Deutsche im Ausland im Terror-Visier
Für die jemenitischen Behörden habe die Unversehrtheit der Geiseln absolute Priorität, sagte Innenminister Mutahar al-Masri vor Journalisten in Sanaa. Neue Fahndungsergebnisse präsentierte er nicht. Von dem Ehepaar aus Sachsen und seinen drei kleinen Kindern fehlt seit der Entführung am 12. Juni jede Spur. Zusammen mit ihnen war in der nordwestlichen Provinz Saada ein britischer Ingenieur verschleppt worden. Zwei junge deutsche Helferinnen und eine koreanische Lehrerin wurden von den Kidnappern bereits umgebracht.
Die jemenitischen Behörden hatten nach Angaben des Innenministers die ausländischen Helfer gewarnt, ihren sicheren Aufenthaltsort nicht ohne Begleitschutz zu verlassen. Doch sie hätten dies ignoriert. «Fünf Tage vor der Entführung hatten die Sicherheitsbehörden die Deutschen im Krankenhaus gewarnt, sie sollten sich nicht bewegen ohne Begleitung durch Sicherheitskräfte», sagte Al-Masri. Die anderen Deutschen in der Klinik hätten angegeben, diese Warnung erhalten zu haben. Gleichwohl handele es sich bei der Entführung um ein «unverzeihliches Verbrechen», sagte Al-Masri
Fromm sagte laut «Focus», die Terrororganisation El Kaida und ihr nahestehende Organisationen versuchten derzeit, Druck auf politische Entscheidungen in Deutschland auszuüben. Dabei gehe es vor allem um den Bundeswehreinsatz in Afghanistan, dessen Ende die Terroristen herbeiführen wollten.
Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» berichtet unter Berufung auf den Krisenstab, wütende Muslime hätten den entführten deutschen Techniker bedroht und aufgefordert, seine Missionierungsversuche einzustellen. Der Mann aus Sachsen habe den Zwischenfall in einem Brief an Freunde geschildert. Auch in den Hinterlassenschaften der beiden erschossenen Frauen hätten die Ermittler Missionsschriften gefunden. Der Krisenstab gehe deshalb davon aus, dass die Deutschen im Jemen als Missionare galten. Das Außenministerium wollte sich dazu nicht äußern.
Die beiden getöteten deutschen Frauen waren Studentinnen der Bibelschule Brake in Lemgo und hatten wie die anderen Entführungsopfer in einem Krankenhaus im nord-jemenitischen Saada gearbeitet. Die Schule weist Spekulationen über einen Missionsauftrag der Frauen zurück: «Diese Behauptung ist falsch und entbehrt jeder Grundlage. Richtig ist vielmehr, dass sie als Praktikantinnen der niederländischen Hilfsorganisation «Worldwide Services» in einem ausschließlich humanitären Dienst in einem staatlichen Krankenhaus eingesetzt wurden», heißt es auf der Internetseite der Schule.
Die Sicherheitskräfte im Jemen fahnden seit Tagen intensiv nach der Familie und dem britischen Ingenieur. Der Sprecher des jemenitischen Innenministeriums äußerte am Samstag erneut den Verdacht, dass schiitische Houthi-Rebellen, die in der Provinz eine Hochburg haben, hinter der Tat stecken. Auch wenn sie nicht selbst die Entführer seien, müssten sie diesen zumindest geholfen haben, meinte der Regierungsmitarbeiter. Die Houthi-Rebellen haben eine Beteiligung an der Entführung bestritten. Bisher hat sich niemand zu der Tat bekannt.