Was heißt eigentlich reich? Europas ungleiche Reichtumsgrenzen
Zwischen Luxus und Lebenshaltung
Die Spannweite ist enorm: Während ein Drei-Personen-Haushalt in Luxemburg mindestens 175.000 Euro pro Jahr braucht, um zu den obersten zehn Prozent zu zählen, reichen in der Türkei bereits 19.000 Euro. Deutschland liegt mit rund 120.000 Euro im oberen Mittelfeld.

Doch nominale Zahlen täuschen. Entscheidend ist, was das Geld im Alltag wert ist. Nach Kaufkraftbereinigung schrumpfen hohe Einkommen in teuren Ländern deutlich, in Luxemburg etwa von 175.000 auf rund 130.000 Euro reale Kaufkraft.
In günstigeren Ländern hingegen wächst der gefühlte Reichtum: Türkische Top-Einkommen liegen kaufkraftbereinigt auf Augenhöhe mit südeuropäischen Einkommen.
Die Kluft zur Mitte
Noch spannender ist der Blick auf die Mitte der Gesellschaft. In der Slowakei trennen Mittlere und Spitzeneinkünfte nur etwa 65 Prozent (der kleinste Abstand in Europa).
In Deutschland oder Frankreich dagegen müssten Durchschnittshaushalte ihr Einkommen nahezu verdoppeln, um zu den oberen zehn Prozent aufzuschließen.
In der Türkei ist die Differenz am größten: Die Reichsten verdienen mehr als das Dreifache der Mittelschicht.
Wohlstand in wenigen Händen
Im europäischen Durchschnitt vereinen die obersten zehn Prozent rund ein Viertel aller Einkommen auf sich. In zwei Ländern liegt dieser Anteil sogar bei mindestens 30 Prozent, ein Zeichen wachsender wirtschaftlicher Konzentration. Je höher die Ungleichheit, desto stärker verschiebt sich auch das politische Gewicht: Wer mehr besitzt, bestimmt oft auch mehr mit.
Die Zahlen zeigen: Reichtum ist keine feste Größe, sondern ein bewegliches Ziel und vielleicht auch eine Frage der Perspektive.



