Analyse: Propagandaerfolg für die Taliban

Neu Delhi (dpa) - Die afghanische Regierung spricht von Frieden, die Taliban antworten mit Gewalt. Koordinierte Angriffe erschüttern Kabul und andere Städte. Auch die deutsche Botschaft gerät unter Beschuss. Die Diplomaten suchen Schutz im Bunker.

Im vergangenen September war der afghanische Ex-Präsident Burhanuddin Rabbani ermordet worden, als er eine Aussöhnung mit den Taliban herbeiführen wollte. Am Samstag wurde sein Sohn Salahuddin Rabbani zu seinem Nachfolger im Vorsitz des Hohen Friedensrates (HPC) bestimmt. Vize-Präsident Marshal Fahim sagte dazu, man dürfe nicht aufhören, der «bewaffneten Opposition» die Hand zu reichen. Diese Hand schlugen die Taliban am Sonntag ein weiteres Mal aus. Sie verkündeten den Beginn ihrer Frühjahrsoffensive - und unterstrichen das mit spektakulären Kommandooperationen.

Selbstmordkommandos griffen an verschiedenen Orten in der Hauptstadt Kabul und in mehreren Provinzhauptstädten in Ostafghanistan Ziele an. Über Stunden hinweg lieferten sich die Aufständischen Gefechte mit den Sicherheitskräften. Kabul wurde von Explosionen erschüttert, Schusswechsel versetzten die Bewohner in Angst und Schrecken.

Ein ähnlich spektakulärer Angriff war den Aufständischen in Kabul zuletzt im vergangenen September gelungen. Ein Selbstmordkommando hatte sich in einer Hochhaus-Baustelle verschanzt und mehr als 20 Stunden lang das Hauptquartier der Internationalen Schutztruppe Isaf und die US-Botschaft beschossen. Am Sonntag schafften es die Angreifer erneut, im schwer gesicherten Regierungs- und Botschaftsviertel im Herzen der Stadt zuzuschlagen.

Dabei geriet auch die deutsche Botschaft unter Beschuss. Die Diplomaten mussten Schutz im Bunker suchen, sie blieben unversehrt. An dem Gebäude, das schon Anfang 2009 bei einem Selbstmordanschlag vor dem Areal erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden war, entstand geringer Schaden. Einige Geschosse schlugen ein. Über die diplomatische Vertretung knatterten Maschinengewehr-Salven. Die Aufständischen setzten auch Panzerfäuste ein.

Die ohnehin sehr vagen Hoffnungen für etwaige Friedensverhandlungen mit den Taliban erlitten durch die koordinierten Angriffe vom Sonntag einen weiteren Rückschlag. Im März hatten die Aufständischen Gespräche mit den USA im Golfstaat Katar ausgesetzt. Weil Washington sich nicht an Abmachungen halte, seien die Gespräche «Zeitverschwendung», teilten die Taliban damals mit.

Dabei läuft aus Sicht des Westens und der afghanischen Regierung die Zeit davon: Ende 2014 soll der Nato-Kampfeinsatz enden. Ob die afghanische Armee und Polizei dann wirklich in der Lage sein werden, selber für Sicherheit zu sorgen, ist ungewiss - erst recht, wenn die Taliban dann weiterhin unerbittlich kämpfen.

Zwar wurden bei den Gefechten und Anschlägen am Sonntag mehrere Menschen getötet, darunter waren nach ersten Erkenntnissen aber vor allem Angreifer. Den Taliban schien es nicht gelungen zu sein, ein Blutbad anzurichten. Einen Propagandaerfolg konnten die Aufständischen aber auf jeden Fall verbuchen. Ihre Angriffe mitten in Kabul machten ebenso weltweit Schlagzeilen wie die Verkündung einer Frühjahrsoffensive, die die Aufständischen nach jedem Winter aufs Neue ausrufen.

Eine spektakuläre Operation gelang am Sonntag auch den Taliban im benachbarten Pakistan. 150 bis 250 schwer bewaffnete Aufständische stürmten im Nordwesten des Landes ein Gefängnis. Die Wärter hatten gegen die Übermacht keine Chance. Die Aufständischen befreiten fast 400 Häftlinge. Die Behörden warnten, darunter seien etwa 20 sehr gefährliche Extremisten.

Konflikte / Afghanistan / Pakistan
15.04.2012 · 21:42 Uhr
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