Waldbrände bedrohen jetzt auch Munitionslager

Moskau (dpa) - Russland ist durch die katastrophalen Waldbrände mit immer neuen Gefahren konfrontiert. Soldaten brachten am Donnerstag aus einem Munitionslager Raketen und Artillerie an einen sicheren Ort.

Daneben befürchtete der russische Zivilschutz, dass sich die radioaktive Strahlung durch die Feuerwalze erhöhen könnte. Das flammende Inferno breitete sich weiter aus.

Unterdessen stieg die Zahl der Toten durch die Feuersbrunst am Donnerstag um 2 auf 50. Russische Hilfsorganisationen gehen jedoch davon aus, dass es weit mehr Opfer gibt. Hunderte wurden verletzt, Tausende sind obdachlos. Verzweifelt kämpfen Hunderttausende Rettungskräfte gegen die gewaltige Feuersbrunst an - zugleich wächst die Kritik an der politischen Führung.

Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht. Es gibt weiter keinen Regen in der größten Gluthitze seit mehr als 130 Jahren. Die Temperaturen sollen am Freitag vielerorts auf über 40 Grad steigen.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums hatten sich die Waldbrände bedrohlich der Garnison in Naro-Fominsk genähert. Die Anlage liegt im Moskauer Wehrbezirk, wie die Agentur Interfax meldete. Nach Augenzeugenberichten breiten sich die Flammen im ganzen Land wegen starken Windes oft mit rasanter Geschwindigkeit aus.

Nach Angaben des Zivilschutzes besteht zudem die Gefahr, dass der Boden, der 1986 durch die Atomkatastrophe von Tschernobyl (Ukraine) besonders verseucht wurde, mit den Flammen und der Asche in die Luft gewirbelt werde. Das erklärte Zivilschutzminister Sergej Schoigu. Es werde alles getan, um dies zu verhindern. Vor allem die Region Brjansk in der Nähe der Ukraine und Weißrusslands werde auch mit zusätzlichen Schadstoffmessungen kontrolliert. Bisher sei es gelungen, Brände dort schnell zu löschen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bot Kremlchef Dmitri Medwedew in einem Telefonat Hilfe bei der Bekämpfung der Waldbrände an. Nach Angaben der Bundesregierung äußerte Russland zunächst aber keine konkreten Wünsche nach deutscher Hilfe. Auch die Europäische Union wurde von Moskau bisher nicht um Hilfe gebeten. Deshalb gebe es auch keine Pläne, Hilfsmechanismen in Gang zu setzen, sagte ein EU- Sprecher in Brüssel.

Am Donnerstag waren etwa 850 Wald- und Torfbrände registriert, wie das Zivilschutzministerium in Moskau mitteilte. Landesweit wurden Dörfer evakuiert. In der Umgebung des atomaren Forschungszentrums in Sarow rund 400 Kilometer östlich der russischen Hauptstadt verhinderten zahlreiche Helfer ein Vordringen der Flammen. Auch Löschflugzeuge wurden eingesetzt.

In Togliatti an der Wolga brachten die Behörden zwischenzeitlich 1700 Menschen wegen dichten Qualms in Sicherheit. Ein Park war in Brand geraten. Hingegen verzog sich in Moskau vorerst der beißende Rauch von den Torfbränden rund um die Millionenmetropole.

Wegen der schweren Dürre und der verheerenden landesweiten Brände stoppt Russland vom 15. August an seinen Getreideexport. Die Regelung gelte bis 31. Dezember, sagte Regierungssprecher Dmitri Peskow. Zuvor hatte Regierungschef Wladimir Putin ein zeitweiliges Exportverbot befürwortet - auch für Produkte aus Getreide. Russland wollte in diesem Jahr 15 Millionen Tonnen exportieren.

Moskau hatte wegen der extremen Trockenheit die Prognose für die Getreideernte bereits deutlich nach unten korrigiert - auf etwa 70 Millionen Tonnen. Die Preise für Lebensmittel sind wegen der Dürre- und Brandkatastrophe schon um etwa 15 Prozent gestiegen.

Russland ist einer der weltgrößten Exporteure von Weizen. Daher erwarten Experten Turbulenzen auf den internationalen Getreidemärkten, wenn die Lieferungen ausbleiben. Falls die Wald- und Torfbrände sich weiter ausbreiteten, könnte sich nach Einschätzung der Vereinten Nationen weltweit auch das Holz verknappen.

«Das Ausmaß dieser Katastrophe zeigt den Zusammenbruch der Regierung», sagte Kommunisten-Chef Gennadi Sjuganow der Agentur Interfax. Er kritisierte vor allem das Waldgesetz, das der damalige Präsident und heutige Regierungschef Wladimir Putin 2007 erlassen hatte. Demnach sind Pächter oder örtliche Verwaltungen für die Brandvorsorge verantwortlich und nicht wie früher die Forstverwaltung.

Der Autobauer Volkswagen nahm inzwischen die Produktion in seinem Werk in Kaluga südlich von Moskau wieder auf, die wegen der starken Rauchentwicklung gestoppt worden war.

Brände / Wetter / Russland
06.08.2010 · 06:20 Uhr
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