Angeklagter im Inzest-Prozess: Tochter wollte Sex

Nürnberg/Willmersbach (dpa) - Gut 30 Jahre lang soll ein Vater aus Franken seine Tochter regelmäßig vergewaltigt haben - seit sie 13 Jahre als war. Zum Auftakt des Nürnberger Inzestprozesses wies der Angeklagten den Vorwurf des fast 500-fachen Missbrauchs aber zurück.

Er habe all die Jahre zwar zwei- bis dreimal die Woche Sex mit seiner Tochter gehabt. Dies sei aber immer einvernehmlich geschehen.

Die drei in dieser Zeit zur Welt gekommenen Kinder stammten wohl von unbekannten Liebhabern seiner Tochter, sagte der 69-Jährige am Montag vor dem Landgericht. Das widerspricht dem Ergebnis von DNA-Analysen. Die Tochter hält nach Angaben ihrer Anwältin Andrea Kühne uneingeschränkt an ihren Vorwürfen gegen ihren Vater fest.

«Meine Mandantin bleibt dabei: Der sexuelle Kontakt ist keineswegs einvernehmlich gewesen. Es gab immer wieder gewalttätige Übergriffe des Vaters», betonte die Nebenkläger-Anwältin. Dass ihr Vater behaupte, sie habe sich bereitwillig auf die intimen Kontakte eingelassen, sei für das heute 46-jährige Opfer ein Schock gewesen.

Die Tochter war zum Prozessauftakt nicht erschienen. «Sie wusste nicht, ob sie die Kraft hat, bei der Aussage ihres Vaters dabei zu sein.» Sie wolle aber am zweiten Prozesstag (6. Dezember) aussagen, kündigte Kühne an.

Dass sich die Frau jahrzehntelang niemandem offenbart habe, liege daran, dass sie in dem kleinen fränkischen Dorf Willmersbach weitgehend isoliert gelebt habe. «Sie hatte keine Freundin, keine Bekannte, sie stand allein auf weiter Flur», erläuterte die Anwältin.

«Die Familie war die letzte Beziehung, die sie noch hatte. Da wollte sie die letzte Brücke nicht absperren.» Inzwischen lebe die 46-Jährige von ihrer Familie getrennt. Es gehe ihr inzwischen besser. «Emotional wird sie aber noch sehr lange an der Geschichte knabbern.»

Wegen einer Fußverletzung war der hagere und eher desinteressiert wirkende Rentner in einem Rollstuhl in den Gerichtssaal gekommen. Die Schwerhörigkeit des Angeklagten erschwerte die gerichtliche Vernehmung. Viele Fragen schien er nicht oder falsch zu verstehen. Anscheinend begriff er auch oft den Sinn der Fragen nicht.

In seinem für manche Prozessbeteiligten schwer verständlichen, breiten niederbayerischen Dialekt betonte er immer wieder, seine Tochter habe von Anfang an Sex mit ihm gewollt. «Sie hat jedenfalls nie gesagt, dass es ihr nicht gut tut», fügte er hinzu. Begonnen habe das erst, als sie 17 Jahre alt war.

Die Frage des Gerichts, warum er denn gerade Sex mit seiner Tochter suchte, beantwortete er zögerlich und ausweichend. Es sei eben mit seiner Tochter «anders» gewesen als mit seiner Frau. Vor dieser habe er die sexuellen Kontakte verheimlicht. Zum Sex sei es immer nur dann gekommen, wenn seine Frau außer Haus gewesen sei.

Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hat der Angeklagte seine Tochter 497-mal missbraucht. Als Erwachsene brachte sie drei behinderte Söhne von ihm zur Welt. Zwei von ihnen starben im Kindesalter. Die mutmaßlichen Taten waren erst Anfang dieses Jahres ans Tageslicht gekommen - wegen einer anderen kriminellen Handlung.

Die Frau hatte einen Arzt für die Behinderung eines der Kinder verantwortlich gemacht und versucht, die Gattin des Mediziners zu erpressen. Dafür wurde sie zu einer Bewährungsstrafe verurteilt - und bekam eine Bewährungshelferin, der sie sich letztlich anvertraute. Zur Aufklärung der schweren Vorwürfe sind während der sechs Verhandlungstage 24 Zeugen und drei Sachverständige geladen.

Kriminalität / Prozesse
28.11.2011 · 16:23 Uhr
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