Wie das Glücksspiel salonfähig wurde

Poker und Blackjack. Zwei typische Casino-Spiele, denen bis vor wenigen Jahren noch der Ruf anheftete, etwas Anrüchiges zu sein. Das Glücksspiel ist zwar beinahe so alt, wie die Menschheit selbst. Doch neu ist das Bild, das wir in Deutschland davon haben. Inzwischen ist insbesondere Poker längst zu einem Massenphänomen geworden. Es herrscht die Überzeugung vor, dass Erfolg in diesem Kartenspiel weniger etwas mit Glück, sondern vielmehr mit Taktik und strategischem Denken zu tun hat. Wie ist es dazu gekommen?
Vom Western zu Bond
Neben rauchenden Colts, galoppierenden Hengsten und einem unbestechlichen Sheriff, gehört das Pokern ins Repertoire eines jeden guten Westerns. Egal ob in den Slapstick-Western mit Bud Spencer und Terrence Hill, oder in ernsten Titeln. Das Spiel mit den 52 Karten hat einen Auftritt sicher. Umweht ist das Glücksspiel dabei immer von einer Aura des Anrüchigen. Üble Halunken, die den braven Protagonisten beim Glücksspiel das aus der Tasche ziehen. Sie greifen dabei auf allerhand schmutzige Tricks zurück. Die Ganoven spielen mit gezinkten Karten oder spähen unter Zuhilfenahme von Spiegeln das Blatt ihrer Gegner aus. Poker spielt beispielsweise im Westren Todfeinde von 1968 eine entscheidende Rolle. Auch hier umweht die Pokerspieler eine Aura des Zwielichts.
Machen wir nun einen Sprung ins Jahr 2006. Casino Royal, der erste Bond mit Daniel Craig als Agent im Auftrag ihrer Majestät. Auch hier geht es um Poker und böse Buben. Doch die Vorzeichen sind diesmal völlig andere. Anstatt üblen Falschspielern das Handwerk zu legen, muss Bond ein Pokerturnier gewinnen. Nun möchte man meinen, dass der berühmteste Geheimagent der Filmgeschichte ein Repertoire von praktischen Hilfsmitteln hätte, um als Sieger den Tisch zu verlassen. Doch weit gefehlt: Gezinkte Karten und versteckte Spiegel haben ausgedient. Bond gewinnt ganz ohne Trickserei. Er siegt, weil er seine Gegner durchschaut und taktisch klug spielt.
An diesen beiden Beispielen aus der Filmgeschichte wird ersichtlich, wie sich die Einstellung zum Glücksspiel in unserer Gesellschaft geändert hat. Längst sind vermeintliche Glücksspiele salonfähig geworden. Es haftet ihnen nicht mehr das Image an, per se eine undurchsichtige Sache zu sein, bei der Falschspieler und Ganoven nie weit entfernt sind. Vielmehr sind sie zu einer gesellschaftlich akzeptierten Variante des Zeitvertreibs geworden. Insbesondere in Deutschland erfreuen sie sich großer Beliebtheit, im Vordergrund stehen die Taktik und das strategische Geschick. Mit dazu beigetragen haben auch die massive Verbreitung von Online Poker und Online Blackjack. So ist das Spielerlebnis inzwischen jederzeit und überall möglich. In vergangenen Zeiten war ein Besuch in der Spielbank dagegen unvermeidlich.
Poker ist Hip
Der zuvor beschriebene Wandel des vermeintlichen Glücksspiels von einer anrüchigen Beschäftigung zu einem sozial anerkannten Zeitvertreib, ist dabei durchaus als ein Phänomen unserer Zeit zu betrachten. In einer stetig liberaler werdenden Gesellschaft, werden vermeintliche Tabus von Zeit zu Zeit hinterfragt. Dies gilt für alle Bereiche des Lebens und damit auch für das vermeintliche Glücksspiel. Insbesondere im Bezug auf Poker hat sich die gesellschaftliche Meinung erheblich geändert. Inzwischen gibt es eine unüberschaubar große Anzahl von Büchern, die sich nur mit der richtigen Strategie beim Poker befassen. Allein für die Handkarten beim Texas Hold’em gibt es über 133 Millionen verschiedene Möglichkeiten. Auch die psychologische Komponente ist nicht zu unterschätzen. Professionelle Pokerspieler setzen sogar auf Erkenntnisse aus der Vernehmungsforschung. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von professionellen Poker- Spielern, die ihren Lebensunterhalt mit dem Kartenspiel bestreiten. Doch ihr Einkommen besteht nicht nur aus den Gewinnen bei den Turnieren. Längst sind viele Spieler selbst zu Stars geworden und damit wiederum für die Werbebranche interessant. Auch das deutsche Fernsehen hat den Trend erkannt. So gibt es einerseits Übertragungen von professionellen Pokerturnieren. Darüber hinaus hat sich die Ausstrahlung von Pokerrunden mit der Beteiligung von verschiedenen Prominenten bewährt.
Die EU machte den Weg frei
Als historisches Datum für Spielfreunde in Deutschland gilt der 8. August 2010. Damals kippte der europäische Gerichtshof in Luxemburg das deutsche Staatsmonopol auf Glücksspiel. Denn bis zu diesem Zeitpunkt war allein der Staat bemächtigt gewesen, in Deutschland Glücksspiel anzubieten. Doch die Luxemburger Richter sahen darin einen Verstoß gegen geltendes EU-Recht. So ist es seitdem Anbietern wie 32Red oder goldentigercasino erlaubt, Online-Casinos auch in Deutschland anzubieten.
Das Urteil wurde seinerzeit insbesondere von deutschen Sportfunktionären begrüßt. Denn neben Online-Casinos, öffnete der Richterspruch auch den privaten Anbietern von Sportwetten den Markt in Deutschland. Begründet hatten die Richter das Urteil damit, dass die deutsche Argumentation, wonach die Nutzer davor geschützt werden sollten, der Spielsucht zu verfallen, nicht zulässig sei. Denn auch die staatlichen Glücksspielanbieter würden ihre Produkte bewerben. Insofern sei eine Argumentation in diese Richtung nicht zulässig.

