BP im Clinch mit Bohrinsel-Partner

Washington/London (dpa) - Der BP-Konzern gerät im Ölpest-Drama von allen Seiten immer massiver unter Druck.

Der US-Erdölkonzern Anadarko, der zu einem Viertel an der untergegangenen Bohrinsel «Deepwater Horizon» beteiligt ist, warf dem Energieriesen vor, die schlimmste Umweltkatastrophe der US-Geschichte sei «das direkte Ergebnis rücksichtsloser Entscheidungen und Aktionen von BP».

US-Präsident Barack Obama und die Republikaner hielten sich derweil am Samstag gegenseitig Versäumnisse und Blockaden im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko vor. Obama kritisierte die Opposition in seiner wöchentlichen Rundfunkansprache: Sie sperre sich gegen die Abschaffung der bisherigen Haftungs-Obergrenze von 75 Millionen Dollar (61 Millionen Euro) für Ölfirmen. Das Limit gilt für Zahlungen an Privatleute und kleinere Unternehmen, die von einer Ölpest betroffen sind. Die Republikaner warfen dem Präsidenten im Gegenzug abermals vor, viel zu langsam reagiert zu haben.

Anadarko-Chef Jim Hackett erklärte laut Mitteilung, das Krisenmanagement und die Maßnahmen von BP «verkörpern wahrscheinlich grobe Fahrlässigkeit oder vorsätzliches Missverhalten». Gemäß einer Klausel in einer gemeinsamen Vereinbarung müsse in solchen Fällen nur BP als Betreiber für Schäden haften. Er schloss eine eigene Beteiligung an Folgeschäden durch ausgelaufenes Öl aus.

Der britische Konzern wies dagegen darauf hin, dass alle Kosten für den Betrieb der Bohrinsel geteilt werden, auch die Kosten für die mögliche Säuberung einer Ölpest. «Andere Partner neben BP können für Kosten und Verbindlichkeiten verantwortlich sein, die sich aus der Ölpest ergeben», sagte BP-Chef Tony Hayward. «Wir erwarten von diesen Partnern, ihren Verpflichtungen nachzukommen.»

BP hatte am Freitag Hayward aus der Schusslinie genommen. «Er wird jetzt die Geschäfte an Bob Dudley übergeben, er wird häufiger zu Hause und dort und hier sein», sagte BP-Aufsichtsratschef Carl-Henrik Svanberg am Freitagabend dem Sender Sky News. Hayward solle sich fortan stärker im Hintergrund halten. Eine BP-Sprecherin wies aber die Darstellung des Senders zurück, dass Hayward zurücktritt.

In seiner Rundfunkansprache sagte Obama: «Wir sollten diese (Haftungs-)Obergrenze streichen. Aber die Führung der Republikaner lässt noch nicht einmal eine Debatte oder eine Abstimmung zu.» Er kritisierte die Opposition überdies dafür, sich auch bei einer Reihe anderer politischer Themen Fortschritten zu verweigern, wie beispielsweise bei einer angepeilten Ausweitung der Arbeitslosenunterstützung oder Steuergeschenken für Häuslebauer.

«Ich bin froh, dass Präsident Obama schließlich und endlich diese Katastrophe ganz oben auf seine Tagesordnung gesetzt hat, aber seine Antwort kam zu langsam», sagte der republikanische Senator Roger Wicker in der wöchentlichen Rundfunkbotschaft seiner Partei. Er bemängelte zudem, dass Obamas Energie- und Klimagesetz breiten Raum in dessen Rede an die Nation zur Ölpest am Dienstag einnahm. «Jetzt ist nicht die Zeit, ein umstrittenes, jobfeindliches und parteiliches Thema durch den Kongress zu drücken», sagte der Senator aus dem US- Staat Mississippi, der auch von der Ölpest betroffen ist.

Die Grünen in Deutschland diskutieren indes über einen Aufruf zum Boykott der deutschen Aral-Tankstellen des BP-Konzerns. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Winfried Hermann, forderte die Verbraucher auf, «diesem verantwortungslosen Konzern die Rote Karte zu zeigen», wie das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» berichtet. Auch andere Grünen-Politiker wie der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer riefen zum Protest an der Zapfsäule auf, «weil sinkende Umsätze bei BP auch andere Ölmultis zum Umdenken bringen würden».

Weißes Haus mit Obamas Rundfunkbotschaft

Republikanische Partei mit Video von Ansprache

Energie / Umwelt / USA / Großbritannien
19.06.2010 · 15:34 Uhr
[4 Kommentare]
 
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