Euro verharrt unter Druck – Zinsdifferenz zu den USA wächst
Im internationalen Währungsmarkt bleibt der Euro weiter unter Druck und konnte auch im US-Handel keine Erholung verzeichnen. Mit der Notierung von 1,0640 US-Dollar am Freitag bestätigte die Gemeinschaftswährung ihren abwärtsgerichteten Trend und erreichte den tiefsten Stand seit Anfang November des vergangenen Jahres. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs leicht geringer an als am Vortag, namentlich auf 1,0652 US-Dollar gegenüber 1,0729 US-Dollar, womit der Dollar entsprechend stärker bei 0,9387 Euro lag.
Dieser Druck auf den Euro ist insbesondere auf die wachsende Zinsdifferenzierung zwischen der Eurozone und den Vereinigten Staaten zurückzuführen. Während die EZB Anzeichen für eine potenzielle Zinssenkung im Juni aussendet, verhält sich die US-Zentralbank Federal Reserve reservierter hinsichtlich einer Lockerung ihrer derzeit straffen Geldpolitik. Die fortwährend hohe und hartnäckige Inflation in den USA sowie die wirtschaftliche Stabilität sind treibende Faktoren hinter der differierenden Zinspolitik. Die Währung eines Raumes mit steigenden Zinsen, in diesem Fall der US-Dollar, profitiert normalerweise von dieser Entwicklung.
Die am Nachmittag veröffentlichten Konjunkturdaten der USA unterstützen das Szenario einer anhaltend hohen Inflation. Umfragen der University of Michigan weisen darauf hin, dass sich die Inflationserwartungen der US-Verbraucher im April verschärft haben. Darüber hinaus übertrafen die Importpreise im Februar die Prognosen, was auf eine Zunahme der Inflation hinweist.
Ulrich Kater, leitender Volkswirt der Dekabank, merkt dazu an: "Die auffälligen Konjunkturunterschiede zwischen Europa und den USA können zu temporären Differenzen in der Geldpolitik führen. Allerdings wird sich die europäische Wirtschaft den Auswirkungen der US-Märkte auf mittlere Sicht nicht entziehen können." Er prognostiziert, dass nach einer Zinssenkung im Juni auf Seiten der Eurozone ein zusätzlicher Schritt im Herbst erfolgen wird. (eulerpool-AFX)