ByteDance greift bei TikTok durch: Kulturelle Spannungen und US-Gesetzgebung

Mitarbeiter von TikTok berichten über eine zunehmend straffere Führung durch den Mutterkonzern ByteDance, was zu Spannungen zwischen chinesischen Führungskräften und US-amerikanischem Personal führt. Trotz jüngster Gesetze der US-Regierung, die auf eine Trennung von TikTok und ByteDance abzielen, ist eine Ablösung der beliebten Video-App von ihrem Mutterkonzern, dessen Wert sich auf 268 Milliarden US-Dollar beläuft, eine enorme Herausforderung. Über zwei Dutzend aktuelle und ehemalige Angestellte gaben an, dass TikTok und ByteDance eng miteinander verflochten seien. Es habe Versetzungen von führenden ByteDance-Mitarbeitern zu TikTok gegeben, und US-Mitarbeiter, die Mandarin beherrschten, hätten bessere Chancen, aufgrund der erleichterten Kommunikation mit chinesischen Arbeitskollegen. Zudem seien US-Angestellte, die nicht die strengen Leistungsanforderungen erfüllten, im Zuge von Umstrukturierungen ins Visier genommen worden. Joël Carter, ehemaliger Werbepolitik-Manager in den USA, der das Unternehmen im August 2023 verließ, spricht von einem 'Schein', der die vermeintliche Trennung der Unternehmen kaschiere, obwohl sie tatsächlich 'eins und dasselbe' seien. Die Unternehmensinsider, welche die Informationen teilten, blieben größtenteils anonym, aus Sorge vor Vergeltungsmaßnahmen durch TikTok, wie Boni-Rückforderungen und Verlust von Aktienprämien bei Verletzung von Nichtschmähklauseln. Dies steht im Widerspruch zu früheren Aussagen von TikTok-Führungskräften, die das Unternehmen als 'verteiltes' Unternehmen ohne offizielle globale Zentrale beschrieben hatten. Laut der Webseite von TikTok befinden sich die Hauptquartiere in Los Angeles und Singapur, mit der Versicherung, dass Entscheidungen nicht in Peking getroffen werden. In einer Stellungnahme wehrte sich TikTok gegen die Vorwürfe und betonte, als globales Unternehmen weltweit Angestellte zu haben, deren Versetzung keine Seltenheit sei. Zudem bezeichnete TikTok die Darstellungen als fehlerhaft und basierend auf anonymen Quellen, die Falschheiten im Zuge persönlicher Agenden verbreiten würden. Während TikTok juristisch gegen die US-Gesetzgebung vorgehen will, hat die chinesische Regierung bereits Widerstand gegen einen Verkauf angekündigt. Einige Dokumente aus dem Jahr 2023 zeigen, dass ByteDance-Mitarbeiter in China teilweise den in den USA ansässigen Vorgesetzten direkt berichteten. Zehn Angestellte erwähnten zudem eine Zunahme von ByteDance-Personal innerhalb von TikTok in den vergangenen zwei Jahren sowie die Übertragung von Arbeitskräften, einschließlich führender Kräfte, in globale Büros, wie in den USA. Unerwartet sprach ein aktueller hochrangiger US-Mitarbeiter von Herabsetzungen durch chinesische Führungskräfte. Produkte-Manager, die kein Mandarin sprachen, stünden bei der Zusammenarbeit mit Ingenieuren in China oft im Nachteil, während im Vertriebsbereich dies keine Rolle spiele. Intern wurde berichtet, dass Priorität auf die Einstellung von Mandarin-sprechendem Personal in den USA gelegt werden solle. Die Unzufriedenheit amerikanischer Mitarbeiter sei auch durch lange Arbeitsstunden und ein undurchsichtiges Leistungsbewertungssystem geschürt worden, bei denen Vorgesetzte die Bewertungen so manipulieren könnten, dass vorgesetzte Ziele erreicht und Umstrukturierungen durchgeführt würden. Die leistungsorientierte Haltung des Managements sei vor dem Hintergrund eines mulmaßlichen Börsengangs von ByteDance zu sehen. Dabei wolle man Investoren mit TikToks Stärke beeindrucken, das allein in den USA 2023 Rekordumsätze von 16 Milliarden Dollar erzielte. Bei Anhörungen im Kongress stand TikTok jedoch vor dem Vorwurf, dass die chinesische Regierung nachrichtendienstliche Gesetze nutzen könnte, um Daten der 170 Millionen US-Nutzer für Spionagezwecke zu verwenden oder zur Verbreitung von Propaganda und Wahlmanipulation. Im Januar versicherte TikTok-CEO Shou Zi Chew, dass US-Nutzerdaten durch eine Kooperation mit Oracle im Rahmen des 1,5 Milliarden Dollar 'Project Texas' außer Reichweite Chinas gebracht wurden. Dennoch berichten viele TikTok-Angestellte, dass die Firma weiterhin Anweisungen von ByteDance erhalte. So erforderten alltägliche Prozesse wie die Musikfreigabe für Werbung oder die Behebung technischer Störungen die Koordination mit chinesischem Personal. Besonders heftig seien Diskussionen zwischen den Trust- und Safety-Teams von TikTok und ByteDance gewesen, beispielsweise über Inhalte, die den Tanz 'Twerking' zeigen. Chinesische Führungskräfte hätten dies als zu sexuell explizit eingestuft, während US-Kollegen Widerstand leisteten. TikTok vertritt die Haltung, dass ByteDance-Personal in China keine Entscheidungen beim Trust und Safety trifft, diese vielmehr in den USA und Irland getroffen würden. Dennoch sagen Unternehmenskenner, dass interne Systeme für Kommunikation und Arbeitsinformationen in China gehostet würden. Zudem wurden Vorwürfe laut, das Unternehmen sei frauen- und minderheitenfeindlich und sehe sich mit mehreren Diskriminierungsklagen konfrontiert. Um Spannungen zu mildern, wurden Dokumente verbreitet, die auf kulturelle Unterschiede bei der Machtdistanz zwischen China und westlichen Gesellschaften hinwiesen. Sie forderten die Mitarbeiter auf, bei der Zusammenarbeit mit dem Ausland Rücksicht zu nehmen und kulturelle Werte zwischen 'uns' auszubalancieren. Trotz dieser Bemühungen bleibt Skepsis: Ein aktueller Mitarbeiter von TikTok scherzte, wer über zwei Jahre bleibe, habe bereits eine 'Lebenszeit' im Unternehmen verbracht. (eulerpool-AFX)

Finanzen / Business
[Eulerpool News] · 25.04.2024 · 12:50 Uhr
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