Angela Merkel reflektiert über verpasste Dialogchancen mit Russland
Angela Merkel, die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin, äußerte in einem Interview mit dem ungarischen Portal 'Partizán' bedauernde Worte über verpasste Gelegenheiten für einen engeren Dialog der Europäischen Union mit Russland. Gemeinsam mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron hatte sie bereits im Sommer 2021 ein Gesprächsformat ins Visier genommen, das direkte Verhandlungen der EU mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorsah. Diese Bemühungen erschienen besonders dringlich, da Merkel das Minsk-Abkommen bereits damals als zunehmend wirkungslos empfand.
Das 2015 geschlossene Minsk-Abkommen sollte die Kämpfe in der Ost-Ukraine beenden, doch aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen im Jahr 2020 blieb die Möglichkeit eines direkten Dialogs mit Putin aus. Merkel beschrieb diese verlorene Gelegenheit als einen Rückschlag für die diplomatischen Beziehungen und die Friedensanstrengungen in der Region.
Bedenken gegen diesen Dialog kamen aus den Reihen der baltischen Staaten und Polens, erklärte Merkel weiter. Diese Länder befürchteten eine fehlende Einigkeit in der EU-Politik gegenüber Russland. Trotz der damaligen Kontroversen plädierte Merkel für das Streben nach einer gemeinsamen europäischen Strategie. Als Verfechterin diplomatischer Lösungen sah sie den Dialog als unverzichtbar an, konnte jedoch mit ihrem Plan kein Gehör finden, bevor sie ihr Amt niederlegte und die russische Aggression in der Ukraine eskalierte.
Das Interview, welches kürzlich veröffentlicht wurde, wurde anlässlich eines Besuchs Merkels in Budapest geführt, wo sie ihre Memoiren in ungarischer Sprache vorstellte. Eine Sprecherin Merkels stellte klar, dass die angesprochenen Positionen nicht neu sind, doch detaillierte Hinweise auf die Bedenken der baltischen Staaten und Polens kamen erst jetzt zur Sprache.

