Frankreich vor Machtwechsel: Hollande vorn

Paris (dpa) - In Frankreich zeichnet sich nach einem harten Wahlkampf ein Sieg der Sozialisten bei der Präsidentenwahl ab. Kurz vor der entscheidenden Runde am Sonntag sahen sämtliche Meinungsforscher deren Spitzenkandidaten François Hollande als nächsten Staatschef.

Der 57-Jährige kann nach jüngsten Umfragen vom Freitag in der Stichwahl gegen den konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy auf 52,5 bis 53,5 Prozent der Stimmen hoffen. Sarkozy wäre damit abgewählt.

Zum Ende des Wahlkampfs gab sich Sarkozy am Freitag noch einmal kämpferisch. «Ich spüre wie nie zuvor eine Mobilisierung», sagte er am Freitagmittag bei seiner letzten großen Wahlkampfkundgebung in Sables d'Olonne an der Atlantikküste. Es gehe für Frankreich um eine historische Entscheidung. Zuvor hatte er bereits im Radiosender «Europe 1» eine hohe Wahlbeteiligung sowie einen extrem knappen Ausgang der Abstimmung am Sonntag vorhergesagt.

Umfrageinstitute hatten darauf hingewiesen, dass der Abstand zwischen den beiden Kontrahenten zuletzt deutlich schrumpfte. In sämtlichen Umfragen machte Sarkozy im Verlauf der vergangenen Woche Boden gut und gewann bis zu zwei Prozentpunkte.

In der zweiten Runde der Präsidentenwahl sind am Wochenende rund 46 Millionen Franzosen aufgerufen, das Staatsoberhaupt für die kommenden fünf Jahre zu wählen. Sollte Hollande gewinnen, käme 17 Jahre nach dem Ende der Amtszeit von François Mitterrand erstmals wieder ein Sozialist an die Macht. Am Freitag gab es bereits erste Forderungen der Grünen nach Beteiligung an einer linken Regierung.

Der Chef seiner konservativen UMP-Partei, Jean-François Copé, hielt den Medien des Landes Parteinahme zugunsten Hollandes vor. Es habe «eine objektive Allianz» zwischen den Medien und Hollande gegeben, sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP.

In der Bundesregierung stellt man sich nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» bereits auf einen möglichen Machtwechsel ein. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sähe zwar eine Wiederwahl des Konservativen Sarkozy lieber, schreibt das Blatt. Sollte Hollande gewählt werden, würde aber in kürzester Zeit ein gutes Arbeitsverhältnis entstehen, heiße es im Kanzleramt.

Nach deutschen Angaben gibt es noch keinen konkreten Termin für ein erstes Treffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem künftigen französischen Präsidenten. Im Gespräch ist jedoch ein Treffen Mitte Mai in Berlin, also noch vor dem G8-Gipfel am 18. Mai in Camp David (USA), an dem beide teilnehmen werden.

Für Sarkozy hatte es am Donnerstagabend einen neuen schweren Rückschlag gegeben. Der in der ersten Wahlrunde ausgeschiedene Zentrumspolitiker François Bayrou verweigerte ihm wegen des zuletzt stark nach rechts ausgerichteten Wahlkampfes die erhoffte Unterstützung. Er selbst werde für Hollande stimmen, sagte der 60-Jährige bei einer Pressekonferenz in Paris. Seinen Anhängern wolle er allerdings keine direkte Wahlempfehlung geben.

Hollande betonte daher im ostfranzösischen Ort Hombourg-Haut bei seinem letzten großen Wahlkampf-Auftritt vor der Abstimmung mit Blick auf Bayrou: «Ich repräsentiere hier die Linke, zweifellos, aber auch schon mehr als die Linke. Ich repräsentiere alle Republikaner und Humanisten, all die, die Werten und Prinzipien verbunden sind.»

Bayrou war in der ersten Wahlrunde als fünftplatzierter von insgesamt zehn Kandidaten ausgeschieden. Er hatte rund neun Prozent der Stimmen bekommen und lag damit hinter der Rechtspopulistin Marine Le Pen (18 Prozent) und Linksfront-Chef Jean-Luc Mélenchon (11 Prozent). Die Anhänger der ausgeschiedenen Kandidaten gelten bei der Stichwahl als Zünglein an der Waage, weil im ersten Wahlgang am 22. April nur etwas mehr als die Hälfte der Wähler für Sarkozy oder Hollande gestimmt hatten.

Keine große Rolle bei der Wahl spielten französische Medienberichte über eine mögliche Ausweitung der Ermittlungen der französischen Justiz gegen den früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn. Der über eine Sex-Affäre gestolperte sozialistische Spitzenpolitiker - er war ursprünglich als Spitzenkandidat gegen Sarkozy geplant - ließ über seine Anwälte entsprechende Verdächtigungen zurückwiesen. Er habe nie Gewalt gegen Frauen angewendet. Bei den Ermittlungen geht es um gesponsorte Sex-Parties, an denen er einst teilgenommen hatte. Eine der befragten Prostituierten hatte in dem Kontext schon vor Monaten erklärt, ihr sei bei einer dieser Parties Gewalt angetan worden.

Wahlen / Frankreich
04.05.2012 · 18:26 Uhr
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