Die Stellungnahme: “Herr Molyneux, sind Sie ein krankhafter Lügner?”

Die aktuelle Woche gehört zu den unangenehmeren im Leben von Peter Molyneux. Der Game-Designer, der einerseits für Spiele wie Syndicate und Black & White zur Legende wurde, und andererseits den Ruf eines Dummschwätzers oder gar eines Lügners trägt, musste sich einmal mehr vorwerfen lassen, Versprechen gebrochen zu haben. Denn selbst das Team von Molyneuxs Kickstarter-Projekt Godus bezweifelt mittlerweile öffentlich, dass sie die Features, die im Kickstarter-Pitch angekündigt wurden, tatsächlich umsetzen können. Schlimmer noch: Molyneux selbst scheint sich mit der Entwicklung des Spiels zu Gunsten eines neuen Projekts kaum mehr zu beschäftigen. Und auch der Gewinner von Molyneuxs Mobile-Spiel Curiosity, dem ein lebensveränderter Preis versprochen wurde, ging laut einem Bericht von Eurogamer bislang vollständig leer aus. Eigentlich versprach Molyneux, dass er zum “Gott der Götter” in Godus werden solle und direkt an dem Umsatz des Spiels beteiligt wird.

Nun stellte sich Molyneux einem Interview mit Rock, Paper, Shotgun. Fragesteller John Walker nahm dabei jedoch kein Blatt vor den Mund. Bereits seine erste Frage lautete: “Sind Sie ein krankhafter Lügner?” Die sei zwar eine sehr harsche Frage, aber sie müsse gestellt werden. Schließlich stapeln sich mittlerweile die Lügen, so Walker.

Peter Molyneux

“Ich bin mir keiner einzigen Lüge bewusst. Ich bin mir bewusst, dass ich durch verschiedene Umstände Dinge gesagt habe, die oftmals außerhalb meiner Kontrolle nicht realisiert werden konnten, aber das ist dann keine Lüge, oder? Ich glaube nicht, dass ich jemals bewusst gelogen habe. Wenn du mir eine Lüge nennen kannst, werde ich darüber sprechen.”

John Walker wirft ein, dass Molyneux im Kickstarter-Pitch von Godus versprach, dass das Projekt nur von seinem Team 22 Cans und den Spielern gestaltet werde. Kein Publisher solle seine Finger im Spiel haben. Nur fünf Monate später, stellte Molyneux einen Publisher für Godus vor.

“Das stimmt. Und ich wünschte, dass wir damals [während des Kickstarters] genügend Geld eingenommen hätten, um keinen Publisher zu benötigen.”

“Aber du bekamst mehr Geld als du gefragt hast…”

“Der Kickstarter hat nicht genügend Geld eingespielt, um Godus zu machen. Nun, das Problem mit Kickstarter ist, dass du nicht weißt, wie viel Geld du benötigst (…). Du hast eine Vorstellung, du denkst, dass du in etwa so viel brauchst, aber das Problem bei Kickstarter ist, dass du aufgrund der Kickstarter-Regeln nur schwer von Anfang an nach dem gesamten Budget fragen kannst, welches du benötigst.”

Das ist eine interessante Aussage, denn Molyneux scheint hiermit auf die Kickstarter-Regelung anzuspielen, die besagt, dass Projekte nur dann Geld bekommen, wenn sie vollständig finanziert werden. Dies geschieht jedoch, um Situationen wie Godus zu unterbinden: Projekte, die nicht genügend Geld einnehmen, um vollständig produziert zu werden, sollen schlichtweg keine Moneten erhalten, da andernfalls nicht gewährleistet ist, dass die Entwickler tatsächlich in der Lage sein werden, das versprochene Projekt zu vollenden. Molyneux scheint sich für dieses kleine Detail allerdings offenbar nicht interessiert zu haben. Molyneux findet es zudem auch nicht verwerflich, dass die PC-Version von Godus auch nach zwei Jahren erst zu knapp 50% fertig gestellt sei, obwohl er im Kickstarter eine Entwicklungszeit von sieben Monaten nannte. Verschiebungen seien einfach an der Tagesordnung.

