Brenntag: Vorsichtiger Ausblick trotz Umsatzplus im ersten Quartal
Der Dax-gelistete Chemikalienhändler Brenntag sieht sich mit einem anspruchsvollen Marktumfeld konfrontiert und hat seine Prognosen für das Jahr 2025 entsprechend angepasst. Laut einer Unternehmensmitteilung plant Brenntag, den unteren Bereich der zuvor angekündigten Gewinnprognose von 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro anzustreben. Dies könnte im schlimmsten Fall zu einem stagnierenden operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (operatives Ebita) im Vergleich zum Vorjahr führen. Die Reaktion der Börse folgte prompt: Die Aktie verlor im frühen Handel über vier Prozent an Wert.
Der Vorstandsvorsitzende Christian Kohlpaintner erklärte, das Quartal sei durch ein herausforderndes Geschäftsumfeld gekennzeichnet gewesen. Globale Unsicherheiten und Diskussionen über Zölle hätten die Volatilität erhöht und somit den Preisdruck sowie die Nachfrage belastet. Dennoch konnte Brenntag im abgelaufenen Quartal einen leichten Anstieg des operativen Ebita um 1,8 Prozent auf 264,3 Millionen Euro verzeichnen. Der Umsatz stieg um 1,7 Prozent auf 4,07 Milliarden Euro, lag jedoch unter den Erwartungen der Analysten.
Der Nettogewinn, der an die Aktionäre ausgeschüttet wird, ging auf 134,4 Millionen Euro zurück, verglichen mit 141,4 Millionen Euro im Vorjahr. Hauptgrund hierfür waren ungünstigere Zinsergebnisse aufgrund einer höheren Verschuldung. Parallel dazu hat Brenntag seine ursprünglich geplante Entflechtung der Sparten Prozesschemikalien und Spezialchemikalien modifiziert und wird diese nun nicht in einer schnellen und vollständigen Weise umsetzen. Das Unternehmen hat angesichts des angespannten Umfelds seinen Sparkurs verschärft.
Zur Kostensenkung plant Brenntag, Investitionen in IT und digitale Transformation über einen längeren Zeitraum zu strecken. Standortschließungen und ein Stellenabbau sind bereits Teil des Sparprogramms. Der neue Finanzchef Thomas Reisten kündigte an, dass man die Kostensenkungsmaßnahmen beschleunigen werde, mit dem Ziel, bis 2027 jährlich 300 Millionen Euro im Vergleich zu 2023 einzusparen. Im ersten Quartal 2025 betrugen die Einsparungen bereits 30 Millionen Euro. Vorherige Schätzungen für Einmalkosten beliefen sich auf 250 Millionen Euro.
Brenntag bleibt durch seine internationale Handelsstrategie mit Industrie- und Spezialchemikalien robust. Auch wenn konjunkturelle Abschwünge in der Regel weniger stark auf das Unternehmen einwirken, da die Nachfrage bei Kunden tendenziell eher über Händler als über Produzenten läuft, sind die Herausforderungen dennoch evident. Mit über 18.100 Beschäftigten bleibt Brenntag einer der bedeutendsten Marktteilnehmer im Chemikalienhandel.