Exit Through the Gift Shop

DVD / Blu-ray / iTunes / Trailer :: Website :: IMDB (8,1)
Regie: ?????
Darsteller: Shepard Fairey, Wendy Asher
Laufzeit: 87min
FSK: ab 6 Jahren
Genre: Dokumentation (Großbritannien, USA)
Verleih: Alamode Film
Filmstart: 21. Oktober 2010
Bewertung: n/a (0 Kommentare, 0 Votes)
Vermummt und mit verfremdeter Stimme beginnt der berühmte Street-Art Künstler Banksy von dem Menschen zu erzählen, der diesen Film über ihn machen wollte: Thierry Guetta. Doch wer ist dieser Typ? Thierry Guetta ist ein Franzose, der in den 90er Jahren in L.A. ein gut laufenden Bekleidungsgeschäft betreibt. Billige Second- Hand Klamotten verkauft er teuer als hippe Designer-Mode. Doch seine wahre Obsession ist das Filmen mit der Videokamera. Wohin er auch geht, die Kamera ist dabei. Bei einem Familienurlaub in Frankreich 1999 trifft er seinen Cousin, den Street-Art-Künstler Space Invader, der sich bereits mit seinen Retro Pixelfiguren aus Space Invaders einen Namen gemacht hat. Guetta ist begeistert von den Ausdrucksmöglichkeiten der Street-Art und vom Reiz des Verbotenen. Diese Begegnung krempelt sein Leben um. Von nun an widmet sich Thierry Guetta voll und ganz der Dokumentation der Street-Art-Szene, zunächst in Frankreich. Mit Space Invader zusammen zurück in L.A. trifft Guetta auf weitere Street-Art Künstlers, wie zum Beispiel Shepard Fairey, der es mit seinem „Obama/Hope“-Plakat zu einiger Berühmtheit gebracht hat, oder Seizer, Ron English, Borf, und viele andere. Mit den Stars der Street-Art-Szene geht er im Schutz der Nacht auf Tour, filmt sie beim meist illegalen Sprayen ihrer Stencils, beim Kleben von Stickern und Postern, beim Aufstellen von Skulpturen im öffentlichen Raum - und bei spektakulären Verfolgungsjagden mit der Polizei. An der Entstehung brenzliger Situationen ist Guetta mit seinem gelegentlich etwas tollpatschigen Verhalten selbst nicht ganz unschuldig, wenn er etwa um des Bildausschnitts willen nicht auf den Weg achtet, oder wenn er für die Kamera plötzlich hell ausleuchtet, was eigentlich unauffällig im Dunkeln geschehen soll. So wird Guetta nicht nur zum ständigen Begleiter, sondern zum Komplizen und sogar Location-Scout der Street-Art Künstlers. Er wird sich seiner besonderen Position bewusst und fasst den Entschluss, das ganze Videomaterial nicht bloß zu sammeln, sondern auch auszuwerten. Aus seinem exklusiven Footage soll der erste Film über Street-Art entstehen. Fokussiert auf dieses Ziel begleitet er Shepard Fairey auf Schritt und Tritt. Mit seinem großen Wagemut gewinnt er das Vertrauen der Szene. Mit immer mehr Protagonisten des Street-Art Undergrounds kommt Guetta in Kontakt – bis auf einen, der als der Star der Szene gilt: Banksy. Dem Engländer eilt der Ruf eines Graffiti-Genies voraus, seine Arbeiten erregen Aufsehen weit über die Szene hinaus. Banksy verbindet Street-Art spektakulär mit subversiven politischen Inhalten, sowie humorvoller Kritik an Kunst und Kommerz. Seine Schmuggelaktionen, bei denen er in Galerien unerkannt eigene Bilder neben bekannte Meisterwerke hängt, sind weit bekannt. Guetta beschließt alles daran zu setzen, Banksy ausfindig zu machen und filmt weiterhin Fairey und Co. Guetta sammelt mehr und mehr Material, ohne dass wirklich ein Film dabei entstünde. Währenddessen nimmt Banksys Berühmtheit stetig zu. Die Mauer zwischen Israel und Palästina ziert eines seiner berühmtesten Graffiti: Ein kleines Mädchen, das an Luftballons über die Mauer zu fliegen scheint. Banksy sorgt für Schlagzeilen in der Presse. Guettas Traum geht schließlich per Zufall in Erfüllung, als er durch Shepard Fairey in L.A. an Banksy vermittelt wird, dem er mit seinen Kenntnissen der lokalen Szene helfen soll. Guetta stellt sich ganz in Banksys Dienst, hilft ihm und weicht nicht mehr von seiner Seite. Banksy lässt zu, dass Guetta ihn filmt. Von nun an richtet Guetta den Fokus seiner Dokumentation ganz auf ihn, den internationalen und doch anonymen Helden der Street-Art-Szene. Unter einer Bedingung: Banksy muss unerkannt bleiben. Guetta folgt Banksy nach London. Dort filmt er, skeptisch beäugt von anderen Street-Art Künstlers, Banksys Guerilla-Aktionen. Thierry Guetta hat sein Idol gefunden, und Banksy erkennt den Vorteil, seine vergänglichen Aktionen auf Video festhalten zu können. 