Chronologie: Desaster zeichnet sich seit Jahren ab

09. Juni 2009, 17:01 Uhr · Quelle: dpa
Hamburg (dpa) - Der Niedergang des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor, der bis Mitte 2007 unter dem Namen KarstadtQuelle firmierte, hat sich in den vergangenen Jahren beschleunigt. Das Unternehmen stand schon einmal haarscharf vor dem Aus. Eine Chronologie:

1. Juni 2004: Der in tiefrote Zahlen gerutschte Handelskonzern bekommt abermals eine neue Führungsspitze - den bislang für den Versandhandel zuständigen Vorstand Christoph Achenbach.

28. September 2004: Achenbach präsentiert ein radikales Sanierungsprogramm. Die wichtigsten Bausteine: Eine Kapitalerhöhung über 500 Millionen Euro, die Verlängerung von Kreditlinien im Volumen von insgesamt 1,75 Milliarden Euro und massive Verkäufe von Unternehmensteilen, die 1,1 Milliarden Euro bringen sollen.

14. Oktober 2004: Nach einem 29-stündigen Verhandlungsmarathon einigen sich ver.di, der Betriebsrat und der Vorstand auf ein Sanierungspaket. Im Konzern sollen 5700 Stellen gestrichen werden. 3. November 2004: Das Eigenkapital ist auf knapp 83 Millionen Euro geschrumpft, eine Eigenkapitalquote von weniger als 1 Prozent.

Mai 2005: Der bisherige Aufsichtsratschef Thomas Middelhoff übernimmt auf Betreiben der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz den Chefposten. Er plant ein weiteres Programm zur Konzernsanierung.

Mai 2005: Der Aktienpool um Schickedanz kündigt die Übernahme der Mehrheit an KarstadtQuelle an.

August 2005: Middelhoff verkauft die Modekette Wehmeyer und schließt Vereinbarungen über den Verkauf der Kette SinnLeffers sowie von 75 kleineren Karstadt-Filialen, die unter dem Namen Hertie geführt werden. Alle drei Ketten melden später Insolvenz an.

Anfang 2006: Middelhoff kündigt den Verkauf der Karstadt- Immobilien zur Entschuldung des Konzerns an. Die Gebäude werden in der Regel veräußert und zurückgemietet.

Februar 2006: Nach der Fusion der Konzerntochter Thomas Cook mit dem britischen Touristikunternehmen MyTravel übernimmt der Konzern die Mehrheit an dem Reiseunternehmen.

Juli 2007: Die KarstadtQuelle AG wird in Arcandor AG umbenannt.

April 2008: Der Arcandor Aufsichtsrat verlängert den Vertrag von Middelhoff bis Ende 2009.

September 2008: Die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim hält insgesamt 29,5 Prozent an Arcandor und steigt damit zum größten Aktionär auf. Schickedanz verliert dadurch ihre Mehrheit.

Dezember 2008: Arcandor gibt einen Chefwechsel zum 1. März 2009 bekannt. Neuer Vorstandsvorsitzender soll der Telekom-Finanzchef Karl-Gerhard Eick werden. Die Bilanz für das letzte Geschäftsjahr unter Middelhoff fällt tiefrot aus: Arcandor weist für 2007/08 einen Nettoverlust von mehr als 700 Millionen Euro und Schulden in Höhe von fast einer Milliarde Euro aus.

18. März 2009: Eick kündigt einen harten Sanierungskurs an.

9. April 2009: Arcandor prüft einen Antrag auf staatliche Hilfen.

19. April 2009: Laut Eick müssen bis Mitte Juni Kredite in Höhe von 650 Millionen Euro refinanziert werden. Der Konzern sieht in den kommenden fünf Jahren einen zusätzlichen Finanzierungsbedarf von bis zu 900 Millionen Euro.

20. April 2009: Eick kündigt an, fast jeder vierte Mitarbeiter im Handelsgeschäft werde vom Umbau des Konzerns betroffen sein. Es gehe um 12 500 der 51 600 Mitarbeiter bei Karstadt und im Versandhandel.

15. Mai 2009: Arcandor will Staatsbürgschaften über 650 Millionen Euro beantragen und sich außerdem um einen Kredit bei der KfW- Bankengruppe bewerben.

18. Mai 2009: Eick lehnt die vom Metro-Chef Eckhard Cordes favorisierte Fusion der Warenhäuser Karstadt und Kaufhof zunächst ab.

3. Juni 2009: Nach Einschätzung der EU-Kommission kann Arcandor die beantragte Staatshilfe nicht erhalten. Der Konzern sei «nicht förderungswürdig, weil er schon vor dem 1. Juli 2008 in Schwierigkeiten gewesen ist».

5. Juni 2009: Arcandor stellt bei der Bundesregierung einen Antrag auf Kredit in Höhe von 437 Millionen Euro aus der Rettungsbeihilfe. Unberührt davon bleibt der Mitte Mai gestellte Antrag auf Staatsbürgschaften in Höhe von 650 Millionen Euro.

6. Juni 2009: Arcandor kündigt an, sofort Insolvenz anzumelden, wenn die Bundesregierung am Montag den Antrag auf staatliche Hilfe ablehnt.

7. Juni 2009: Erst gibt die Kaufhof-Mutter Metro eine Einigung auf konkrete Gespräche über eine Warenhaus AG aus Filialen der beiden Traditionskonzerne Karstadt und Kaufhof bekannt. Kurz darauf wird abgeschwächt: Es soll schnell weiterverhandelt werden. Die Positionen sind aber offensichtlich weiter auseinander als zunächst dargestellt.

8. Juni 2009: Der Lenkungsausschuss des «Wirtschaftsfonds Deutschland» lehnt den Arcandor-Antrag auf eine Staatsbürgschaft in Höhe von 650 Millionen Euro und einen Kredit über 200 Millionen Euro ab. Der Bund verweigert auch die staatliche Rettungsbeihilfen in Form eines Kredites über 437 Millionen Euro.

9. Juni 2009: Arcandor stellt Insolvenzantrag für die Arcandor AG sowie die Töchter Karstadt Warenhaus GmbH, die Primondo GmbH und die Quelle GmbH. Dem Konzern droht 128 Jahre nach der Gründung des ersten Karstadt-Hauses die Zerschlagung. 43 000 Beschäftigte bangen um ihren Arbeitsplatz.

Handel / Arcandor
09.06.2009 · 17:01 Uhr
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