Investmentweek

EU will Russlands Milliarden für Kiews Krieg nutzen – droht der „Gamechanger“?

04. Oktober 2025, 22:00 Uhr · Quelle: InvestmentWeek
EU will Russlands Milliarden für Kiews Krieg nutzen – droht der „Gamechanger“?
Foto: InvestmentWeek
Juristisches Minenfeld: Belgien als Sitzstaat von Euroclear fürchtet Klagen Moskaus – die EU-Kommission arbeitet an einer Haftungsfreistellung.
Die EU erwägt, 140 Milliarden Euro aus russischen Reserven für den Ukraine-Krieg zu nutzen. Dies könnte den Verlauf des Konflikts entscheidend beeinflussen.

140 Milliarden Euro im Fokus

Die Ukraine braucht in den kommenden zwei Jahren nach Schätzungen rund 100 Milliarden Euro, um ihren Abwehrkampf gegen Russland fortzuführen. Da die USA zunehmend ausfallen, rückt Europa in die Pflicht. Ein naheliegender, aber heikler Weg: die Nutzung der eingefrorenen russischen Zentralbankguthaben bei der Brüsseler Abwicklungsstelle Euroclear.

Dort liegen 230 Milliarden Euro, von denen nach Abzug von Kreditverpflichtungen 140 Milliarden Euro liquide verfügbar wären.

Kreative Konstruktion statt Enteignung

Die EU will das Geld nicht direkt beschlagnahmen – ein rechtlicher Tabubruch. Stattdessen wird über eine Umwandlung in eine EU-Anleihe diskutiert.

könnte als Darlehen an die Ukraine weitergereicht werden. Formal müsste Kiew die Kredite zurückzahlen – faktisch aber nur, wenn Russland irgendwann Reparationen leisten sollte. Mit diesem Konstrukt versucht man, Eigentumsrechte nicht zu verletzen und dennoch handlungsfähig zu sein.

Deutsche Handschrift – Merz drängt auf Waffenhilfe

Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich vor dem Gipfel klar positioniert: Die Mittel aus den russischen Vermögen sollen ausschließlich für militärische Ausgaben verwendet werden, nicht für den Wiederaufbau.

„Es ergibt keinen Sinn, in zerstörte Infrastruktur zu investieren, solange täglich neue Bomben fallen“, heißt es in Berliner Regierungskreisen.

Das Ziel ist, vor allem die Luftabwehr der Ukraine zu stärken – eine Reaktion auf die zunehmenden russischen Drohnenangriffe.

Belgien fürchtet Klagen – EU sucht Haftungsfreistellung

Als Sitzstaat von Euroclear ist Belgien exponiert. Brüssel fürchtet, dass Moskau Klagen einreicht und Rückzahlung verlangt. Deshalb arbeitet die EU-Kommission fieberhaft an einer Haftungsfreistellung für Belgien.

Der Deal ist politisch so heikel, dass man den Beschluss nicht im kleinen Kreis fassen will. In Kopenhagen wird noch nicht entschieden – es ist ein informeller Gipfel. Die Weichenstellung erfolgt beim regulären EU-Rat Ende Oktober.

Einstimmigkeit oder Mehrheit?

Ein weiteres Problem: Ungarn. Viktor Orbán blockierte in der Vergangenheit regelmäßig EU-Sanktionspakete gegen Russland. Nun sucht man nach einer Rechtskonstruktion, die keine Einstimmigkeit, sondern nur eine qualifizierte Mehrheit erfordert. Das würde Orbáns Veto neutralisieren – eine hochpolitische Weichenstellung, die weit über diesen Fall hinausreichen könnte.

Europa rüstet auf – mit „Buy European“

Parallel diskutieren die Staats- und Regierungschefs über die Fähigkeitslücken der europäischen Armeen. In Brüssel kursiert ein Vorschlag für ein Rüstungsbudget von 150 Milliarden Euro in den kommenden zwei Jahren.

Hinzu kämen dreistellige Milliardenbeträge im nächsten Finanzrahmen. Wichtig sei, dass das Geld nicht in den USA oder Asien ausgegeben werde, betont die Kommission – die Devise lautet: „Buy European“.