2006: Für Banksys erste große Ausstellung in L.A., „Barely Legal“, führen sie zusammen eine riskante Guerilla-Aktion in Disneyland durch, bei der Banksy eine Puppe, die an einen Guantánamo Häftling erinnert, neben einer Achterbahn platziert. Banksy entkommt unbemerkt, aber Guetta, der alles gefilmt hat, muss sich einem stundenlangen Verhör unterziehen. Doch er hält dicht. Banksy ist beeindruckt von Guettas Loyalität, und aus professionellem Vertrauen wird Freundschaft. „Barely Legal“ wird ein überwältigender Erfolg und etabliert Street-Art auf dem internationalen Kunstmarkt. Hollywood-Stars interessieren sich für Banksy, und Sammler zahlen astronomische Summen. Der Hype sorgt auch bei den Künstlern für Erstaunen. Zeit für Banksy, sich mal bei Guetta nach dem versprochenen Dokumentarfilm zu erkundigen, der der Öffentlichkeit ein authentisches Bild von Street-Art vermitteln könnte. 6 Monate später: Als Banksy Guettas fertig gestellten Film sieht, ist er entsetzt: „Life Remote Control“ ist ein krude zusammengeschnittenes Desaster. Möglicherweise nicht das Werk eines Filmemachers, sondern eines „Irren mit einer Kamera“, wie Banksy vermutet. Da Banksy möchte, dass aus dem wertvollen Footage ein brauchbarer Film wird, übernimmt er selber das Material und schickt Guetta zurück nach L.A. Nicht ohne ihn noch zu ermutigen, sich doch selbst als Street-Art Künstler zu versuchen. Was er nicht ahnt: Guetta stürzt sich Hals über Kopf in seine neue Aufgabe ist sofort angefixt vom schnellen Ruhm, als er erkennt wie einfach es ist, mit wenig Mitteln angesagte Kunst zu produzieren, deren Entstehung er über so viele Jahre beobachtet hat. Er verkauft nun endgültig sein Bekleidungsgeschäft, um sich ganz auf die Kunstproduktion zu konzentrieren. Und aus Thierry Guetta wird Mr Brainwash. Da er weder über Technik noch Erfahrung verfügt, beschäftigt Guetta als Mr Brainwash ein Team aus Grafikern und Gehilfen, die seine Werke für ihn fertigen. So ist die Produktivität immens. Guetta riskiert alles, indem er auf gut Glück produziert und immer mehr Helfer einstellt. Innerhalb kürzester Zeit bereitet er seine eigene große Ausstellung in einer riesigen Lagerhalle vor: „Life is Beautiful“, im Juni 2008. An Guettas Besessenheit droht die Ausstellung beinahe zu scheitern: Kurz vor der Eröffnung bricht er sich ein Bein, macht sich keine Gedanken über ein Konzept, und kümmert sich weniger um die Vorbereitungen, als um die Vermarktung seiner Person. Selbstherrlich kommandiert er seine Helfer herum, dabei hat keiner jemals dermaßen unkoordinierte Vorbereitungen erlebt. Als Banksy und Shepard Fairey vom drohenden grandiosen Scheitern erfahren, unterstützen sie ihn mit ihren prominenten Empfehlungen, nichts Böses ahnend. Auch die Presse wird aufmerksam. Im letzten Augenblick wird dann tatsächlich noch alles fertig, und eine Masse wartender Besucher strömt in die Ausstellung. Der Andrang ist so groß, dass schließlich die Absperrungen durchbrochen werden. Mit einem solchen Ergebnis hat niemand gerechnet. Zum Erstaunen seiner ehemaligen Idole Space Invader, Shepard Fairey und Banksy wird Mr Brainwash quasi über Nacht zum Geheimtipp und durchaus geschäftstüchtigen Shootingstar der Street-Art Szene. Die Show von Mr Brainwash wird als Sensation gefeiert, wird in den Kunstmetropolen der Welt gezeigt, und Thierry Guetta verdient Millionen. Am Ende sind die Street-Art Künstlers, die sich ihren Ruhm mühsam erarbeitet haben, ratlos und sogar wütend: Shepard Fairey gibt zu, dass die Idee Guetta zu pushen möglicherweise etwas verfrüht kam. Mr Brainwashs „Kunst“ ist offenbar ein drittklassiger Abklatsch von Pop- und Street-Art. In der Tradition Andy Warhols haben Banksy und Co. die Kunst banalisiert – doch Mr Brainwash hat es geschafft, noch die Banalisierung zu banalisieren, wie Banksy meint. Das Ganze scheint ein Witz zu sein – nur auf wessen Kosten?

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