Wohl über 70 Tote bei russischem Kraftwerksunfall

Moskau (dpa) - Bei der schweren Explosion mit möglicherweise mehr als 70 Toten in Russlands größtem Wasserkraftwerk haben sich Szenen wie in einem Katastrophenfilm abgespielt.

Überlebende sprachen am Tag nach dem Unfall am Sajano-Schuschensker Stausee in Sibirien von «Zuständen wie bei einem Tsunami». Die Betreibergesellschaft nannte es am Dienstag «unwahrscheinlich», dass in den Trümmern des überfluteten und zerstörten Maschinenraums die 64 Vermissten noch lebendig gefunden würden. Am Nachmittag waren zwölf Todesfälle bestätigt. Nach Darstellung von Katastrophenschutzminister Sergej Schoigu besteht keine Gefahr, dass die Staumauer des Kraftwerks einstürzt.

In der Anlage kam es aus bisher nicht geklärter Ursache zu einer schweren Turbinenexplosion, in deren Folge Tausende Tonnen Wasser in den Maschinenraum stürzten. Augenzeugen schilderten der Moskauer Boulevardzeitung «Komsomolskaja Prawda», dass alles blitzschnell gegangen sei. Plötzlich habe das etwa vier Grad Celsius kalte Wasser 20 Meter hoch gestanden, schrieb das Blatt am Dienstag.

Nach Angaben der Zeitung «Kommersant» riss das Wasser innerhalb von Sekunden eine mächtige Mauer nieder. Die Behörden hätten besorgte Anwohner am Telefon lange mit der Behauptung abgewehrt, bei den Vorgängen in der Anlage handele sich um eine Routine-Schutzübung.

Der leitende Arzt eines nahen Krankenhauses sagte, die Bevölkerung müsse sich «auf das Schlimmste» gefasst machen. Die in seine Klinik gebrachten Überlebenden hätten von einer «Katastrophe» gesprochen, sagte Viktor Lebedew dem Internetportal Life.ru. «Als das Wasser eindrang, brach einer der Arbeiter verzweifelt eine Tür auf, ein anderer konnte sich nicht mehr mit dem Aufzug retten», zitierte Lebedew aus den Schilderungen. Die Verletzten seien unterkühlt gewesen und hätten Öl und viel Wasser in den Lungen gehabt.

Die Familien der Angestellten haben 64 Angehörige als vermisst gemeldet. Mindestens zwei Arbeiter kamen mit dem Leben davon, weil sie sich verspäteten. Insgesamt waren am Dienstag mehr als 1000 Rettungskräfte im Einsatz, um die Schäden zu beseitigen. Die Familien der Arbeiter hofften weiter, dass sich ihre Angehörigen vielleicht in einem Hohlraum in Sicherheit bringen konnten.

Die russische Führung sagte den Angehörigen je Todesfall umgerechnet 20 000 Euro Soforthilfe zu. Medien in Moskau bezeichneten das Unglück als schlimmste Katastrophe für die Energieversorgung des Landes seit Jahren. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen eines möglichen Verstoßes gegen die Sicherheitsvorschriften. Nach Recherchen des «Kommersant» hatte ein lokaler Ingenieur bereits 1998 in einem Fachartikel Zweifel an der Stabilität der Statik geäußert.

Laut Katastrophenschutz der Stadt Krasnojarsk wird die vollständige Reparatur der Anlage am Fluss Jenissei in Südsibirien, die auch ein Aluminiumwerk des Oligarchen Oleg Deripaska mit Strom versorgt, vier Jahre oder länger dauern. Analysten bezifferten die finanziellen Verluste für den börsennotierten Betreiber RusHydro auf monatlich etwa 33 Millionen Euro. Die Reparaturkosten würden 200 Millionen Euro zusätzlich betragen.

Die russische Führung hatte erklärt, den Bedarf für die Energieversorgung künftig aus anderen Quellen zu decken. Anwohner befürchteten steigende Energiekosten. In der Region kam es nach der Havarie zu mehreren Stromausfällen. Zudem waren auch Experten zur Bekämpfung eines Ölteppichs im Einsatz, der sich nach der Explosion auf dem 320 Kilometer langen Stausee auf einer Fläche von 25 Quadratkilometern gebildet hatte.

KORR-Ausland / Russland / Energie / Unfälle
18.08.2009 · 16:16 Uhr
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