5 Jahre - wer bietet mehr? Mit Berechnungen zu einer Rente ab 69 hat die Bundesbank der lebhaften Debatte über das Pensionsalter der Zukunft eine neue Zahl hinzugefügt.

So lange sollten die Leute unter Umständen ab 2060 arbeiten, damit die Rente in der älter werdenden Gesellschaft bezahlbar bleibt. Prompt kamen Proteste. «Das ist Quatsch», wettert etwa Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD). Wie berechtigt ist also der Rentenalarm?

Warum stellt die Bundesbank so unpopuläre Berechnungen an?

Nach heftigen Proteste betont die Notenbank: Sie habe sich nicht für eine Anhebung des Rentenalters ausgesprochen, sondern nur Zusammenhänge der demografischen Entwicklung erklärt. Diese sehen so aus: Die Lebenserwartung steigt. Im Verhältnis zu den Jahren in Arbeit dürfte sich die Zeit in der Rente bei den Einzelnen dadurch immer weiter ausdehnen. Zwar beschloss die große Koalition schon die schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre bis 2029. Aber auch danach ist mit einem Anstieg der Lebenserwartung zu rechnen. Ein Beitragsanstieg ist programmiert. Die Bank meint: «Wenn das Verhältnis von Ruhestands- und Erwerbsphase näherungsweise konstant gehalten werden soll, wäre (...) bis 2060 eine weitere Anhebung des gesetzlichen Rentenalters auf 69 Jahre notwendig.»

Bis wohin müsste das Rentenalter eigentlich steigen?

Auf drei Bundesbürger im Alter zwischen 20 bis 65 Jahren kommt derzeit ein über 65-Jähriger. Um das Verhältnis der Menschen im Arbeits- zu denen im Rentenalter bis 2050 konstant zu halten, müsste die Altersgrenze laut Statistischem Bundesamt bis auf 75 Jahre angehoben werden. Auch wenn man die Rente ab 67 einrechnet, steht im Jahr 2030 zwei Bürgern im erwerbsfähigen Alter ein Rentner gegenüber.

Was sollen die Menschen bis zur Altersgrenze arbeiten?

Darauf gibt es keine sichere Antwort. Die Beschäftigung Älterer liegt noch immer im Argen. Nur rund ein Drittel in der Altersgruppe der 55- bis unter 65-Jährigen ist in sozial abgesicherter Beschäftigung. 2004 waren es sogar nur 27,2 Prozent. Bei den Bauarbeitern geht nicht einmal jeder Zehnte erst mit 65 in Rente, was den IG-BAU-Vorsitzenden Klaus Wiesehügel zu der Bemerkung veranlasste: «Schon die bereits verabschiedete Rente mit 67 bedeutet für Arbeitnehmer, deren Gesundheit nicht bis 67 mitmacht, oft zwei Jahre länger Hartz IV oder heftige Abschläge bei der Altersrente.»

Was wird aus der Rente mit 67?

Geht es nach Linkspartei, Gewerkschaften, Sozialverbänden und Teilen der SPD, sollen die Leute nicht noch später, sondern wieder früher in Rente gehen können. Die Kritiker sehen in der Anhebung des Eintrittsalters ein verkapptes Rentenkürzungsprogramm. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit führe sie zwangsläufig zu mehr Altersarmut - vor allem in Ostdeutschland. Die gesetzliche Überprüfungsklausel, die ab 2010 angewendet werden soll, gilt den Gegnern als Hebel: Die ungeliebte Anhebung des Rentenalters soll doch noch gekippt werden.

Was machen andere Staaten?

Die Bundesbank nennt Dänemark als mögliches Vorbild. Was ist dort geschehen? Das faktische Renteneintrittsalter liegt hier zwischen 60 und 61 Jahren. Mehr als 60 Prozent aller Menschen zwischen 55 und 64 Jahre haben einen Job. Die staatliche, steuerfinanzierte Pension wird bei fast allen Arbeitnehmern durch private oder betriebliche Vorsorge ergänzt. Für die Zukunft des Rentensystems sieht es laut Experten in Dänemark deshalb besser aus als in den anderen EU-Ländern. Was die Bundesbank meint: Ähnlich wie in Deutschland steigt bei den Dänen das Rentenalter auf 67 Jahre. Das Parlament hat aber jetzt schon beschlossen, dass es ab 2030 zunächst um ein weiteres Jahr und dann noch weiter erhöht wird, wenn die Lebenserwartung weiter steigt.

Wie geht die Rentendebatte weiter?

Im Wahlkampf werden sich die Politiker wohl zurückhalten, die große Wählergruppe der Rentner zu verprellen. Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte erst jüngst in einem Interview gesagt: «Der jetzigen Rentnergeneration geht es insgesamt so gut wie niemals einer zuvor. (...) Die Gekniffenen sind die heute 25- bis 35-Jährigen.» SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier rückte die Äußerungen nach Protesten zurecht: «Wir dürfen keine Gruppe unserer Gesellschaft gegen eine andere ausspielen.» Doch angesichts der unumstößlichen demografischen Wahrheiten dürfte die Debatte spätestens nach der Wahl weitergehen.

Soziales / Rente
21.07.2009 · 17:34 Uhr
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