Botschaftssturm wird für Teheran zum Bumerang

London (dpa) - London lässt sich die Erstürmung seiner Botschaft in Teheran nicht gefallen. Die iranische Botschaft in London wird geschlossen. Die Diplomaten müssen das Land verlassen. Deutschland und Frankreich zeigen sich solidarisch. Die EU debattiert über Strafmaßnahmen.

Der Iran verwies im Gegenzug britische Diplomaten des Landes und warnte den Westen vor einem Militärschlag.

Deutschland, Frankreich und die Niederlande beorderten ihre Botschafter aus Teheran zurück zu Konsultationen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle wollte seinem Amtskollegen aus London anbieten, nach einer Ausweisung der britischen Diplomaten aus Teheran die Interessen britischer Staatsbürger im Iran wahrzunehmen und kündigte Gespräche mit dem Iran an. Der UN-Sicherheitsrat und die Europäische Union verurteilten die Angriffe auf die Botschaft.

Die Führung in Teheran reagierte unversöhnlich. Der iranische Parlamentspräsident Ali Laridschani warf in Teheran dem Westen und dem Weltsicherheitsrat vor, mit zweierlei Maß zu messen. Laridschani warnte nach Angaben der Nachrichtenagentur Fars vor negativen Auswirkungen auf die weltweite Sicherheitslage.

Der britische Außenminister William Hague hatte einen Militärschlag nicht grundsätzlich ausgeschlossen: «Natürlich bleiben alle Optionen auf dem Tisch, aber ich betone, dass wir militärisches Handeln nicht fordern.»

Die Entscheidung Großbritanniens, alle iranischen Diplomaten auszuweisen, bezeichnete das Regime in Teheran als überhastet. Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast nannte die Erstürmung der britischen Botschaft am Vortag durch iranische Studenten eine unvorhersehbare Aktion einiger wütender Demonstranten. Die Behörden hätten bereits eine Untersuchung eingeleitet.

Rund 200 Demonstranten hatten am Dienstag nach eigenen Angaben aus Wut über die Sanktionen gegen den Iran und den Tod eines Atomwissenschaftlers die Botschaft gestürmt. Sie warfen Brandsätze, verbrannten britische Flaggen, rissen Bilder von Königin Elizabeth II. von den Wänden und zerstörten Dokumente. Demonstranten griffen auch eine Wohnanlage britischer Diplomaten in einem anderen Stadtteil an. In diesem Komplex befindet sich die deutsche Schule. Nachdem die britische Regierung unmittelbar danach Konsequenzen angekündigt hatte, machte sie die Drohungen einen Tag später wahr. Die iranische Botschaft in London werde geschlossen, die Mitarbeiter hätten 48 Stunden, Großbritannien zu verlassen, sagte Außenminister William Hague. Gleichzeitig wurde die britische Botschaft in Teheran geräumt. Alle 24 Mitarbeiter und ihre Angehörigen wurden zurück nach Großbritannien gebracht. Teheran wies zudem offiziell alle britischen Diplomaten aus.

Großbritannien machte die iranische Führung für die Gewalt verantwortlich. Die Demonstranten hätten zu einer Gruppe gehört, die «von Elementen des iranischen Regimes kontrolliert» werde, sagte Hague. Es sei «wirklichkeitsfremd», zu glauben, dass die Angriffe ohne irgendeine Form der Zustimmung durch Irans Regime hätten stattfinden können.

Zahlreiche Staaten erklärten sich mit Großbritannien solidarisch. Außenminister Guido Westerwelle (FDP) rief den deutschen Botschafter aus dem Iran zurück und bestellte den iranischen Botschafter ins Auswärtige Amt ein. Deutschland erklärte sich außerdem bereit, nach der Ausweisung der britischen Diplomaten aus Teheran die Londoner Interessen im Iran wahrzunehmen. Westerwelle sagte am Rande eines EU-Ministertreffens in Brüssel, er werde dem britischen Außenminister anbieten, «dass wir den konsularischen Schutz für britische Staatsbürger übernehmen». Es gehe darum, «ganz praktisch Menschen» und «unseren europäischen Freunden» zu helfen.

Westerwelle kündigte zugleich an, dass er bei der Afghanistan-Konferenz in der kommenden Woche in Bonn das «Gespräch mit der iranischen Führung suchen» wolle.

Auch Frankreich und die Niederlande zogen bis auf Weiteres ihre Botschafter aus dem Iran ab. Norwegen hält seine Botschaft in Teheran weiter geschlossen. Russland verurteilte die Erstürmung der britischen Botschaft in Teheran scharf. Moskau lehnt aber neue Sanktionen gegen den Iran weiter ab.

Die EU will im Atomstreit mit dem Iran die Sanktionen verschärfen. Die Außenminister wollen über Vorschläge beraten, auch die Öleinfuhren aus dem Iran zu verbieten und Geschäfte mit der Zentralbank des Irans zu untersagen. Westerwelle sagte: «Wir müssen feststellen, dass der Iran bisher nicht ausreichend mit der internationalen Völkergemeinschaft in der Angelegenheit des Nuklearprogramms kooperiert. Er ist zu dieser Transparenz verpflichtet. Und dementsprechend ist die nächste Sanktionsrunde notwendig.»

Großbritannien hatte seine Sanktionen gegen den Iran verschärft und unter anderem den Geschäftsverkehr der Banken eingestellt. Auslöser war ein alarmierender Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien, wonach der Iran zumindest bis 2010 an der Entwicklung von Atomwaffen gearbeitet hat.

Konflikte / Atom / Iran / Großbritannien
30.11.2011 · 21:05 Uhr
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