DEI-Debatte erschüttert renommiertes Förderprogramm für Nachwuchsjuristen in den USA
Weniger als 100 Nachwuchsjuristen wurden in diesem Sommer über das einst gefeierte „Sponsors for Educational Opportunity“ (SEO)-Programm bei Top-Kanzleien untergebracht – rund halb so viele wie in Vorjahren. Der Rückgang ist das Ergebnis zunehmender politischer Angriffe auf Diversity-Initiativen, die zunehmend auch konservative Unterstützer aus Wirtschaft und Recht unter Druck setzen.
Besonders im Visier steht die Law Fellows-Initiative, ein Vorbereitungsprogramm für Jurastudenten aus unterrepräsentierten Gruppen, das traditionell enge Verbindungen zu Großkanzleien wie Cravath, Wachtell und Paul Weiss unterhält. Nach einem Urteil des Supreme Court im Jahr 2023, das affirmative action an Universitäten de facto verbot, passte SEO seine Auswahlkriterien offiziell auf sozioökonomische statt ethnische Merkmale an – doch der politische Gegenwind hat zugenommen.
Die Trump-Regierung verschickte in den vergangenen Monaten Schreiben an 20 US-Kanzleien, in denen sie die Teilnahme am SEO-Programm als potenziell rechtswidrig einstufte. Kurz darauf reichte die neugegründete konservative Organisation Americans for Equal Opportunity eine Beschwerde bei der Equal Employment Opportunity Commission (EEOC) ein. Sie behauptet, SEO diskriminiere weiße Bewerber und habe im Mai 2025 drei entsprechende Kandidaten abgelehnt. Insgesamt zielt die Beschwerde auf 44 teilnehmende Kanzleien, darunter Schwergewichte wie Skadden, Kirkland & Ellis und Davis Polk.
Offiziell wollten sich weder SEO noch die betroffenen Kanzleien äußern. Intern versuchen viele Häuser, durch zusätzliche Interviewrunden und Dokumentationen ihre Verfahren abzusichern. Einige haben ihre Teilnahme am Programm vollständig eingestellt, andere – darunter Sullivan & Cromwell sowie Jones Day – setzen die Zusammenarbeit mit SEO fort. Auch Firmen wie A&O Shearman und Cooley, die bereits EEOC-Verfahren hinter sich haben, nehmen weiterhin Fellows auf.
SEO genießt traditionell breite Unterstützung durch konservative Größen der Wall Street. Zu den Förderern zählen Milliardäre wie Henry Kravis (KKR) und Ken Griffin (Citadel). In der Vergangenheit wurde das Programm für seine intensive Ausbildung in Soft und Hard Skills sowie seine Erfolgsbilanz bei der Rekrutierung von Talenten aus benachteiligten Verhältnissen gelobt. Dennoch wurde mittlerweile die Liste teilnehmender Kanzleien von der Website entfernt – aus Angst vor gezielten Angriffen und öffentlicher Diffamierung.
Ein aktueller Fellow, der im Sommer bei einer New Yorker Kanzlei arbeitet, berichtet, wie das Programm ihr dabei geholfen habe, Selbstzweifel zu überwinden und sich auf das Jurastudium an einer Ivy-League-Universität vorzubereiten. SEO riet ihren Fellows allerdings zur Zurückhaltung in der öffentlichen Kommunikation.
Während einige Investoren hoffen, dass sich das Klima langfristig wieder zugunsten solcher Programme wandelt, setzen Gruppen wie Americans for Equal Opportunity auf juristischen Druck. Gründer Clegg Ivey erklärte, sein Ziel sei nicht finanzielle Entschädigung, sondern die vollständige Abschaffung rassischer Diversitätsprogramme im Rechtssektor.