Trotz lokaler Proteste: Algerien setzt auf Fracking-Gas
Algeriens Staatshaushalt beruht im Wesentlichen auf den Gewinnen aus dem Verkauf von Öl und Gas. Der Ölpreis befindet sich allerdings seit einiger Zeit auf Talfahrt. Die dadurch verloren gehenden Einnahmen, möchte der staatliche Gas- und Ölkonzern Sonatrach nun durch eine Ausweitung des Gasexports kompensieren. Über die nächsten zwei Jahrzehnte sollen daher im Süden des Landes rund 70 Milliarden Dollar in verschiedene Fracking-Projekte investiert werden. Der Konzern hofft, so am Ende aus rund 200 Bohrungen mehr als zwanzig Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr zu fördern.
Algerien würde damit nicht nur wichtige Staatseinnahmen generieren, sondern auch geopolitisch weiter an Bedeutung gewinnen. Schon heute ist das Land der drittgrößte Erdgaslieferant für Europa. Eine erste Probebohrung hat Sonatrach bereits in der südalgerischen Stadt In Salah durchgeführt. Diese verlief nach Angaben des Unternehmens ohne Zwischenfälle, so dass einer zügigen Ausweitung nichts im Wege stehe.
In Salah befindet sich in einem lokalen Generalstreik
Doch die Bevölkerung der Wüstenstadt ist von der neuen Technologie alles andere als überzeugt. Sie befürchtet dauerhafte Schäden für die Umwelt in der Region. Seit Jahresbeginn befindet sich die Stadt daher in einer Art lokalem Generalstreik, bei dem öffentliche Behörden, Schulen und viele Geschäfte geschlossen bleiben. Regelmäßig kommt es zudem zu Protesten auf den Straßen der Stadt, so dass sich der algerische Energieminister Youcef Yousfi gezwungen sah, nach In Salah zu reisen und die Bevölkerung zu beruhigen.
Informationskampagne soll Ängste abbauen
Eine endgültige Lösung des Konflikts konnte er allerdings auch nicht erreichen. Der Süden Algeriens besteht weitestgehend aus Wüste und hinkt in der wirtschaftlichen Entwicklung dem Norden des Landes hinterher. Staatliche Investitionen wären daher grundsätzlich dringend notwendig – die Fracking-Technologie aber trifft bei den Bewohnern auf große Skepsis. Sonatrach hat daher eine Informationskampagne angekündigt, mit der die lokale Bevölkerung für das Projekt gewonnen werden soll.
Quelle: Middleeasteye