Ford setzt letzte Fahne in Saarlouis: Ein Werk verabschiedet sich
Nach 55 Jahren endet im Ford-Werk Saarlouis eine Ära: Am kommenden Freitag verlässt das letzte Fahrzeug, ein Ford Focus, die Produktionslinien. Mit einem wehmütigen Blick verkündete Markus Thal, der Betriebsratsvorsitzende, dass das Produktionsprogramm früher als geplant abgeschlossen sei. Rund 100 der beliebten Kompaktmodelle werden an diesem letzten Produktionsstag noch final montiert, bevor der ominöse Moment eintritt, in dem das finale Auto das Band verlässt.
Die Nachricht vom Produktionsende hat bei den Mitarbeitern emotionale Spuren hinterlassen, bemerkte Thal. Mehr als 15 Millionen Fahrzeuge liefen seit der Eröffnung des Werkes im Jahr 1970 vom Band, darunter Bestseller wie der Ford Escort und der Ford Focus. Das letzte Auto, Symbol für ein halbes Jahrhundert industriellen Schaffens, wird der Stadt Saarlouis für das örtliche Museum übergeben.
Die Entscheidung für das Ende der Fahrzeugproduktion traf das Werk bereits im Juni 2022, als Ford die strategische Neuausrichtung beschloss. Der Standort Valencia in Spanien erhielt den Zuschlag für die zukünftige Elektroauto-Plattform. Der Verlust der Produktion traf die Belegschaft von einst 4.600 Beschäftigten hart. Dennoch bleibt für 1.000 Mitarbeiter die Möglichkeit, weiterhin in der Fertigung von Komponenten für den europäischen Markt tätig zu sein.
Für die Zukunft der Betroffenen sorgen Vereinbarungen eines Sozialtarifvertrags ab Februar 2024, der die Weiterbeschäftigung und Qualifizierung sichert und finanzielle Einmalzahlungen beinhaltet. Mit einem Platz im Unternehmensmuseum bleibt der Ford Focus, der an diesem emotional aufgeladenen Tag das Werk verlässt, als bedeutender Teil der Saarlouiser Geschichte erhalten.

