Ex-Führungskraft von Google und Tesla soll Software-Herausforderungen bei VW bewältigen

Mit Sanjay Lal stellt VW nicht nur einen Tech-Experten aus dem Valley ein, sondern auch 25 Jahre Erfahrung im Bereich Software

VW holt Silicon Valley-Experten Sanjay Lal als neue Führungskraft in die Softwareeinheit Cariad.

Die Personalie offenbart erneut die Herausforderungen, denen VW bisher in der Softwareentwicklung gegenüberstand. Die vergangene Woche war geprägt von einer Razzia und einer IT-Krise die Produktionsausfälle verursachte, sowie der Entscheidung, das Zukunftsauto Trinity in Zwickau statt Wolfsburg zu produzieren.

Inmitten dieser turbulenten Ereignisse gelang es dem Management von Cariad, einen wichtigen Personalwechsel zu vollziehen. Wie das Handelsblatt aus Unternehmenskreisen erfahren hat, verkündete Cariad-CEO Peter Bosch auf einer Betriebsversammlung am Donnerstag die Anstellung von Sanjay Lal.

Der erfahrene Manager, der zuvor für Größen wie Google, Tesla und Cisco tätig war und zuletzt für das US-Elektro-Start-up Rivian eine neue Softwareplattform in Rekordzeit entwickelte, wird nun seine Expertise für den Volkswagen-Konzern einsetzen. Sein Start ist für November geplant, wie aus Unternehmenskreisen verlautet.

Eine offizielle Bestätigung vonseiten des Konzerns liegt vor.

Laut Teilnehmern der Versammlung im Berliner Zoopalast äußerte sich Bosch zuversichtlich über Lals Antritt und bezeichnete ihn als "echten Experten für das Software-definierte Fahrzeug". Zusammen mit ihm werde VW "einen Wettbewerbsvorteil entwickeln". Die Ankündigung wurde von den Mitarbeitern mit Applaus aufgenommen, als sie Lals beeindruckendem Lebenslauf zuhörten.

Lal wird als renommierter Tech-Experte auf dem Markt angesehen und verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in den Bereichen Softwarearchitektur und Infotainment. Die Personalie aus dem Silicon Valley ist ungewöhnlich für den VW-Konzern, der bislang hauptsächlich im deutschsprachigen Raum nach Talenten suchte.

Sie steht jedoch auch für einen radikalen Neuanfang bei der Krisen-Tochter Cariad, wie Konzernchef Oliver Blume bereits auf dem VW-Kapitalmarkttag im Sommer verkündete: "Wir werden unsere Einheitssoftware 2.0 neu aufsetzen."

Mit Lal an der Spitze will VW die wichtige Zukunftssoftware von Grund auf neu strukturieren.

Die neue Architektur soll unter anderem in der Lage sein, das Schnellladen in etwas mehr als zehn Minuten zu ermöglichen und weitgehend autonomes Fahren zu unterstützen. Weitere Details zur Einheitssoftware 2.0 sind derzeit noch nicht bekannt. Aus Unternehmenskreisen ist zu hören, dass VW nach wie vor eine Softwarearchitektur mit einem Zentralrechner plant, jedoch mit technischen Verbesserungen im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen von Ex-Konzernchef Herbert Diess.

Diese Pläne sind mit dem von Blume und Cariad-Chef Bosch vorangetriebenen Neustart endgültig gescheitert.

Die ursprünglichen Prognosen sahen vor, dass die Zukunftssoftware gemeinsam mit dem Prestige-Fahrzeugprojekt Trinity 2025 auf den Markt kommen sollte. Beide Projekte haben sich jedoch mehrfach verzögert.

Die neue Softwarearchitektur und Trinity sind nun frühestens für das Jahr 2028 geplant. Derzeit arbeiten Hunderte Cariad-Entwickler an dem Projekt und mit Lals Einsatz werden sich voraussichtlich ihre Prioritäten erneut verschieben.

Für Konzernchef Blume ist dies bereits der dritte große Eingriff in die Softwareentwicklung seit seiner Amtsübernahme vor einem Jahr.

Zuerst änderte er die Zeitschiene für die Entwicklung der neuen Fahrzeugsoftware und verschob wichtige Modellankündigungen in die Zukunft. Im Mai tauschte er dann beinahe den gesamten Vorstand von Cariad aus. Seit Juni leitet der ehemalige Bentley-Manager Peter Bosch die Geschicke der Tochtergesellschaft. Ab November wird Lal als Chef-Softwarearchitekt ein spezielles Hub leiten, in dem Cariad gemeinsam mit den Marken VW und Audi an jeweils zwei Software-definierten Elektromodellen arbeiten wird: eines von VW und eines von Audi.

Diese Autos werden in größerer Stückzahl produziert werden und somit massentauglicher sein als Trinity.

Mit dieser Fahrzeuggeneration möchte der Konzern sein Versprechen einlösen und zuerst die Software für neue Modelle definieren, anstatt Modelle um die bereits vorhandene Software herum zu entwickeln, wie es bislang der Fall war. Eine Besonderheit des Hubs wird sein, dass auch externe Partner direkt eingebunden werden. Als Vorbild dient die Kooperation von VW und dem Zulieferer Bosch im Bereich des automatisierten Fahrens.

Mit Lals Kontakten und Erfahrungen könnte die Palette der Partner noch weiter ausgebaut werden. So war Lal bei Google Chefingenieur für das Open-Source-Fahrzeugbetriebssystem Android Automotive, auf dem auch die aktuelle Softwarearchitektur von VW basiert. Der Experte für Infotainment-Systeme war maßgeblich an der Integration von Google in die Autos der Volvo-Tochter Polestar beteiligt.

Im VW-Konzern wird bereits seit längerer Zeit über eine mögliche Zusammenarbeit mit Google spekuliert, jedoch sind noch keine offiziellen Ankündigungen erfolgt. Nicht nur deshalb galt Lal als attraktiver Fang für das VW-Management. Er soll Teil der "Rettungstruppe" gewesen sein, die Tesla während der schmerzhaften Übergangsphase von einem Nischen- zu einem Massenhersteller unterstützte.

Bei Rivian gelang es ihm, in nur zwei Jahren eine neue Softwarearchitektur zu entwickeln. Nun wird er für VW dabei helfen, den technologischen Vorsprung von Tesla im Bereich der Elektroautos aufzuholen.

Finanzen
[Eulerpool News] · 03.10.2023 · 10:00 Uhr
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