Wehrdienst-Kompromiss bringt Bewegung in deutsche Verteidigungspolitik
Die Regierungsparteien Union und SPD haben sich auf die Neugestaltung des Wehrdienstes in Deutschland geeinigt und damit einen langanhaltenden Konflikt beigelegt. Ein zentraler Punkt der Übereinkunft ist die flächendeckende Musterung ab dem Jahrgang 2008, mit der ab 2026 begonnen werden soll. Zudem einigten sich die Parteien darauf, dass der Bundestag bei unzureichender Freiwilligenzahl eine Bedarfswehrpflicht beschließen kann. Eine zufallsbasierte Auswahlmethode für den Wehrdienst soll als Ultima Ratio dienen, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen.
Verteidigungsminister Boris Pistorius zeigte sich optimistisch und erklärte, dass das Freiwilligenprinzip in anderen europäischen Nationen erfolgreich funktioniert. Er trat zudem etwaigen Ängsten entgegen und betonte die Bedeutung einer starken und abschreckenden Verteidigung, um indirekt den Frieden zu sichern – Erfahrungen aus dem Kalten Krieg würden dies bestätigen. Die Uniformierten sollen einen Bruttolohn von etwa 2.600 Euro erhalten, und das Konzept des freiwilligen Wehrdienstes wird als besonderes Engagement beibehalten.
Neu ist die Einführung des Status „Soldat auf Zeit“ ab einer Verpflichtungsdauer von zwölf Monaten. Mit dieser Umstrukturierung soll die Bundeswehr massiv aufgestockt werden, um den geänderten sicherheitspolitischen Anforderungen innerhalb der NATO zu begegnen.
Kritik an dem Kompromiss kommt von verschiedenen Seiten: Die Grünen sprechen von einer "Verschlimmbesserung" der vorliegenden Pläne und bemängeln den gestiegenen bürokratischen Aufwand. Auch Stimmen aus der Opposition von Die Linke und der FDP zeigen sich wenig begeistert. Derweil bleibt abzuwarten, wie sich die Freiwilligenzahlen entwickeln werden und ob tatsächlich auf die Bedarfswehrpflicht zurückgegriffen werden muss. Die Zielmarken für die Aufstockung der Truppenstärke sind jedoch klar definiert und werden mit Spannung erwartet.

