Zementfrei in die Zukunft: US-Team entwickelt druckfähigen Ton für den Hausbau
Der Bausektor steht vor der Aufgabe, emissionsärmere Materialien zu entwickeln, ohne dabei an Stabilität oder Verarbeitbarkeit einzubüßen. Besonders im Bereich des 3D-Drucks von Gebäuden, der noch immer stark von zementbasierten Mischungen abhängt, gelten neue Materialalternativen als entscheidender Schritt. Ein Forschungsteam aus den USA hat nun ein System vorgestellt, das diese Lücke schließen soll: eine schnell aushärtende, tonbasierte Mischung, die komplett ohne Zement auskommt und dennoch die strukturellen Anforderungen des Bauwesens erfüllt. Der Ansatz verspricht nicht nur eine robustere Umweltbilanz, sondern auch eine bessere Kontrolle über den Druckprozess selbst.

Ton als Baumaterial jenseits traditioneller Grenzen
Ton gilt seit Jahrtausenden als Baustoff, doch für den modernen 3D-Druck war er bislang nur eingeschränkt geeignet. Die neue Mischung basiert auf natürlichem Ton, der chemisch so modifiziert wurde, dass er bei der Extrusion stabil bleibt, aber erst nach dem Druckvorgang rasch aushärtet. Die Forschenden betonen, dass die Materialstruktur nicht zufällig entsteht, sondern gezielt modelliert wird. Wie ein beteiligter Wissenschaftler erklärt: „Wir wollten ein System schaffen, das die Fließ- und Aushärteeigenschaften präzise kontrollierbar macht, ohne die Materialquelle selbst zu verfremden.“ Diese Steuerbarkeit ist entscheidend, weil Wände Schicht für Schicht aufgebaut werden und jede Lage das Gewicht der nächsten tragen muss.
3D-Druck-Ton härtet innerhalb von drei Tagen aus
Zu den bislang größten Hindernissen im 3D-Druck mit mineralischen Materialien zählt die Balance zwischen Verformbarkeit und Belastbarkeit. Ein Material darf beim Austritt aus der Düse nicht zu fest sein, muss aber Minuten später genügend Stabilität aufweisen. Die neue Mischung löst dieses Problem durch ein additives System, das die Struktur des Tons während des Druckens stabilisiert und anschließend innerhalb kurzer Zeit verhärtet. Die Forschenden berichten, dass sich damit auch architektonisch anspruchsvolle Formen realisieren lassen, die mit herkömmlichen Betonalternativen schwierig wären. Ein Mitglied des Teams fasst es zusammen: „Der Übergang vom fließfähigen Material zum tragenden Bauteil erfolgt schneller, als wir es aus zementbasierten Systemen kennen.“
Deutlich weniger CO2 als bei Zement
Dass diese Entwicklung weit über ein akademisches Experiment hinausgeht, liegt vor allem an den ökologischen Kennzahlen. Zementherstellung ist für einen erheblichen Anteil globaler CO₂-Emissionen verantwortlich. Ein tonbasiertes System, das gänzlich ohne Zement auskommt, eröffnet daher eine spürbar nachhaltigere Perspektive für den 3D-Druck im Bauwesen. Zudem lässt sich Ton lokal beschaffen, was Transportwege verkürzt und regionale Bauprozesse unterstützt. Gleichzeitig bietet der Verzicht auf energieintensive Bindemittel die Möglichkeit, kosteneffizienter zu arbeiten, ohne Qualitätsverluste zu riskieren. Die Forschenden sehen in der Kombination aus Umweltfreundlichkeit, schneller Härtung und architektonischer Freiheit einen möglichen Wendepunkt für automatisierte Bauverfahren.