Der Verlauf des Interviews geht Molyneux spürbar nahe. Als John Walker anfängt ihn über Godus auszufragen, ist er kaum in der Lage eine Frage auszusprechen ohne von Molyneux unterbrochen zu werden, der immer wieder wiederholt, dass er ein inkompetenter und fehlerhaftter Mensch sei.

Godus

“RPS: Was ist mit Bryan Henderson [dem Curiosity-Gewinner]? Die Eurogamer-Story hat offenbart, dass du ihn für zwei Jahre ignoriert hast. Das ist furchtbar. Du hast dich dafür entschuldigt, aber wie kann so etwas überhaupt passieren?”

“Molyneux: Du hast Recht, John. Das war falsch. Es war eine dieser Sachen, bei denen man denkt, dass sich jemand anderes darum kümmern würde. Und das war auch so. Da war jemand – und das sind Entschuldigungen, es ist unsinnig diese ganzen Entschuldigungen zu sagen – und ich dachte, er würde sich drum kümmern. Die Person hat 22 Cans verlassen und ich hab fälschlicherweise angenommen, dass Bryan jemand anderes übergeben wurde.”

“RPS: Aber es kam dir nie in den Sinn mal mit ihm zu reden? Du wolltest sein Leben ändern.”

“Molyneux: Es ist furchtbar, es ist schlecht, es ist falsch von mir. Ich hätte darauf achten sollen, aber es gibt Millionen Dinge, auf die ich achten muss und diese eine Sache ist mir entgangen. Es gab nie die Intention ihn nicht einzubauen. Wir schreiben ihm heute einen Entschuldigungsbrief.”

“RPS: Okay, aber nur weil Eurogamer dich daran erinnerte.”

“Molyneux: Ja, dank ihnen habe ich realisiert, dass ich dies nicht überprüft habe. Das stimmt. Ich bin ein sehr fehlerhafter Mensch, wie du mir offenlegst, ein sehr fehlerhafter Mensch.”

“RPS: Jeder Mensch hat Fehler, darum geht es nicht.”

“Molyneux: Und wenn es tausend Dinge gibt, die überprüft werden müssen, verlässt du dich auf dein Team und diese Sache ging unter. Es hätte nicht passieren sollen.”

“RPS: 2012-”

“Molyneux: Warum hätte ich ihn ignorieren sollen? Ich meine, warum hätte ich das tun sollen? Es ist nur Inkompetenz.”

“RPS: Okay. Auf Rezzed-”

“Molyneux: Ich mein, ich bin mir sicher, dass nun schreiben wirst: ‘Peter Molyneux ist inkompetent’.”

“RPS: Nein, sieh, das ist lächerlich. Jeder Mensch hat Fehler. Meine Aufgabe ist es nicht, dich hier aufzuhängen. Meine Aufgabe ist es, die Wahrheit herauszubekommen. Auf Rezzed-“

Es ist an dieser Stelle leider absolut unmöglich, dass immens umfangreiche Gespräch zwischen den beiden in voller Länge wiederzugeben. Wer daher am weiteren Verlauf des Interviews interessiert ist, findet es in voller Länge auf Rock, Paper, Shotgun. Peter Molyneux gibt an, dass das Resultat der letzten Tage und des aktuellen Interviews das ist, dass er mehr und mehr die Lust an der Spieleentwicklung verliere – und in Zukunft der Presse keine weiteren Interviews geben möchte. Über den gesamten Interview-Verlauf hinweg, scheint Molyneux einen Feldzug gegen seine Person zu wittern, ohne die zitierten Unwahrheiten ernsthafte Beachtung zu schenken.

Gaming
[next-gamer.de] · 13.02.2015 · 21:25 Uhr
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