Armuts- und Reichtumsbericht offenbart tiefe gesellschaftliche Gräben in Deutschland
Der jüngst vom Bundeskabinett verabschiedete Armuts- und Reichtumsbericht offenbart, dass 17,6 Prozent der deutschen Bevölkerung im Jahr 2024 aufgrund von Armut auf wesentliche Güter und Dienstleistungen verzichten müssen. Dies stellt eine alarmierende Entwicklung dar, die erneut die wachsenden sozialen Unterschiede im Land verdeutlicht.
Laut dem umfassenden Bericht sind zwischen 2010 und 2020 die Einkommen in allen Schichten zwar gestiegen, jedoch profitierten Besserverdienende wesentlich stärker davon als Geringverdiener. Auch die Inflation traf die untere Einkommensschicht unverhältnismäßig stark. Im Gegensatz dazu hat sich bei der Vermögensverteilung die Ungleichheit verringert, wenngleich die Ungleichheit beim Vermögen nach wie vor größer ist als beim Einkommen. 54 Prozent des gesamten Nettovermögens werden von den reichsten zehn Prozent der Haushalte gehalten, während die ärmere Hälfte etwa nur drei Prozent besitzt.
Dennoch gibt der Bericht auch Anlass zur Kritik. Der Armutsforscher Christoph Butterwegge bezeichnet das umfangreiche Dokument als "riesigen Datenfriedhof" und bemängelt, dass es an konkreten Aussagen über die Ursachen und Maßnahmen zur Schließung der Kluft zwischen Arm und Reich mangelt. Die aktuelle Definition von Reichtum, basierend auf relativ niedrigen Einkommens- und Vermögensgrenzen, verschleiere das tatsächliche Ausmaß der Vermögenskonzentration in Deutschland.
Die politischen Reaktionen auf den Bericht sind gemischt. Der Grünen-Politiker Timon Dzienus zeigt sich besorgt über die ungleiche Vermögensverteilung, die er als "Gift für unsere Gesellschaft" bezeichnet. Im Gegensatz dazu sieht die CDU-Politikerin Ottilie Klein Arbeit als effektivstes Mittel gegen Armut und setzt auf wirtschaftliches Wachstum und Reformen wie das Investitions-Sofortprogramm und die Bürgergeld-Reform, um mehr Erwerbstätigkeit zu fördern.

