Diageo warnt vor höheren Zollkosten – Aktien steigen trotz Gewinneinbruch um fast 30 Prozent
Der britische Spirituosenhersteller Diageo hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen operativen Gewinneinbruch von 27,8 Prozent auf 4,3 Milliarden Dollar hinnehmen müssen – deutlich unter den Markterwartungen von 5,7 Milliarden Dollar. Belastet wurde das Ergebnis insbesondere durch Restrukturierungskosten sowie eine 231 Millionen Dollar schwere Abschreibung auf die Ginmarke Aviation. Hinzu kamen Sonderbelastungen aus Verkäufen in Ghana und Nigeria in Höhe von 220 Millionen Dollar.
Trotz dieser Rückschläge stiegen die Aktien des Unternehmens am Dienstag um 7 Prozent. Grund war eine überraschend starke organische Umsatzentwicklung sowie eine Ausweitung des laufenden Sparprogramms. Diageo erhöhte das Ziel für geplante Kosteneinsparungen um 125 Millionen auf insgesamt 625 Millionen Dollar innerhalb von drei Jahren.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einem zusätzlichen Ergebnisrückgang in Höhe von 200 Millionen Dollar infolge der von US-Präsident Donald Trump eingeführten Importzölle. Zuvor war Diageo noch von einem Belastungseffekt von 150 Millionen ausgegangen. Exporte aus Großbritannien unterliegen aktuell einem US-Zoll von 10 Prozent, EU-Produkte werden mit pauschal 15 Prozent belegt.
Der organische Umsatz stieg im Geschäftsjahr per Ende Juni um 1,7 Prozent – besser als die von Analysten erwarteten 1,4 Prozent. Dennoch bleibt das Marktumfeld herausfordernd: Inflation, Handelsbarrieren und ein globaler Trend zur Alkoholreduktion drücken auf Nachfrage und Marge. Diageo hatte bereits im Februar sein mittelfristiges Wachstumsziel von 5 bis 7 Prozent aufgegeben.
Interimschef und CFO Nik Jhangiani bestätigte, dass der strategische Überprüfungsprozess und das laufende Kostensenkungsprogramm fortgesetzt werden. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen an, bis Oktober über die Besetzung des vakanten CEO-Postens entscheiden zu wollen – nachdem Debra Crew im Juli nach nur kurzer Amtszeit zurückgetreten war.
Auch Verkäufe einzelner Unternehmensteile stehen zur Debatte, um die Verschuldung bis 2028 auf das Zielniveau von 2,5 bis 3,0-fachem EBITDA zurückzuführen. In der ersten Hälfte des kommenden Geschäftsjahres erwartet Diageo einen leichten Rückgang der organischen Umsätze.


