Bayer trotzt Rechtsstreitigkeiten – Operativer Gewinn übertrifft Erwartungen
Bayer muss sich erneut mit den Herausforderungen durch Rechtsstreitigkeiten in den USA auseinandersetzen. Der Konzern hat zusätzliche Rückstellungen in Höhe von fast einer Milliarde Euro gebildet, um sich gegen Klagen bezüglich Glyphosat und PCB-Chemikalien abzusichern. Diese Belastungen beeinträchtigen zwar das Ergebnis des dritten Quartals, ändern jedoch nichts am positiven operativen Ergebnis, das dank Kosteneinsparungen die Erwartungen der Analysten übertraf. An der Börse reagierten die Anleger positiv: Der Aktienkurs verzeichnete einen Anstieg. Analyst Richard Vosser von JPMorgan äußerte sich lobend zu den insgesamt starken Ergebnissen von Bayer. Das Agrargeschäft habe maßgeblich dazu beigetragen, auch wenn der Umsatzrückgang beim Augenmedikament Eylea eine kleine Dämpferwirkung entfalten könnte.
Trotz der kurzfristigen Kursgewinne bleibt die langfristige Perspektive durch die Rechtsstreitigkeiten getrübt, die Bayer seit der Übernahme von Monsanto im Jahr 2018 verfolgen. In Hinblick auf die rechtlichen Herausforderungen gibt Bayer-Chef Bill Anderson sich optimistisch, bis Ende 2026 signifikante Fortschritte zu erzielen. Dabei setzt das Unternehmen teils auf Vergleichslösungen und integriert zudem verstärkte Lobbyarbeit, um Gesetzesänderungen herbeizuführen. Ein wegweisendes Urteil des US Supreme Court erhofft man sich weiterhin, um die Frage der übergeordneten Gültigkeit von Bundesrecht zu klären. Die erhöhte Rückstellung ist laut Anderson eine Folge von neuen Vergleichsvereinbarungen und einem leichten Anstieg neugeklärter Glyphosatklagen. Bayers Bemühungen um eine Verhandlungslösung wurden jüngst durch eine Gerichtsentscheidung im Bundesstaat Washington erschwert, die ein bestehendes Urteil gegen Bayer wieder in Kraft setzte.
Der Umsatz von Bayer verringerte sich im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent auf 9,66 Milliarden Euro, während das um Sondereffekte bereinigte EBITDA um ein Fünftel auf 1,51 Milliarden Euro stieg. Ein Großteil des Erfolgs ist auf Einsparungsmaßnahmen und Umstrukturierungsprozesse zurückzuführen. Bill Anderson verfolgt ein Konzept der "Dynamic Shared Ownership", das eine agilere Unternehmensführung ermöglicht. Durch den Umbau des Managements und die Reduzierung der Hierarchieebenen soll Bayer schneller und effizienter Entscheidungen treffen können. Für das laufende Jahr plant Bayer mit einem um Wechselkurseffekte bereinigten Umsatz von 46 bis 48 Milliarden Euro. Während Bayer seine Prognosen für den Gesamtkonzern hält, zeigt sich das Unternehmen bei der Sparte Consumer Health vorsichtiger. Trotz eines Gewinnanstiegs in den Segmenten Agrar und Consumer Health aufgrund von Kosteneinsparungen liegt die Pharmasparte hinter den Erwartungen zurück. Diese Entwicklung ist teils auf externe Einflüsse wie Patentabläufe zurückzuführen.

