Vorhang auf: Neun neue Trainer - Ein Favorit
Unter besonderem Erfolgsdruck steht dabei Louis van Gaal, der den mit Neuverpflichtungen für 50 Millionen Euro verstärkten FC Bayern München nach einer verkorksten Saison zum 22. Meistertitel führen soll. Gelingt dennoch Titelverteidiger VfL Wolfsburg, der den VfB Stuttgart zum Saison- Auftakt empfängt, oder dem Hamburger SV, FC Schalke 04, Werder Bremen oder Bayer 04 Leverkusen erneut den Liga-Goliath zu schlagen?
«Ich denke, Meister wird der FC Bayern», meinte Wolfsburgs neuer Coach Armin Veh, der das schwere Erbe von Felix Magath angetreten hat und auf das zusammengehaltene Meisterteam um den «Fußballer des Jahres» Grafite bauen kann. «Es ist nicht einfach, einen solchen Erfolg zu wiederholen.» An einem neuen Meister-Coup arbeitet Magath bei den Schalkern, die sich seit 1958 nach dem Titel sehnen. «Wenn ich sage, dass wir dieses Jahr ins internationale Geschäft wollen, dann ist da viel Hoffnung dabei», warnte er vor zu hohen Erwartungen in dieser Spielzeit.
Zu den Mitfavoriten in der WM-Saison zählt auch der Hamburger SV, der in der vorigen Saison in den Halbfinals von UEFA- und DFB-Pokal von Werder Bremen gestoppt wurde. Rund 24 Millionen haben die Hanseaten für neue Spieler ausgegeben, aus denen Coach Bruno Labbadia eine schlagkräftige Einheit formen soll. «Wir wollen Spaß an unserem Spiel haben und Spaß vermitteln», so Labbadia. Sein alter Arbeitgeber in Leverkusen setzt auf die Erfahrung des ältesten Bundesliga-Coaches Jupp Heynckes, um endlich wieder in das internationale Geschäft zu kommen. Der 64-Jährige ist einer von neun neuen Trainern, die geholt wurden - nie zuvor gab es so viele Wechsel auf den Chefsesseln.
Senkrechtstarter ist dabei Thomas Tuchel, der noch vor dem Liga-Start beim Aufsteiger FSV Mainz 05 Nachfolger des entlassenen Jörn Andersen wurde. «Ich habe keine Angst», meinte Tuchel vor seiner Premiere gegen Bayer 04 Leverkusen. Ziel der Mainzer ist ebenso wie bei den Mitaufsteigern 1. FC Nürnberg und SC Freiburg der Klassenverbleib.
Die Attraktivität der Renommier-Liga sollen neue Stars steigern. Mit rund 178,5 Millionen Euro an Investitionen für neue Spieler hat die Liga schon knapp einen Monat vor Transferschluss die Rekordmarke von 171 Millionen Euro der Saison 2007/08 übertroffen. Der FC Bayern nahm allein 30 Millionen Euro aus der Kasse, um Torjäger Mario Gomez aus Stuttgart zu holen, und gab elf Millionen Euro für den Ukrainer Anatoli Timoschtschuk aus. Bayern-Präsident Franz Beckenbauer schwärmt vom neuen Kader: «Die beste Mannschaft aller Zeiten.»
Als Gomez-Ersatz verpflichteten die Schwaben den Russen Pawel Pogrebnjak und holten zudem Alexander Hleb als Leihgabe vom FC Barcelona zurück. Borussia Dortmund geht mit dem argentinischen «Welttorjäger des Jahres» Lucas Barrios in die neue Saison. Hysterie und Hype löste die Rückkehr von Nationalstürmer Lukas Podolski zum 1. FC Köln schon vor dem Anpfiff aus.
Offen ist, wie die Fans die neuen Anfangszeiten annehmen. Die neun Partien pro Spieltag werden erstmals auf fünf verschiedene Anfangszeiten aufgesplittet. Die wichtigste Neuerung ist das «Spiel der Woche» samstags um 18.30 Uhr; fünf Begegnungen werden wie gewohnt um 15.30 Uhr angepfiffen. Dazu kommt das Freitags-Spiel (20.30 Uhr) sowie zwei Partien am Sonntag, die um 15.30 und 17.30 Uhr beginnen.
Das Live-Erlebnis wollen sich die Fans dennoch in den Stadien nicht nehmen lassen. Rund 450 000 verkaufter Dauerkarten bedeuten eine neue Rekordmarke. Angesichts der großen Fernseh-Präsenz des Profi-Fußballs ließen sich Wirtschaftsunternehmen die Werbung auf den Trikots der 18 Erstligisten mehr denn je kosten: Fast 130 Millionen Euro bezahlten sie dafür. Die fetten Jahre scheinen angesichts der Wirtschaftskrise dennoch für den deutschen Profi-Fußball vorbei zu sein. Nach einem halben Jahrzehnt des ökonomischen Aufschwungs ist bei den 36 Erst- und Zweitligisten 2009 eine Verschlechterung der Finanzlage eingetreten. Ein Drittel der Vereine schrieb nach Abschluss der Saison 2008/09 Rote Zahlen.