Drohnenwall an der Ostflanke

Einig sind sich die EU-Staaten bei einem Vorhaben: der Errichtung eines „Drohnenwalls“ in Osteuropa. Ziel ist es, die NATO-Ostflanke besser gegen russische Angriffe zu sichern und kostspielige Raketen nicht länger auf billige Drohnen zu verschwenden. Schon der Kopenhagener Gipfel selbst steht unter massivem Schutz: Bundeswehr-Luftabwehrexperten sichern das Gelände, die dänische Regierung untersagte für die Dauer des Treffens den zivilen Drohneneinsatz.

Signal an Moskau – und Washington

Mit der Debatte will Europa zweierlei erreichen: Russland klarzumachen, dass Kiew auch in den kommenden Jahren finanziell gestützt wird – und den USA zu signalisieren, dass Europa bereit ist, selbst Verantwortung zu übernehmen. „Das Kalkül Moskaus, Europa falle den USA hinterher, geht nicht auf“, heißt es aus EU-Kreisen.

Ob die Pläne juristisch Bestand haben, ist offen. Sicher ist nur: Wenn die EU tatsächlich Russlands eingefrorene Milliarden zur Kriegsfinanzierung einsetzt, wäre es ein Präzedenzfall mit globaler Sprengkraft. Für Kiew könnte es der Gamechanger sein, den die Front dringend braucht. Für Moskau wäre es der Beweis, dass Europa bereit ist, wirtschaftliche und rechtliche Risiken in Kauf zu nehmen, um den Kriegsausgang aktiv zu beeinflussen.

