Builder.ai gerät wegen Verflechtung mit Auditor und wechselnder Prüferpraxis unter Druck
Builder.ai, eines der am besten finanzierten britischen Tech-Start-ups, sieht sich zunehmender Kritik wegen potenzieller Interessenkonflikte bei der Wirtschaftsprüfung ausgesetzt. Im Zentrum steht eine langjährige Verbindung zwischen dem Auditor Paul Goldwin vom britischen Prüfungsunternehmen PKF Littlejohn und Firmengründer Sachin Dev Duggal.
Goldwin, der seit 2021 als verantwortlicher Prüfer die Jahresabschlüsse von Builder.ai in Großbritannien abzeichnet, war zuvor Direktor eines anderen von Duggal gegründeten Unternehmens. Zudem nutzte Duggal bei der Gründung von Builder.ai die Geschäftsräume von PKF Littlejohn als offizielle Adresse. Experten für Corporate Governance sprechen angesichts dieser Verflechtungen von möglichen Interessenkonflikten, die geprüft werden müssten.
Besonders kritisch wird auch die Prüferpraxis der Auslandstöchter gesehen. In Indien und Singapur wechselten innerhalb weniger Jahre mehrfach die Wirtschaftsprüfer – teilweise hin zu kaum bekannten Einzelpersonen oder kleinen Firmen. Eine dieser Gesellschaften, Oakfield & Associates aus Singapur, auditierte auch den später spektakulär gescheiterten Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital.
Builder.ai verteidigte sein Vorgehen und verwies auf „die operative Skalierung und Umsatzsegmentierung“ sowie regulatorische Vorgaben in den jeweiligen Ländern. Inzwischen sei man zu einem Big-Four-Auditor für die Konzernprüfung und einem Big-Four-Dienstleister für die interne Revision übergegangen.
Die zunehmende Kritik trifft das Start-up in einer sensiblen Phase. Nachdem der bisherige CFO im Juli 2023 zurücktrat, ist die Stelle noch immer vakant. Gründer Duggal trat zudem kürzlich als CEO zurück und wechselte in eine weniger operative Rolle als „Chief Wizard“. Der Konzern betont jedoch, dass die CEO-Nachfolge strategisch vorbereitet worden sei.
Die wachsenden Governance-Bedenken stehen im Kontrast zur prominenten Investorenliste des Unternehmens. Microsoft, SoftBank, die Qatar Investment Authority und Insight Partners haben bislang rund 450 Mio. US-Dollar in Builder.ai investiert, das sich auf die KI-gestützte Entwicklung von Apps spezialisiert hat.
PKF Littlejohn erklärte, man habe vor Übernahme des Mandats alle Unabhängigkeitsfragen geprüft. Es bestehe keinerlei geschäftliche Verbindung zwischen SMX – dem Unternehmen, das Goldwin mit Duggal verband – und Builder.ai. Auch das Start-up selbst wies auf Nachfrage jede Verbindung zu SMX zurück.
Dennoch werfen die über Jahre anhaltenden personellen Überschneidungen sowie der häufige Wechsel kleiner Prüfgesellschaften in zentralen Tochtergesellschaften Fragen zur Qualität und Konsistenz der Unternehmensaufsicht auf. Finanzexperte Paul Barnes sieht in dem Vorgehen „klare Abweichungen von gängiger Praxis bei international agierenden Unternehmen“.