Hallesche Kometen

Ben ist Anfang 20 und wohnt mit Karl, seinem übergewichtigen, arbeitslosen Vater in einer winzigen Wohnung in einer Plattenbausiedlung in Halle. Die beiden haben sich in einem freundschaftlichen Vater-Sohn-Bündnis eingerichtet. Doch Ben ist neugierig auf die Welt und hat klare Vorstellungen von seiner Zukunft. Er träumt vom Reisen in die weite Ferne und möchte darüber schreiben. Seine Aufbruchstimmung wird jedoch von der Lethargie seines Vaters Karl gebremst. Kurz nach der Wende verlor Karl seine Stelle als Polier und hielt sich mit Gelegenheitsarbeiten und ABMs über Wasser. Er tat sich schwer mit den Umbrüchen des Gesellschaftssystems. Es war seine Frau und ihr lebensbejahender Charakter, die ihn immer wieder motivierten, seinen Platz in der neuen Gesellschaft zu suchen. Als sie vor knapp zwei Jahren bei einem Autounfall starb, hat ihn das vollkommen aus der Bahn geworfen. Ben ist hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis, für seinen Vater, den er sehr liebt, da zu sein und dem Wunsch, endlich sein eigenes Leben zu leben und seinen großen Traum zu verwirklichen. Denn bisweilen jobbt Ben nur als Auslieferer von Prospekten und verfasst heimlich fiktive Reiseberichte auf selbst gebastelten Postkarten. Ben hält an der Hoffnung fest, dass Karl bald eine neue Arbeit findet, die ihn wieder unter Menschen bringen und unabhängig von seinem Sohn machen wird. Denn erst dann kann Ben an seine eigene Zukunft denken. Aber Karl verharrt in seiner Verweigerungshaltung dem Leben gegenüber und erzeugt damit zunehmende finanzielle Schwierigkeiten. Ben versucht daraufhin mehr Geld zu beschaffen und gerät dabei kurzzeitig in kriminelles Milieu. Doch ihm wird klar, dass er endlich handeln muss, um aus dieser Mühle herauszukommen. Niemand, wenn nicht er selbst, wird es schaffen, eine Veränderung in seinem Leben herbeizuführen. Dabei hilft ihm die Liebe zu Jana, die voller Aufbruchskraft ist und bald ihr Au-Pair-Jahr in den USA antreten wird. Fast verpasst Ben die Chance sich zu öffnen und eine Verbündete zu finden, aber am Ende siegt der Mut gegen den Stillstand. Auch für Karl.