Auf Amundsens Spuren: Südpol-Expedition mit Problemen

Buenos Aires (dpa) - Die Zahl der Menschen, die zu Fuß den Südpol erreicht haben, wird sich demnächst wahrscheinlich verdoppeln. Fast 20 Expeditionen sind zum 100. Jubiläum von Roald Amundsens Ankunft am südlichsten Punkt der Erde auf dem Weg.

Mehrere norwegische Expeditionen wollen der Welt vorführen, wie ihr Landsmann den Südpol erobert hat. Ein Team des Polarinstituts des skandinavischen Lands versucht, Schritt für Schritt den Spuren Amundsens zu folgen, auf dem schwierigen Weg über den Axel-Heiberg-Gletscher. Der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg will zum Jahrestag am 14. Dezember hinfliegen und die letzten 20 Kilometer auf Skiern mitlaufen. Starke Schneeböen können jedoch das Vorhaben vereiteln.

«Viele fragen sich, ob wir unser Ziel am 14. Dezember erreichen werden. Wir auch», gestand am Dienstag in seinem Blog das Team um Jan-Gunnar Winther, an dem auch Langlauf-Legende Vegard Ulvang teilnimmt. Die dünne Luft auf der Gletscherhöhe werde ohnehin das Tempo verlangsamen. Schon jetzt, auf halbem Weg, liegen die vier Norweger um 133 Kilometer hinter Amundsens Wegstrecke im Jahr 1911 zurück. Allerdings laufen sie auf ihren Skiern mit dem Nachteil, selbst die Schlittenlast ziehen zu müssen: Die Zughunde, die Amundsen mitführte, dürfen wegen strikter Umweltvorgaben nicht mehr auf die Antarktis.

Ohne die Hunde, aber ansonsten ganz in der Originalausstattung Amundsens, hat sich eine zweite norwegische Expedition auf den Weg gemacht. Ihr Leiter, Asle Johansen, hatte bereits 1988 - genau 100 Jahre nach Fridtjof Nansen - Grönland in der Originalausstattung des Entdeckers und Nobelpreisträgers durchquert.

Die Briten, die vor hundert Jahren das Rennen zum Südpol tragisch verloren, als Robert Falcon Scott nicht nur nach Amundsen am Südpol ankam, sondern auf dem Rückweg mit seinen Gefährten umkam, sind diesmal auf beiden Routen unterwegs. Ein Doppelteam von Soldaten hat sich in zwei Expeditionen aufgeteilt: Oberstleutnant Henry Worsley folgt Amundsens Weg, während Unteroffizier Mark Langridge die Gruppe auf Scotts Spuren führt. Nach anfänglichem Vorsprung der Scott-Gruppe hat jetzt die Amundsen-Gruppe einen leichten Vorsprung.

Die meisten Expeditionen auf dem weißen Kontinent starten vom Stützpunkt des privaten US-Unternehmens Antartic Logistics & Expeditions (ALE) in Union Glacier, wo bis zu 80 Menschen logieren können. Mit einer russischen Ilyushin IL76 werden die Abenteurer aus dem chilenischen Punta Arenas auf den weißen Kontinent geflogen. In einem dieser Flüge kamen auch die Australier James Castrission (29) und Justin Jones (28) in die Antarktis, mit dem Vorhaben, die jüngsten Südpol-Eroberer zu werden und die ersten, die ohne Unterstützung die Hin- und Rückfahrt auf Skiern schaffen. Im Flieger trafen sie aber unerwartet auf einen Konkurrenten, der ähnliche Pläne hat: der Norweger Aleksander Gamme (35) will dieselbe Fahrt allein machen.

Die Britin Felicity Aston wartet in Union Glacier auf günstiges Wetter, um zu ihrem eigentlichen Startpunkt zu fliegen, am Gletscher Leverett, vor Neuseeland. Von dort aus wird sie im Alleingang auf Skiern zum Südpol und dann zur Hercules-Bucht marschieren. Insgesamt 1700 Kilometer, die einen Rekord für eine Frau darstellen würden. Die 33-Jährige hat Musik und Audiobücher mit sich und schleppt auf einem Schlitten 160 Kilogramm an Zelt und Proviant, um auf ihre Tageskost von 4000 Kalorien zu kommen.

Aber nicht nur auf Skiern wird auf der Antarktis um die Wette gelaufen. Am kommenden Sonntag fliegen 26 Athleten aus den USA, Japan, Norwegen, Australien, Holland, Schweden, Argentinien, Australien, Kanada, Russland und England in den US-Stützpunkt Scott, um bei rund -30 °C an einem 50-Km-Ultramarathon teilzunehmen. Der Argentinier Sebastian Armanault, der dieses Jahr das 250-Km-Rennen durch die Sahara-Wüste gelaufen ist, schätzt, dass er die Strecke in rund sieben Stunden bewältigen kann.

Eins ist aber bei aller Abenteuerlust anders als zu Amundsen und Scotts Zeiten: Alle Antarktis-Abenteurer müssen ein GPS-Ortungsgerät mit sich führen, um im Notfall gerettet werden zu können. Einer hat sich schon dazu entschieden: Der Spanier Carles Gel wurde am Dienstag nach nur 30 Kilometern Marsch ausgeflogen. Blasen an den Füßen hinderten ihn am Weitergehen. Sein Weggefährte Albert Bosch zieht jetzt allein weiter, ein Vorhaben für das man sich normalerweise physisch und psychisch ein Jahr vorbereitet.

International / Reisen / Abenteuer
23.11.2011 · 17:50 Uhr
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