Deutscher Schweinemarkt: Aufwärtstrend trotz Marktverwerfungen
Die Schweineschlachtindustrie in Deutschland erlebt erstmals seit 2016 wieder einen Aufschwung. Einem Bericht der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) zufolge wurden im Jahr 2024 insgesamt 44,65 Millionen Schweine geschlachtet, ein Anstieg von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies markiert eine Kehrtwende nach einem fast siebenjährigen Rückgang von über 25 Prozent bei den Schlachtzahlen.
Dieser Trendwechsel kommt, während die Branche mit den Nachwirkungen früherer Rückgänge kämpft. Im jüngsten Schlachthofranking der ISN wird deutlich, dass einige Schlachthöfe, insbesondere solche im Besitz des niederländischen Unternehmens Vion, schließen mussten oder durch andere Firmen aus dem Markt genommen wurden. Diese Veränderungen haben in Regionen wie Brandenburg und Hessen, wo weniger Schweine gezüchtet werden, zu verlängerten Transportwegen und einer weiteren Belastung der lokalen Schweinehalter geführt.
Der Rückgang von Vion hat zudem den Wettbewerb neu justiert. Die Marktanteile der Branchenriesen Tönnies und Westfleisch sind gewachsen, und beide Unternehmen halten zusammen einen Marktanteil von 45,1 Prozent. Ein weit abgeschlagener Dritter ist Danish Crown mit 6,2 Prozent. Ein steigender Fleischkonsum, wie vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft festgestellt, wird durch vorteilhafte Verbraucherpreise unterstützt und könnte den positiven Trend weiter beflügeln.
Insgesamt konzentrieren sich die Schweineschlachtungen stark auf Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, wo im vergangenen Jahr mehr als zwei Drittel aller Schlachtungen stattfanden. Auch Bayern und Baden-Württemberg sind bedeutende Regionen für die Schweinehaltung, wobei Bayern im vergangenen Jahr einen leichten Rückgang verzeichnete, während Baden-Württemberg einen Zuwachs meldete.
Tönnies bleibt der unangefochten größte Schweineschlachter des Landes. Der Konzern plant die Übernahme des ehemaligen Vion-Schlachthofs in Crailsheim, was die Position von Tönnies weiter stärken könnte. Diese Übernahme steht jedoch noch unter Vorbehalt der Zustimmung des Bundeskartellamts.