Elon Musks Neuralink setzt erstmals erfolgreich Gehirn-Implantat ein

Elon Musks Medizintechnik-Firma Neuralink hat erfolgreich ihr Gehirn-Implantat einem Menschen eingesetzt. Der Patient erhole sich gut nach dem Eingriff am Sonntag, wie der Tech-Milliardär am Montag auf seiner Online-Plattform X bekannt gab. Das Implantat ermöglicht es, ein Smartphone und andere Technik durch Gedanken zu steuern. Viele weitere Unternehmen und Forscher arbeiten ebenfalls an ähnlichen Verfahren.

Es bleiben noch viele Informationen zu dem Fall offen, so der Neurotechnologe Rüdiger Rupp vom Universitätsklinikum Heidelberg. Es ist unklar, wie viele Drähte implantiert wurden und ob der Versuch auf eine bestimmte Frist oder dauerhaft ausgelegt ist. Die Ableitung neuronaler Aktivität bedeutet noch nicht die volle Kontrolle eines Smartphones. Hierzu müssen die Neuronenaktivität moduliert und in Steuerbefehle umgewandelt werden können.

Der Neuroinformatiker Moritz Grosse-Wentrup von der Universität Wien erklärt, dass die Technologie an sich keine Revolution darstellt. Bereits seit knapp zwei Jahrzehnten werden Roboterarme von einzelnen Patienten durch Implantate gesteuert. Doch Neuralink hat nun die finanziellen Mittel und Mitarbeiter, um die zahlreichen kleinen Probleme bis zur Marktreife zu lösen.

Das Implantat von Neuralink verfügt über 1024 Elektroden, die mit Nervenzellen im Gehirn verbunden werden. Dadurch können bestimmte Bereiche und Funktionen sehr präzise gesteuert werden. Allerdings besteht das Risiko von Infektionen und Abkapselungsreaktionen des Hirngewebes. Wie lange das System stabil bleibt, ist bisher noch vollkommen unklar. Erfahrungen mit ähnlichen invasiven Ansätzen zeigen, dass die Anzahl beobachtbarer Neuronen im Laufe der Zeit abnimmt.

Neuralink wird wohl erst in einigen Jahren wirklich beurteilt werden können, so Grosse-Wentrup. Ein möglicherweise erstes Zulassungsverfahren könnte erst in etwa einem Jahrzehnt erfolgen. Es gibt jedoch auch andere Unternehmen wie Precision Neuroscience und Synchron, die ebenfalls kommerziell nutzbare Implantate entwickeln.

Im Vergleich zu anderen Firmen hat Neuralink den Vorteil, dass sie deutlich mehr Geld investieren. Es ist jedoch unklar, auf welchen Gewinn Musk bei Marktreife der Technologie hofft, da die Zielgruppe von Patienten mit schweren Lähmungen relativ klein ist. Zudem gibt es bereits Alternativen wie die Sprachsteuerung von Computern und Geräten.

Längerfristig könnte die Technologie Patienten helfen, wieder gehen zu können, so Grosse-Wentrup. Doch die Kosten und Herausforderungen sind immens.

Elon Musk ist bekannt dafür, mit großen Summen und unsicheren Aussichten umzugehen. Er hat den Elektroautobauer Tesla und die Weltraumfirma SpaceX zu weltweiter Bedeutung geführt. Unter seinem Druck haben sich auch andere Unternehmen verstärkt Elektrofahrzeugen zugewendet. Die USA sind auf Raketen von SpaceX angewiesen und das SpaceX-Raketensystem "Starship" könnte künftig Menschen zum Mond und Mars transportieren. Zudem wächst die Abhängigkeit von Musks Satellitensystem Starlink. Sein Einfluss auf Twitter, das er 2022 gekauft und in X umbenannt hat, könnte auch den nächsten Wahlkampf um das Weiße Haus beeinflussen.

Derzeit gibt es keinen entscheidenden Vorsprung von Neuralink gegenüber anderen Implantatlösungen. Die große Aufmerksamkeit ist jedoch gerechtfertigt, da Musk für seine zielstrebige Arbeitsweise bekannt ist. Ein erfolgreiches Produkt von Neuralink mit langfristiger Marktreife wäre ein großer Erfolg für das gesamte BCI-Feld (Hirn-Computer-Schnittstellen).

Neuralink wurde von Elon Musk im Jahr 2016 gegründet, um die Vernetzung des menschlichen Gehirns mit Maschinen zu erforschen. Die Erlaubnis, das entwickelte Implantat zu Forschungszwecken in einer klinischen Studie an Menschen einzusetzen, wurde Neuralink im Mai 2023 erteilt. Zuvor wurden die Technologie an Tieren getestet.

Bei der Operation werden die extrem feinen Elektroden des Implantats mithilfe eines speziellen Roboters direkt mit dem Hirngewebe verbunden. Externe Geräte können dann drahtlos gesteuert werden. Für die klinische Studie hat Neuralink Patienten mit Tetraplegie gesucht, einer Querschnittslähmung, bei der Arme und Beine betroffen sind.

Verschiedene Einrichtungen und Unternehmen forschen bereits seit Jahren an Hirn-Computer-Schnittstellen. Diese basieren darauf, dass das Gehirn elektrische Felder erzeugt, die gemessen werden können. Diese Felder sind ein Abbild unserer Gedanken. Da bestimmte Gedanken charakteristische Muster aufweisen, können Computer lernen, aus diesen Mustern Rückschlüsse auf unsere Gedanken zu ziehen. Dadurch könnten Gelähmte per Gedankensteuerung ein Exoskelett steuern oder Personen mit Locked-In-Syndrom mit ihrer Umwelt kommunizieren. Derzeit gelten weniger invasivere Elektrodensysteme, die die Hirnaktivität über ein Implantat unterhalb der Schädeldecke, aber nicht tief im Gehirn ablesen, als vielversprechender. (eulerpool-AFX)

Technology
[Eulerpool News] · 30.01.2024 · 13:40 Uhr
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