Analyse: Warum Street View so umstritten ist

Berlin (dpa) - In bislang 23 Ländern hat Google seinen Internet-Dienst Street View eingeführt - meist ohne große Probleme. Warum erregt das Angebot die Gemüter in Deutschland? Eine Spurensuche.

«Schnüffeldienst» und «Big Brother auf Rädern»: Der Ruf von Googles Straßenansicht Street View ist in Deutschland denkbar schlecht - und das, obwohl sie hier noch nicht verfügbar ist. Andere Länder stören sich dagegen praktisch gar nicht an der Funktion, die über den Kartendienst Google Maps erreichbar ist. Warum sind die Deutschen so widerborstig? Eine Spurensuche.

Ob in Frankreich, Italien oder den USA: Große Diskussionen hat es in praktisch keinem der 24 Länder gegeben, in denen der Dienst verfügbar ist - sieht man von der Schweiz ab. Wohl durchforsteten die Nutzer nach dem Start die Straßen nach peinlichen, lustigen und skurrilen Bildern - ein bisschen Voyeurismus muss sein. Fotos von Zäune erklimmenden Einbrechern, nackten Sonnenanbetern und Männern auf dem Weg aus dem Stripclub füllen ganze Bildergalerien im Netz.

Die lauten Proteste hierzulande führt Google selbst auf das besonders ausgeprägte Datenschutz-Bewusstsein der Deutschen zurück. Mit zwei totalitären Systemen habe das Land eine «schlimme und komplizierte Vergangenheit», sagte Peter Fleischer, Datenschutzbeauftragter des Konzerns, im April. «Ich wäre erstaunt, wenn die Deutschen nicht eine starke Sensibilität für Datenschutz hätten.»

Er meint zudem, dass sich einige Politiker und Datenschützer auf Kosten des Internet-Giganten profilieren wollen - so etwas wie Street View eignet sich dazu besonders gut.

Zum schlechten Ruf hat Google indes auch selbst beigetragen. Zum einen mit seinem Hauruck-Verfahren: Wer nicht will, dass sein Haus im Netz zu sehen ist, muss selbst Einspruch einlegen. Lange sollte das nur über ein Online-Formular möglich sein. Viele Internet-abstinente Bürger waren verunsichert.

Zudem stattete der Internet-Riese seine Street-View-Autos nicht nur mit auffälligen Kamera-Konstruktionen für die Rundum-Bilder aus, sondern auch mit weitaus unauffälligeren Scannern für WLAN-Netzwerke. Sie erfassten unter anderem, wo welche Funkstationen stehen. Solche Netzdaten ermöglichen es, mit Handys oder Navis die Position zu bestimmen, auch ohne GPS-Empfänger. Auch andere erheben diese Informationen, etwa der US-Anbieter Skyhook Wireless oder das deutsche Fraunhofer Institut für integrierte Schaltungen (IIS). Doch die anderen heißen eben auch nicht Google.

Als bekannt wurde, dass das Unternehmen die Funklandschaft vermisst, ließ die Kritik von Politikern und Datenschützern nicht auf sich warten. Mit der demnächst verfügbaren Straßenansicht hat das zwar nichts zu tun, außer dass die Street-View-Autos die Daten gesammelt haben. Dem Ruf des Dienstes schadete es dennoch.

Noch lauter wurde die Kritik, als das Unternehmen kleinlaut zugab, dass es nicht nur die Standorte der Funkstationen, sondern auch persönliche Daten von Nutzern gesammelt hatte. Das ist möglicherweise sogar strafbar. «Das war ein Fehler, den wir zutiefst bedauern und für den wir um Entschuldigung bitten», sagte ein Google-Sprecher. Der Internet-Riese stellte daraufhin weltweit alle Fahrten mit dem Kamera-Autos ein. Erst seit Juli sind sie wieder unterwegs, jedoch nicht in Deutschland.

Was einige Menschen Google zutrauen, machte eine Satiresendung mehr als deutlich: Reporter der «heute-show» im ZDF gaben sich als Mitarbeiter des Unternehmens aus, die für den angeblichen neuen Dienst «Home View» die Schlafzimmer der Deutschen fotografieren wollten. Jeder Dritte habe die Macher hereingelassen, resümierte Chef-Satiriker Martin Sonneborn kürzlich in der Süddeutschen Zeitung. «Offenbar hat Google eine Atmosphäre geschaffen, in der so eine Aktion, so ein Film möglich ist.»

Doch längst nicht alle Deutschen lehnen den Dienst ab. Nach Angaben von Google greifen viele auf die Straßenansichten im Ausland zu, etwa um den nächsten Urlaub zu planen. Und die altehrwürdige Universitätsstadt Heidelberg gab sich Ende 2008 sogar pikiert, dass sie zunächst nicht dabei sein sollte. Für die Wahrnehmung im Ausland sei es schließlich wichtig, präsent zu sein.

Computer / Internet
10.08.2010 · 22:52 Uhr
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