Deutschland dein TV-Programm – mehr Mut zu Qualität bitte

Ein weiterer Sonntagabend ist vorüber und wer verzweifelt versuchte, ein interessantes Fernsehprogramm zu finden, wurde mit den immer gleichen Konzepten vom Tatort über die Liebeschnulze bis zum x-ten Mal wiederholten Hollywood-Blockbuster abgetan. Und auch unter der Woche sieht es nur selten besser aus. Zwar locken viele Fernsehsender in der Primetime mit Spielfilmen und Serien, doch so wirklich interessant sind oft nur die eingekauften Produktionen aus den USA, die mit Steigerung der Hochwertigkeit meist nur im Bezahlfernsehen einen Sendeplatz finden.
In Sachen TV-Serien tut sich besonders der US-Pay-TV Sender HBO hervor, der seit Ende der 1990er Jahre aufwendig produzierte Serien in Auftrag gibt, die regelmäßig sowohl Kritiker als auch Zuschauer zu Lobeshymnen anregen. Dauerbrenner wie aktuell „Game of Thrones", das „The Sopranos" bald als erfolgreichste HBO-Produktion ablösen könnte, oder „Boardwalk Empire" zeigen, wie gutes Fernsehen gemacht wird. HBO profitiert dabei von seiner Anlage als abonnentenfinanzierter Sender. Denn diese sind in den USA nicht an die Auflagen der FCC, der zuständigen Aufsichtsbehörde für das private und öffentlich-rechtliche Fernsehen, gebunden. Dadurch können Inhalte wie Sex, Gewalt und auch eine explizite Sprache ohne Einschränkungen in die Serien eingebunden werden. Im Free-TV wären viele Szenen und Inhalte gar nicht möglich.
Dabei setzt HBO auf aktuelle Stoffe, die das Leben und die Konflikte in einer kommunalen Gemeinschaft oder einer Familie thematisieren. Genauso können es aber auch historische Stoffe sein, die die Zuschauer in fiktive oder längst vergangene Reiche führen und durch teils drastische Darstellungen die Gepflogenheiten und Realitäten dieser Welten aufzeigen. In „Rome" wurde dies etwa am Untergang des Römischen Reiches dargestellt, „Game of Thrones" ist die sehr plastische Verfilmung der Buchreihe „A Song of Ice and Fire" von George R. R. Martin.
Kein Wunder also, dass auch andere US-Sender das Potenzial einer hochwertig produzierten Serie erkannt haben und sich dem Konkurrenten HBO stellen. Allen voran AMC, die mit „Breaking Bad" einen mehrfach Emmy-prämierten Hit landen konnten. Auch der US-Kabelsender Starz konnte besonders mit historischen Themen wie der Verfilmung des Ken Follett Bestsellers „Die Säulen der Erde" oder der fiktiven Gladiatoren-Serie „Spartacus", die bisher in drei Staffeln produziert wurde, die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich ziehen. In Deutschland werden die US-Importe meist im Pay-TV ausgestrahlt. Werden sie dann doch im Free-TV gezeigt, fallen sie oft einer Verbannung auf die späten Sendezeiten anheim. Eine Alternative sind für viele Fans Online-Portale, die per Stream die Serien, die zuvor im Fernsehen liefen, zugänglich machen. So kann derzeit bei myvideo.de die zweite Staffel von Spartacus, Spartacus: Vengeance, ganz legal angeschaut werden. Finanziert wird dieses Konzept durch Werbeeinblendungen und kurze Werbespots während des Streams.
Auf Qualitätsfernsehen made in Germany wartet man jedoch vergebens. Zwar werden hin und wieder intelligente, witzige oder historisch gut recherchierte und aufwendig ausgestattete Serien, wie „Der Tatortreiniger", „Unsere Mütter, unsere Väter" oder „Weissensee" produziert, dennoch wird allzu oft viel zu sehr auf die Quote gesetzt, womit Fortsetzungen und dem Mut zu unkonventionellen Ideen das Wasser abgegraben wird. Ein Umdenken wäre wünschenswert.

