Explosion auf polnischer Bahnlinie: Wer steckt dahinter?
Ein Sprengstoffanschlag auf eine strategisch wichtige Bahnstrecke in Polen sorgt für angespannte internationale Gemüter. Der polnische Regierungschef Donald Tusk machte Russland direkt für die Tat verantwortlich, nachdem Ermittler zwei ukrainische Staatsbürger identifiziert hatten, die seit langem Verbindungen zum russischen Geheimdienst pflegen sollen. Inmitten dieser brisanten Anschuldigungen wies der Kreml unter der Leitung von Sprecher Dmitri Peskow sämtliche Beschuldigungen kategorisch zurück.
Zur Prävention weiterer Zwischenfälle wurde auf den betroffenen Bahnstrecken die Alarmstufe Charlie aktiviert, eine Maßnahme, die in NATO-Ländern bei bestätigten Bedrohungen eingesetzt wird. Die polnische Armee erhielt die Anweisung, diese Strecken zu überwachen, um zukünftige Sabotageakte zu verhindern. Bei der Ortschaft Mika hatte ein Lokführer am Sonntagmorgen ein stark beschädigtes Gleisstück entdeckt, sodass der Zugverkehr vorübergehend eingestellt wurde. Glücklicherweise blieben sowohl Passagiere als auch Zugpersonal unverletzt.
Laut Tusk handelt es sich bei einem der Tatverdächtigen um einen Ukrainer, der bereits in der Ukraine wegen Sabotage verurteilt wurde. Beide Verdächtigen sollen im Herbst aus Belarus nach Polen eingereist sein und den Tatort über Terespol in Richtung Belarus verlassen haben. Die Sprengladung, angebracht am Gleis, detonierte am Vorabend der Entdeckung, während eines Güterzugsdurchgangs. Eine mögliche Entgleisung wurde verhindert, indem die Sprengladung lediglich einen leichten Schaden verursachte.
In einem Land, das als einer der engsten Verbündeten der Ukraine gilt, befürchtet man russische Sabotageakte als Druckmittel gegen die Partnerschaft der beiden Länder. Das polnische Eisenbahnnetz, über das zahlreiche Militärtransporte in die Ukraine laufen, ist insofern besonders gefährdet. Die mutmaßlichen Sabotageakte könnten zudem eine anti-ukrainische Stimmung in Polen schüren, indem direkt Ukrainer als Täter eingesetzt werden.
Um die Verdächtigen zu fassen, will sich die polnische Regierung an Belarus und Russland um Auslieferung bemühen. Der Kreml betrachtet diese Ansuchen und Anschuldigungen als Ausdruck blühender Russophobie und sieht darin eine übliche Reaktion Polens auf jegliche Form von Angriffen.