Politik / Ukraine / Russland / EU-Sanktionen / Militärhilfe
[InvestmentWeek] · 04.10.2025 · 22:00 Uhr
[3 Kommentare]
Teneriffa
Santa Cruz de Tenerife (dpa) - Auf Teneriffa hat es durch eine Riesenwelle drei Tote und drei Verletzte gegeben. Bei dem Zwischenfall an einem Naturschwimmbecken im Westen der spanischen Urlauberinsel wurden mehrere Menschen ins Meer gerissen, wie der Notdienst der Kanarischen Inseln mitteilte. Eine als vermisst gemeldete Person werde außerdem gesucht. Bei den bestätigten Todesopfern handelt es […] (00)
vor 16 Minuten
Finnische Autofokus-Brille in letzter Entwicklungsphase – bald wieder Sehen ohne Grenzen?
So ziemlich jeder wird mit steigenden Alter weitsichtig. Und weil ein bedeutender Anteil der Bevölkerung dazu auch noch kurzsichtig ist, hilft die »normale« Brille dann nicht mehr weiter. Eine teure (und für viele Leute auch nervige) Gleitsichtbrille muss her – oder man endet in einem ständigen Brillenwechsel zwischen Lese- und Fernsicht. Wie schön wäre eine Brille, die sich selbst fokussiert! […] (01)
vor 7 Stunden
Thomas Gottschalk
Köln/Hürth (dpa) - Nach seinem Rückzug aus dem Fernsehen hat sich der an Krebs erkrankte Moderator Thomas Gottschalk mit einer Nachricht an sein Publikum gewandt - und deutet an, dass er nicht völlig abtauchen wird. Allerdings werde er sich in den nächsten sechs Monaten ausschließlich um seine Genesung kümmern. «Ich weiß, dass ihr das versteht und richtig findet.» Weiter schrieb der 75-Jährige am […] (03)
vor 1 Stunde
Review: Turtle Beach Burst II Pro – Gaming Maus oder graues Mäuschen
Die Turtle Beach Burst II Pro will nicht „nur“ schnell sein, sondern konsistent schneller und präziser als das, was du gewohnt bist. Das merkt man schon an der Architektur: echte 8K‑Wireless‑Polling‑Rate, ein Sensor, der nach oben wie nach unten ungewöhnlich fein skaliert, sowie ein konsequent leichtes, symmetrisches Gehäuse ohne Hohlraum-Skelet-Design. Dazu kommt eine Software, die nicht bloß […] (00)
vor 6 Stunden
Neuer Einsatz für Frank Koops: «Harter Brocken» am 25. Dezember
Der Weihnachtskrimi mit Aljoscha Stadelmann und Anna Fischer soll an den Festtagen gute Quoten holen. Am 25. Dezember um 20: 15 Uhr feiert der neue Film der beliebten Reihe Harter Brocken Premiere. In „Die Erpressung“ muss Dorfpolizist Frank Koops (Aljoscha Stadelmann) diesmal einen besonders undurchsichtigen Fall lösen – mit Verbindungen zu ehemaligen DDR-Agenten, tödlichen Geheimnissen und einem Fall, der weit über das beschauliche […] (00)
vor 10 Stunden
New York Knicks - Orlando Magic
New York (dpa) - Der deutsche Basketball-Topstar Franz Wagner hat sich in der NBA verletzt und droht lange auszufallen. Im Spiel seiner Orlando Magic bei den New York Knicks verdrehte sich der Welt- und Europameister das linke Bein nach einem Foul von Landsmann Ariel Hukporti. Der 24 Jahre alte Wagner musste humpelnd, mit schmerzverzerrtem Gesicht und von zwei Leuten gestützt das Feld verlassen. Die Magic teilten mit, dass […] (00)
vor 1 Stunde
btc, bitcoin, cryptocurrency, currency, crypto, gold, digital, blockchain, cryptography, 3d, coin, payment, virtual, btc, btc, btc, bitcoin, bitcoin, cryptocurrency, cryptocurrency, crypto, crypto, crypto, crypto, crypto
Solana (SOL) handelt in der Nähe einer wichtigen monatlichen Unterstützungszone, mit einem Preis von etwa $132. In der vergangenen Woche ist er um 3% gefallen, während die täglichen Verluste bei 1% liegen. Händler beobachten diesen Bereich aufmerksam, da er mit einem langfristigen aufsteigenden Kanal-Unterstützungsniveau übereinstimmt. Test der langfristigen Unterstützung […] (00)
vor 2 Stunden
Neuer ZVO-Stipendiat an der TU Ilmenau
Hilden, 07.12.2025 (PresseBox) - Janos Lörincz absolvierte zunächst ein Chemie-Studium (B.Sc.) an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Daran schloss sich ein Lehramtsstudium in den Fächern Chemie und Geschichte an, ebenfalls an der Johannes Gutenberg-Universität. Im Oktober 2025 begann er das Masterstudium der Elektrochemie und Galvanotechnik an der TU Ilmenau. Sein Interesse für Chemie […] (00)
vor 14 Stunden
 
Ukraine-Krieg - Servicefrauen
Kiew (dpa) - Nach intensiven Gesprächen der USA und der Ukraine über Eckdaten eines […] (00)
Alice Weidel und Tino Chrupalla (Archiv)
Berlin - Aus Sicht der CDU verschärft die AfD ihren Kurs in Richtung Rechtsextremismus. "Die […] (01)
Finanzamt (Archiv)
München/Stuttgart - Angesichts der hartnäckigen Konjunkturschwäche gibt es erste Vorstöße aus […] (01)
Kanzler Merz in Israel
Jerusalem (dpa) - Bundeskanzler Friedrich Merz und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu […] (00)
«My Next Guest» kehrt zurück
Netflix kündigt sechste Staffel mit Michael B. Jordan, MrBeast und Jason Bateman an. Netflix hat […] (00)
Urs Fischer
Mainz (dpa) - Der FSV Mainz 05 hat Urs Fischer als Trainer verpflichtet. Der 59-Jährige tritt […] (01)
Bericht: Intel soll iPhone-Chips in Zukunft produzieren
Nach einem neuen Bericht soll Intel neben den M-Chips für das iPad zukünftig auch A-Chips für […] (01)
Sydney Sweeney
(BANG) - Sydney Sweeney hat ihren umstrittenen American-Eagle-Jeans-Werbespot verteidigt und […] (00)
 
 
Suchbegriff