Alarmierende Zunahme politisch motivierter Cyberattacken auch in Deutschland
IT-Experten verzeichnen aktuell eine massive Zunahme gezielter Cyberattacken auf Großunternehmen auch in Deutschland. Zielten bisherige Angriffe in der Regel darauf, sensible Kundendaten wie Kreditkarteninformationen zu stehlen, so nehmen aktuell politisch motivierte Attacken massiv zu. Das BKA geht davon aus, dass die Cyberkriminalität heute ein fester Bestandteil des weltweit-organisierten Verbrechens ist und diesem Milliarden einbringt.
Professionell organisierte Gruppierungen mit entsprechender Man-Power sind heute die Hauptverursacher der Angriffe, die dann die erbeuteten Daten auswerten und verkaufen. Dass deren Käufer mittlerweile „Großkunden“ sind und diese Unsummen für entsprechendes Material ausgeben, hat nicht nur die Qualität der Angriffe massiv erhöht. Branchenkenner Richard Keymer (Head of Pre-Sales SecureData) warnt vor den daraus resultierenden politischen Folgen: Statt einzeln motivierter Angriffe aus rein wirtschaftlicher Intention wird die Anzahl politisch motivierter Cyberattacken aufgrund politischer Spannungen ansteigen. Und das, mit unabsehbaren Konsequenzen.
Politisch motivierte Cyber-Attacke auf Global-Player Sony?
Erst kürzlich erbeuteten Hacker von den Sony-Servern Unmengen sensibler Daten wie Gehaltsabrechnungen oder Personalakten. Statt diese gewinnbringend zu verkaufen, versuchten die Hacker, Sony zu erpressen: Stoppte Sony die geplante Veröffentlichung des Kinostreifens „The Interview“ nicht, welcher ein fiktives Attentat auf Südkoreas Diktator behandelte, würden die gesammelten Daten veröffentlicht werden. Nachdem sich Sony nach ersten Veröffentlichungen sensibler Daten dem Druck der Kriminellen beugte und den Film aus dem Programm nahm, änderte der Konzern nach großem öffentlichem Druck seine Strategie und zeigte den Titel dennoch.
Aufgrund der Professionalität und des kostspieligen Umfangs des Hacks, liegt der Verdacht nahe, dass es sich hier um eine gezielte Attacke des südkoreanischen Regimes handelte. Da es sich bei dem Angriff auf die Sony-Server bereits um den zweiten großen Coup Cyberkrimineller gegen den Konzern handelte, stellt sich hier aber auch die Frage, ob weltweit agierende Unternehmen wirklich genug Energie und Geld in die Cyberabwehr setzen.
Fehlende global-agierende Kontrollmechanismen spielen Cyberkriminellen in die Karten
Glaubt man Insidern, fehlt es hier an globalen Kontrollmechanismen und weltweit bindenden Sicherheitsvorgaben für Großunternehmen. Diese entscheiden größtenteils selbst, in welchem Umfang sie sich schützen. Nur gesetzliche Vorgaben und gravierende Strafen würden Großkonzerne zwingen, so Keymer, so dass diese endlich zeitgleich mit den Hackern aufrüsten. Dies sei dann letztendlich auch im Interesse der Unternehmen selbst, da so wirtschaftliche und Image-Schäden durch erfolgreiche Angriffe reduziert werden können. „Cyberattacken werden mehr, sie werden gezielter und sie werden aggressiver“, schreibt der IT Dienstleister Sentinel aus der Hansestadt Hamburg. Und aktuell haben hier die Cyberkriminellen im großen Wettrüsten technisch und finanziell die Nase vorn.
