Elliott Management nimmt Kurs auf Thames Water-Anleihen

Elliott Management, einer der einflussreichsten Hedgefonds der USA, hat eine neue Anlagestrategie im Fokus: das Aufkaufen von Anleihen des britischen Versorgungsunternehmens Thames Water. Dieser Schritt sei ein Indiz dafür, dass der Markt die potenziellen Verluste, die Anleger möglicherweise hinnehmen müssen, überschätzt haben könnte. Mit einem verwalteten Vermögen von ungefähr 65 Milliarden US-Dollar ist Elliott für seine durchsetzungsstarke Vorgehensweise bekannt, vor allem bei Umschuldungen von Unternehmens- und Staatsanleihen.

In den vergangenen Wochen verschaffte sich Elliott eine Position bei den Anleihen von Thames Water, welche weit unter ihrem Nennwert gehandelt wurden – ein Detail, das von drei informierten Personen bestätigt wurde. Betroffen ist der Wasserversorger, der rund 16 Millionen Menschen in London und Umgebung bedient und etwa ein Viertel der Bevölkerung in England und Wales versorgt. Nach einem Zahlungsausfall ihrer Muttergesellschaft Anfang des Monats sanken die Anleihenpreise des hoch verschuldeten Versorgers drastisch.

Elliott spekuliert dabei vor allem auf die Anleihen mit dem höchsten Rang innerhalb eines regulierten Bereichs, der den Kernbetrieb des Wasserversorgers umfasst und vorgibt, dass regulatorische Bedingungen eingehalten werden müssen. Einige dieser Anleihen werden aktuell für kaum mehr als 70 Pence pro Pfund gehandelt, was auf eine zunehmende Nervosität der Investoren über tiefgreifende Wertminderungen hindeutet.

Ein Insider hält die derzeitigen Kurse für niedriger als Elliotts pessimistischste Prognosen und hält es für möglich, dass die Anleihen die Krise ohne Schaden überstehen könnten. Es wurde zudem bekannt, dass Elliotts Position derzeit relativ klein ist und der Fonds noch abwägt, ob er diese zu einem größeren Anteil ausbaut. Von offizieller Seite her wollte Elliott keinen Kommentar dazu abgeben.

Die britische Regierung hat bereits Notfallpläne für eine mögliche Verstaatlichung von Thames Water verfasst, da das Unternehmen wegen Abwasserproblemen und Misstrauen gegenüber dem privatisierten Wassersystem in der öffentlichen Kritik steht. Es wird angenommen, dass im Falle einer Verstaatlichung Schäden von 5 bis 10 Prozent auf das Anleihevolumen von 15 Milliarden Pfund zukommen könnten, während die so genannten Klasse B-Anleihen, die im Rahmen des regulierten Bereichs rangniedriger sind, möglicherweise sogar Wertminderungen von 35 bis 40 Prozent verkraften müssten.

Obwohl sich Elliott vorrangig auf Investments in finanziell angeschlagene Schuldpapiere konzentriert, ist der Hedgefonds im Vereinigten Königreich vor allem für seine aktionärsorientierten Interventionen bekannt, wie etwa die Einflussnahme auf den Pharmakonzern GSK und neuerdings auf den Scottish Mortgage Investment Trust.

Elliott steht damit nicht alleine da: Eine Reihe von Investoren, die auf Distressed Debt spezialisiert sind, hat sich bereits auf die Anleihen von Thames Water gestürzt, in der Annahme, dass nervöse Fondsmanager sie zu einem Preis verkaufen, der unter ihrem wahren Wert liegt. Nichtsdestotrotz hält sich Elliott von Anleihen der Holdinggesellschaft Kemble fern, die außerhalb des regulierten Bereichs liegen und für weniger als 15 Pence gehandelt werden.

In Großbritannien beschränkt die Gesetzgebung für Wasserversorgungsunternehmen die Möglichkeiten für Anleihegläubiger, im Fall eines Zahlungsausfalls von Thames Water Vermögenswerte zu pänden. Stattdessen sind bei einer Insolvenz die Forderungen im Rahmen der Verbriefung durch den Erlös aus dem Verkauf an einen geeigneten Eigentümer abgesichert. Die derzeitigen Anteilseigner – darunter Staatsfonds aus China und Abu Dhabi sowie die Pensionsfonds Omers aus Kanada und das britische USS-Universitätsschema – haben erst kürzlich den Wasseranbieter als 'nicht investierbar' bezeichnet und Pläne zur zusätzlichen Kapitalzuführung in Höhe von 500 Millionen Pfund zurückgezogen.

Diese Investoren befinden sich in einem Patt mit der Regulierungsbehörde Ofwat bezüglich der notwendigen Höhe des Eigenkapitals, um die Milliardeninvestitionen für die überalterte Infrastruktur der Wasserversorgung zu unterstützen und der möglichen Erhöhung der Kundenrechnungen. Thames Water hat erst kürzlich seine Geschäftsplanung aktualisiert und plant nun, zusätzliche 1,1 Milliarden Pfund in sein Netzwerk zu investieren, um Umweltprobleme wie Abwasserüberläufe zu bekämpfen, was die Gesamtausgaben auf 19,8 Milliarden Pfund erhöht. (eulerpool-AFX)

Finanzen / Markets
[Eulerpool News] · 22.04.2024 · 19:19 Uhr
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