Bahn und EVG verhindern Streiks: Lohnplus von 6,5 Prozent und langfristige Beschäftigungsgarantie
Völlig ohne Warnstreiks haben sich die Deutsche Bahn (DB) und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in Berlin auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. In drei Stufen steigen die Löhne von insgesamt 192.000 Beschäftigten bis Ende 2027 um etwa 6,5 Prozent. Die erste Erhöhung von 2 Prozent erfolgt bereits im Juli 2025, weitere 2,5 Prozent kommen ein Jahr darauf und die abschließenden 2 Prozent ab Dezember 2027. Außerdem erzielten beide Seiten eine Beschäftigungsgarantie bis 2027 und Verbesserungen bei Schichtzulagen.
Auffällig ist die lange Laufzeit: 33 Monate, beginnend im April 2025. Ursprünglich wollte die Bahn sogar 37 Monate durchsetzen, um im Rahmen ihres Sanierungsprogramms S3 bis 2027 finanzielle Planungssicherheit zu haben. Mit einem Investitionsplan über 41 Korridore im maroden Schienennetz peilt das Unternehmen an, wieder eine Pünktlichkeitsquote von mindestens 75 Prozent im Fernverkehr zu erreichen. Im Vorjahr sackte die DB auf nur 62,5 Prozent ab.
Die EVG hatte die Tarifverhandlungen auf das Frühjahr vorgezogen, um noch vor der Bundestagswahl Klarheit zu schaffen. Bei einer Regierungsübernahme durch die Union könnte eine Aufspaltung der Bahn drohen, die aus EVG-Sicht die Arbeitsplätze und die Integrität des Konzerns gefährdet. CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hält am Trennungsplan fest, während das Bahn-Management sowie die EVG ihn entschieden ablehnen.
Schon im ersten Angebot lag das Interesse der Bahn an einer langen Vertragslaufzeit auf der Hand. Erstmals seit 2016 konnte ein Tarifabschluss ohne jede Arbeitsniederlegung erreicht werden. Ein Warnstreik droht nun erst in gut einem Jahr, wenn im Februar 2026 der Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) endet — einer deutlich kleineren, aber für ihre Arbeitskampfbereitschaft bekannten Arbeitnehmervertretung.